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195 - Verloren im Outback

195 - Verloren im Outback

Titel: 195 - Verloren im Outback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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Plackerei in brütender Hitze. Die einzige Abwechslung war Hollow Creek, mit seinem Saloon und den hübschen Mädchen. Dort hatten die Männer genug Gelegenheit, ihren schwer verdienten Lohn gleich wieder auszugeben.
    Das taten sie auch, und da der Saloon, die Stadt und die Mädchen Steve Logan gehörten, wurde der Schafzüchter immer reicher, während seine hart arbeitenden Leute nahezu leer ausgingen. Er verschwand eines Nachts, und er kehrte nie zurück.
    Später verschwanden noch zwei Vorarbeiter, der Saloonbesitzer und ein hübsches Mädchen namens Meggie.
    Außer einem Halstuch, das sich zwischen den Steinen am Stadtrand verfangen hatte, fand die Polizei keine Spur von den Vermissten.
    Der Fall lockte scharenweise Reporter, Privatdetektive und Hellseher an, die sich alle berufen fühlten, das Geheimnis von Hollow Creek zu lösen. Auch ein Dichter kam. Er glaubte hinter den mysteriösen Vorfällen eine ausgesprochen komplizierte Liebesgeschichte zu entdecken und schrieb einen Roman darüber, entschied sich aber unglücklicherweise dazu, Steve Logan in diesem Werk durch einen katholischen Priester zu ersetzen. Es wurde nie veröffentlicht. 1889 war die Welt noch nicht reif für solcherlei Dornenvögel.
    Die Ermittlungen verliefen im Sande, und nach einem Jahr wurde es still um Hollow Creek. Logans Imperium brach zusammen, seine Farm wurde verkauft, und in der Stadt wollte nach der unheimlichen Geschichte niemand bleiben. Ihre Bewohner gaben sie auf.
    Das trockene Klima konservierte die Holzbauten, ebenso den Maschinenpark mit seinen Dampfkesseln, pferdegetriebenen Wasserpumpen und eisernen Gerätschaften, die bei der Schafschur gebraucht wurden. Sie alle verrosteten zu abstrakt anmutenden, sehr fotogenen Objekten, was Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts das Interesse an Hollow Creek kurzfristig wieder aufflammen ließ. Als dann jedoch im März 1912 eine komplette Reisegruppe samt ihrem Führer verschwand, fiel der letzte Vorhang für Steve Logans kleine Stadt.
    Im Outback hielt sich lange Zeit noch das Gerücht, die Aborigines hätten den geldgierigen Schafzüchter mit einem Fluch belegt. Ihn – und Hollow Creek…
    Daa’tan schwankte zwischen Zorn und Verzweiflung, als er merkte, dass er in einer Geisterstadt gelandet war. Er wollte zurück zum Uluru, und zwar sofort! Dafür musste er jemanden finden, der ihm den Weg zeigen konnte. Er brauchte also keine Holzhäuser, deren Böden zerkrachten, wenn man ein bisschen zu heftig auftrat. Er brauchte keine Tür, die wie zwei Flügel aussah, von denen ihm einer auf die Zehen knallte; er brauchte auch keinen fleckigen Riesenspiegel und keine Regale voller Flaschen, in denen etwas Vertrocknetes war, das unglaublich scharf roch.
    »Vor allem brauche ich diese blöden Vögel nicht und ihr blödes Gelächter«, schnarrte er. Wütend sah er sich um. Wo waren die Menschen? Irgendwo in dieser Stadt musste doch jemand sein!
    Daa’tan suchte alles ab, systematisch, von den Wohnhäusern bis zu den vergitterten Schafpferchen. Sie grenzten an ein lang gezogenes Gebäude, dessen Wände aus Holzlatten bestanden und das von innen sehr merkwürdig aussah. Hüfthohe Holzzäune unterteilten es in Kammern. Da war ein Mittelgang mit schmalen Latten als Boden und einem Gatter, das man öffnen und schließen konnte. Unbearbeitete Baumstämme stützten das Dach. Es war zerlöchert; an der Westseite drangen rote Sonnenstrahlen hindurch. Sie fielen auf ein kaputtes Fass, eine Feuerstelle – und auf eine Schlange.
    Sie lag mitten auf dem Lattenboden, über den die Schafe einst zur Schur getrieben worden waren, ein großes, schweres Reptil. Daa’tan fragte sich, ob es essbar war. Sein Magen knurrte, und so hob er vorsichtig das Schwert. Doch die Schlange schien zu ahnen, was ihr drohte. Blitzschnell entrollte sie sich und verschwand.
    Bei seiner Suche nach den Stadtbewohnern entdeckte Daa’tan weitere Schlangen, und zwar mehr, als ihm lieb waren.
    In jedem Haus, jeder Scheune, sogar in jeder größeren Holzkiste zischte es verräterisch, wenn er sich näherte. Eins der dicken Biester konnte nicht schnell genug entwischen. Daa’tan schlug ihm den Kopf ab, packte es am Schwanzende und zog es hinter sich her nach draußen.
    Im Westen verblasste das Abendrot.
    Wind kam auf, ließ ein paar Tumbleweeds über die staubige Straße tanzen. Hier und da klapperten lose Dachlatten, quietschte eine verrostete Tür um ihre Scharniere. Daa’tan ging zum Stadtrand, wo das Band aus geflochtenen Ästen den

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