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1937 - Stimmen aus dem Hyperraum

Titel: 1937 - Stimmen aus dem Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Strukturen auftauchen?
    So hat Boyt Margor ihn gesehen, ein anderer Mutant, der in den Hyperraum schauen und greifen konnte, gut dreizehnhundert Jahre vor deiner Geburt, Tuyula. Aber wenn man sich so lange im Hyperraum aufgehalten hat, wie es bei mir der Fall war, lernt man schließlich, ihn zu sehen, wie es einem gefällt, immer wieder anders, schon der Abwechslung halber.
    Siebzehn Jahre sind eine lange Zeit. Eine kleine Ewigkeit, kleines Mädchen.
    Vor siebzehn Jahren haben sie mich inhaftiert, Tuyula. Nur sechzehn Tage lang konnte ichmich damals auf Terra meiner Freiheit erfreuen, dann haben sie mich mit einem Anti-ESPER-Schirm festgesetzt.
    Sie wußten nicht, was sie taten, meine Kleine.
    Sie haben mich einen Mörder genannt. Dabei merze ich nur aus, was Farbe an sich hat. Sie haben mich verrückt genannt und bezweifelt, daß es die Hypermacht gibt, der ich diene: Die mir befohlen hat, jede Farbe auszumerzen.
    Aber sie kamen nicht an mich heran.
    Ich habe mich ihnen entzogen.
    Es war ganz einfach.
    Wenn man es kann.
    Ich habe mich in ein Koma versetzt.
    Es gelang ihnen nicht, mich daraus zu erwecken. Was sind sie mir doch unterlegen, mein Liebes! Sie haben vielleicht vermutet, daß ich in einem freiwillig gewählten Scheinkoma lag, doch sie konnten nichts dagegen tun. Sie konnten mich nicht zurückholen.
    Kannst du dir vorstellen, wie es ist, hyperphysikalische Vorgänge zu hören und zu sehen? Kann sich irgend jemand so etwas vorstellen, der es nie gehört und gesehen hat?
    Stell dir vor, ein Raumschiff geht, Millionen Kilometer von dir entfernt, in den Überlichtflug, und deine Sinne nehmen es wahr. Ein schreckliches Kreischen. Ein Blitzen und Donnern. Eine Synergie der Sinne, mehr noch, eine Synästhesie.
    Vielleicht kann ich es dir so erklären, meine Kleine: die Reizempfindung eines Sinnesorgans bei Reizung eines andern. Du hörst bestimmte Töne und siehst statt dessen bestimmte Farben. Alle Wahrnehmungen verwischen, werden eins.
    Der Hyperraum ist unendlich mannigfaltig.
    All diese schiefen Bilder, die die Literaturkritik ihren Opfern vorwirft, werden im Hyperraum Wirklichkeit. Ich kann es dir nur beschreiben, indem ich als Hilfe eine völlig unzureichend ausgedrückte Verschmelzung mehrerer Sinneseindrücke heranziehe.
    Du weißt, was mit einem schreienden Rot gemeint ist. Im Hyperraum schreit die Farbe Rot tatsächlich.
    Buchstäblich.
    Denn im Hyperraum kann ich Farben ausmachen.
    Gelegentlich.
    Farben des Bösen.
     
    *
     
    Meine Welt war schwarzweiß.
    Meine ganze Welt.
    Auch die des Hyperraums, in den ich in jeder Sekunde der siebzehn Jahre meines Scheinkomas auf Mimas Einblick hatte. Meine Aktivitäten waren im Standarduniversum nicht anzumessen, Tuyula. Meine Häscher bekamen nichts von dem mit, was ich tat. Doch mein Geist war noch nie zuvor im Leben so rege gewesen wie in dieser Zeit der scheinbaren Abwesenheit. Ich durchwanderte den Hyperraum, erforschte ihn in allen Facetten.
    Und ich war nicht allein.
    Ich bekam dabei Hilfe und Anleitung.
    Zuerst sah ich den Hyperraum tatsächlich nur als unendliche Schwärze, in der aber immer verschwommene Strukturen auftauchten. Anfangs konnte ich sie nicht deuten. Es fehlt mir an Worten, dir genau zu beschreiben, was ich damals sah, Tuyula.
    Stell dir vor, du wärest in einer großen Wolke gefangen, die dich vollständig umhüllt! Deine Sicht ist begrenzt. Du weißt, daß sich hinter dieser Wolke noch etwas befindet, doch du kannst es nicht sehen. Du weißt nicht, wie weit entfernt es ist.
    Vielleicht zehn Zentimeter, vielleicht zehn Millionen Lichtjahre.
    Oder hundert.
    Oder tausend.
    Denn wenn du den Hyperraum durchwanderst, mußt du in solchen’ Maßstäben denken.
    Stell dir vor, diese schwarze Wolke würde dich einerseits eng umhüllen und wäre andererseits unendlich.
    Das ist der Hyperraum.
    Dieses fünfdimensionale Kontinuum ist dem Einsteinraum übergelagert und hat normalerweise keine Verbindung mit ihm. Stell dir vor, daß der Hyperraum den Normalraum zusammenzieht, Entfernungen verkürzt. Wenn du ihn richtig handhaben kannst, betrittst du ihn, Tuyula, und dann obliegt es deiner Entscheidung, ob du ihn in drei Metern Entfernung wieder verläßt oder in drei Millionen Lichtjahren Entfernung.
    Aber so weit bin ich noch nicht, meine Kleine.
    Noch lange nicht.
    Jedenfalls nicht körperlich.
    Nur im Geiste.
    Zumindest habe ich in diesen siebzehn Jahren gelernt, mich im Hyperraum zu orientieren. Stell dir diese schwarze Wolke nun als Baum vor, als

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