1947 - Finale in Mirkandol
ich dieses Auditorium auf, einen Abgesandten der neuen, der künftigen Regierung der Liga Freier Terraner zu hören."
„Und wer sollte das sein?" fragte der arkonidische Versammlungsleiter ahnungslos.
Solder Brant warf sich in die Brust. „Selbstverständlich ich!" Ratloses Schweigen breitete sich in der Versammlung aus. Rein diplomatisch war der Sachverhalt klar. Solder Brant war kein anerkannter Delegierter der galaktischen Vollversammlung; er besaß weder Auftrag noch das Vertrauen einer anerkannten Regierung. Folglich konnte man ihn nicht einfach sprechen lassen. Die überkommenen Regeln waren da völlig eindeutig. Auf der anderen Seite aber war das Galaktikum eine sehr neue Institution, und es waren noch längst nicht alle Umgangsformen und Spielregeln vereinbart und schriftlich fixiert worden. Es gab keine richtige Tagesordnung, es gab keine allgemein als verbindlich erachtete Geschäftsordnung, es gab nichts, was in diesem Problemfall als Regel hätte zitiert und angewendet werden können.
Es war Cistolo Khan, der zum allgemeinen Erstaunen das Problem löste. „Wenn dieser Mann reden will", rief der LFT-Kommissar laut in das allgemeine Stimmengewirr hinein, „lasst ihn einfach reden. Ich stelle ihm einen Teil meiner eigenen Redezeit zur Verfügung!" Das war ein geschickter Schachzug, und allgemeiner Beifall war die Reaktion auf den Vorschlag Cistolo Khans. Das Problem war damit gelöst, und da es keine Begrenzung der Redezeit gab, hatte Khan keinen Nachteil davon. Im Gegenteil: Was immer Solder Brant nun sagte, war seine eigene private Meinung, nicht aber eine Stellungnahme Terras oder gar der gesamten Liga Freier Terraner. Letztlich gab es sogar rechtliche Unterschiede zwischen dem Planeten Terra und der Regierung der über 700 Planeten, die zur Liga gehörten - ganz zu schweigen von assoziierten Welten wie Plophos, Olymp oder Ertrus, die eigene Delegierte ins Galaktikum entsandt hatten.
Hin wie her: Die Stellungnahme der LFT würde erst Cistolo Khan abgeben. Solder Brant schob sich nach vorn ans Rednerpodium. In den Medien die das Geschehen galaxisweit übertrugen, galt er nach seinem Auftritt als Wichtigtuer und genau das war es, was Cistolo Khan mit seiner großzügigen Einladung hatte erreichen wollen. „Völker der Milchstraße, hört mich an!" begann Solder Brant seine pathetisch klingende Ansprache. „Ich bin nicht gekommen, diesen Abgesandten der Gharrer des lügenhaften Umgangs mit der Wahrheit zu bezichtigen. Nein, ich gestehe es freimütig ein: Ich glaube ihm jedes Wort. Oder beinahe jedes Wort. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass er das, was er uns berichtet hat, für die reine Wahrheit hält." Er machte seine Sache nicht ungeschickt, musste Cistolo Khan zugeben, auch wenn er den Auftakt der Rede für zu übertrieben hielt. „Vielleicht ist es die Wahrheit, mag sein. Ich will darüber nicht urteilen und richten, also halten wir seine Erklärungen für die Wahrheit. Aber was, bitte, erzählt er uns eigentlich? Was für Beweise legt er vor, die seine Worte unterstützen und seine Behauptungen untermauern? Nichts, keine Bilder, keine Filme, keine sonstigen Dokumente. Wir haben nur sein Wort, und ich persönlich traue seiner Wahrhaftigkeit. Seine Heimatgalaxis Chearth ist also bedroht von den Guan aVar, den schrecklichen Sonnenwürmern. So sagt er, und so sollen wir es glauben. Also gut, glauben wir ihm. Sein Volk, das, wie er sagt, das entwickeltste in Chearth ist, kennt gegen diese Sonnenwürmer kein Abwehrmittel. Erstaunlich nicht wahr? Seit vielen Jahrtausenden besteht diese Gefahr. Man kennt sie, man hat sie gefangen im Sonnentresor - aber in all diesen Jahrtausenden ist den Gharrern kein Abwehrmittel gegen die Guan aVar eingefallen."
Beifälliges Gemurmel antwortete ihm. „Wir hier in unserer Milchstraße haben von Sonnenwürmern noch nie etwas gehört oder gesehen. Und nun erscheint dieser Gharrer bei uns und erwartet von uns - wohlgemerkt, von uns -, dass wir seinem Volk helfen und ein Mittel gegen die Guan aVar herbeizaubern, aus dem Handgelenk sozusagen, in Windeseile..." Dieses Mal war sogar gelegentlich höhnisches Gelächter zu hören. „Aber lassen wir diesen Aspekt einmal beiseite", fuhr Solder Brant fort. „Der wesentliche Punkt bei Mhogenas Ausführungen ist dieser: Schickt uns Hilfe, Hilfe gegen die Guan aVar, Hilfe gegen die Algiotischen Wanderer, die die Guan aVar freisetzen wollen. Was soll das bedeuten in diesem Zusammenhang, das Wort Hilfe? Werden
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