1940 - Tanz der Träumer
Minuten später kehrte der Träumer in das Schiff zurück. Nach Tagen der Vorbereitung und nachdem die OrrRawwen und Arrorer keinerlei Abweichungen vom normalen Verhalten mehr zeigten, war der Zeitpunkt gekommen.
Die INTURA-TAR lag startklar auf der Oberfläche von Smyrno. Pezzo-Orr und seine Artgenossen warteten nur darauf, daß der Gott in seinem Allerheiligsten das Signal zum Aufbruch gab.
„Puydor hat nur diese eine Chance", sagte Icho Tolot. „Mein Vorschlag lautet, auf direktem Weg nach Na’Call im Kugelhaufen Roy’Camar zu fliegen. Wie ich Mike einschätze, wird er den Planeten inzwischen in eine uneinnehmbare Festung verwandelt haben. Gegen ihn und seine ständig gewachsene Flotte haben wir nur dann eine Chance, wenn Jii’Nevever einen Grund sieht, ihm einen Angriff auf uns auszureden."
„Ich sehe das auch so." Tiff nickte und warf einen Blick auf die dreidimensionale Sternkarte.
„Jii’Nevever wird an einem Wiedersehen mit ihrem totgeglaubten Bruder interessiert sein. Mehr noch, die Erkenntnis, daß er lebt, wird sie bereit zur Zusammenarbeit machen. Vielleicht ändert sie sich unter dem Eindruck seines Anblicks und verliert den Haß, den sie in all den Jahrtausenden entwickelt hat."
„Und wenn nicht?" hakte Gucky nach.
„Dann kann Guu’Nevever immer noch seine positive Ausstrahlung zum Einsatz bringen. Daß er nichts von seiner gedanklichen Kraft eingebüßt hat, wissen wir. Wir haben es in diesem Schiff erlebt. Wenn er diese Kraft in die richtigen Bahnen lenkt, geschieht es zum Wohl der Völker Puydors. Sein Drang, sich erneut mit seiner Schwester zu vereinigen, ist ungebrochen."
Dem stimmten die beiden Gefährten vorbehaltlos zu.
Die letzte Schleuse der INTURA-TAR machte dicht. Die Positroniken leiteten den Countdown ein und führten die letzten Checks durch.
Die beiden SERUNS zeigten den 1. Juli terranischer Standardzeit an, als ein Zittern den mächtigen Leib des keilförmigen Schiffes durchlief.
Undeutlich erkannte Tiff auf dem großen Wandschirm die Silhouetten einiger Smyrnen. Sie winkten mit ihren Tentakeln und brachten sich dann aus der Nähe der INTURA-TAR in Sicherheit.
Der Sog der zähflüssigen Atmosphäre setzte ein und riß alles mit sich, was nicht festgewachsen war.
Stampfend und schwankend gewann das Schiff an Höhe und raste eineinhalb Stunden später in den freien Raum über Smyrno hinaus. Dort nahm es Kurs auf das neue Ziel: den Kugelsternhaufen Roy’Camar.
„Ich drücke uns die Daumen", sagte Tiff und blickte nacheinander die Gefährten und die Priester im KommandoTempel an. „Zwei Waffen haben wir an Bord. Mit einer von beiden werden wir es schaffen."
„Deine Zuversicht in allen Ehren", grollte Icho Tolot. „Aber wir sollten nicht zu siegessicher sein. Das macht leichtsinnig."
„Du sprichst schon wie Perry", beschwerte sich Gucky und blinzelte Julian Tifflor zu. „Ein Glück, daß er nicht in der Nähe ist. Ihr habt natürlich wie immer beide recht. Wir bleiben auf dem Teppich. Der Erfolg stellt sich dann von alleine ein. Basta!"
6.
„Sag die Wahrheit! Wie hast du es geschafft, dich dem Einfluß der Träumerin zu entziehen?"
Der schuppenbedeckte Körper des Rawwen zuckte zusammen. Die Wahrheitsdroge wirkte auf ihn, aber noch nicht entscheidend.
„Einfluß?" zischte der Rawwe. „Was für ein Einfluß?"
Vorgen-Atta ließ über eine Kanüle einen neuen Schub der Wahrheitsdroge unter die Schuppen des Rawwen fließen. Sein Artgenosse stieß einen häßlichen Schrei aus.
Vorgen-Atta versuchte es ein letztes Mal mit Geduld.
„Du wolltest den Statthalter töten. Hast du das vergessen? Wie schützt du dich gegen die wunderbaren Beeinflussungen von Jii’Nevever?"
„Beeinflussungen?" Der Rawwe bäumte sich auf. „Ich hasse Träume. Die Verrückte will mir ständig einreden, daß ich etwas tun soll, was ich nicht tun will."
Der Stellvertreter Michael Rhodans zuckte zusammen.
„Du sprichst von Jii’Nevever. Du beleidigst die Träumerin!"
„Na und? Was bringt sie mir? Wenn du es genau wissen willst, kann sie mir gestohlen bleiben. Und jetzt mach endlich Schluß!"
Vorgen-Atta wahrte mühsam die Fassung. Er warf einen irritierten Blick auf die Anzeigen zahlreicher Geräte. Der Rawwe sprach auf jeden Fall die Wahrheit, er glaubte intensiv an all das, was er von sich gab. Und seine Gehirnleistungen waren normal, es gab keinerlei Anzeichen dafür, daß er aus der Art geschlagen war.
„Sage mir, was los ist! Warum widerstehst du der Kraft
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