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194 - Die Hölle der Erkenntnis

194 - Die Hölle der Erkenntnis

Titel: 194 - Die Hölle der Erkenntnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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»Soll das heißen, dass Daagson tot ist?« Niemand antwortete.
    Sie gingen auf drei Eingänge in der Felswand zu. Durch den mittleren, den größten, hatte man sie vor vielen Tagen in jene Höhle gebracht, wo die greisen Schamanen sie betäubt hatten.
    Und vor dem gleichen Eingang hatten sie Aruula sitzen sehen, als sie nach dem mörderischen Kampf in der unterirdischen Höhlenstadt wieder zurück ans Tageslicht gekommen waren.
    Aruula…! Sehnsucht und Sorge fuhren Matt Drax wie Stiche durch die Brust.
    Sie traten durch den linken, niedrigsten Eingang in eine von Fackeln erleuchtete Höhle. Nach ein paar Schritten sah Matt Drax die Wasseroberfläche eines kleinen Sees im Feuerschein glitzern. Er und Rulfan blieben stehen und sahen sich um.
    Zusammengefaltete Tücher lagen auf einem Gestell aus Holz und Leder, das wie eine Bank aussah. Daneben entdeckten sie einen Stapel Kleider.
    »Was soll das?«, fragte Rulfan schroff. »Sagtet ihr nicht, der Ahne würde uns rufen?«
    Ulros, der neue Anführer der Anangu, schnitt eine grimmige Miene und deutete auf den Höhlenteich. »Erst baden.«
    Matt und Rulfan sahen einander unschlüssig an. »Warum nicht?« Matt Drax zuckte mit den Schultern. Er tat gleichgültig, in Wahrheit aber schmachtete er nach einem Bad.
    Sie zogen sich aus, warfen ihre Kleider auf die Steine am Ufer des Höhlenteichs und stiegen in das Wasser. Es war eiskalt – und es tat unbeschreiblich gut.
    Matt tauchte unter, und als er auftauchte, hörte er Rulfan brüllen: »Finger weg!« Zu spät – blitzschnell hatten zwei Anangu die Kleidung des Albinos durchwühlt und danach jedes Stück zu ihm ins Wasser geworfen.
    »Waschen«, blaffte Daagsons Nachfolger Ulros und hielt sich demonstrativ die Nase zu. Rulfan fluchte und schwamm zu seinen Kleidern.
    Schon machten die beiden Anangu sich über Matthew Drax’
    Garderobe her. »Lasst das!« Mit kräftigen Schwimmzügen schwamm Matt zum Ufer. »Das Zeug ist aus selbst reinigendem Material!« Einer der schwarzen Krieger tastete seine Kleider ab, der andere hatte sich seine Gurttasche geschnappt und öffnete sie. Matt stemmte sich aus dem Wasser und sprang den Anangu an. Gemeinsam gingen sie zu Boden.
    Brüllend vor Wut sprang Ulros herbei, riss sein Kurzschwert aus der Scheide und holte aus.
    ***
    Die Unruhe unter den Daa’muren steigerte sich zu einer kollektiven Erregung. Der Sol spürte es an Abertausenden Auren: Das Raunen, Wispern, Rauschen und Flüstern in den oberen Kristallhöhlen des Wandlers, in seiner Umgebung und in der Ferne rund um das Kraterseebecken veränderte sich. Es wurde lauter, floss zu einem fast einheitlichen Strom zusammen, zu einem konzentrierten Lauschen.
    Ora’sol’guudo machte sich nichts vor: Viele – wahrscheinlich sogar alle – beobachteten ihn und seine beiden Vertrauten mental, während sie hier in der Zentrale des Wandlers der anschwellenden Gravitationsstrahlung auf den Grund gingen. Keinem Daa’muren konnte es ja auf Dauer verborgen bleiben, was im Wandler geschah!
    Und warum auch nicht? Sollten sie doch alle Zeugen dieser unerwarteten Entwicklung werden! Sollten sie doch hinunter bis zum geringsten Leq miterleben, wie die Triebwerke ansprangen, wie der Wandler startete und wie er den Zielplaneten aus seiner Umlaufbahn in Richtung Zentralgestirn schob!
    Bilder aus uralten Zeiten strömten dem Sol plötzlich aus den Auren seines Volkes entgegen. Bilder vom heimatlichen Doppelgestirn
    Mu’ran,
    Bilder des Magma-Ozeans
    Quar’bool’wiut, Bilder von Daa’murenstädten auf in dampfendem Magma schwimmenden Oqualunen. Die kollektive Erinnerung seines Volkes überflutete Ora’sol’guudos Aura.
    (Alle spüren es!) Liob’lan’taraasis’ Aura vibrierte vor Erregung. (Merkt ihr es auch? Alle wissen, dass es geschehen wird! Alle erinnern sich des Beginns!) Sie hatte Recht. In geradezu feierlicher Harmonie pulsierten Zehntausende von ontologisch-mentalen Substanzen Aura an Aura. Und während tief im Inneren des Wandlers die energetischen Schwingungen häufiger und deutlicher wurden, verschmolzen die Daa’muren im wehmütigen Andenken an jene fernen Augenblicke des Abschieds, des Opfers und des Aufbruchs und in erregter Erwartung eines Neubeginns. Schon glaubte der Sol zu fühlen, wie der Zielplanet sich aus der Umlaufbahn bewegte, schon spürte er die Hitze des näher rückenden Zentralgestirns, und auf seiner Schuppenhaut meinte er bereits heißes Magma zu spüren.
    (Deine Aura berührt mich wie eine große Hitze, mein

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