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195 - Verloren im Outback

195 - Verloren im Outback

Titel: 195 - Verloren im Outback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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näherte, das sie vom Hügel aus gesehen hatte: jene von einer schwarzen Wolke eingehüllte Zone, bei deren Anblick Baloor nur unheilvoll gemurmelt hatte. Das, was sich vor ihr ausbreitete, war wie eine Sphäre aus Schwärze, die vom Boden aufstieg und eine Art Glocke bildete, in der die Welt und die Natur wie hinter einem Vorhang verschwanden.
    Aruula blieb stehen und schaute auf den Fluss. Er floss von Osten nach Westen und lag so gut im Sternenschein, dass man ihn schillern sah. Doch hundert Meter vor ihr, wo die Dunkelwolke begann, verschwand er in absoluter Schwärze.
    Auch das Gerüst der Swebibaan verschmolz in der Luft mit dem Dunkel.
    Wie gruselig. Aruula musste sich schütteln. Was sollte sie tun? Einen der steilen, dicht bewaldeten Hügel erklimmen, und den Raubtieren vor die Fänge laufen, die sie bewohnten? Oder sollte sie ihren Mut zusammen und das Schwert in die Hand nehmen, um die eigenartige Barriere zu durchdringen, die vermutlich ohnehin nur aus gewöhnlicher Dunkelheit bestand?
    Vielleicht war es erst einmal angebracht, das Gebiet zu erkunden…
    Einige Dutzend Meter weiter stieß sie auf einen Sumpf, der jedes Weitergehen unmöglich machte. Aruula setzte sich ins Gras, zog die Beine an und schlang die Arme um die Knie. Mit geschlossenen Augen schickte sie ihre Sinne auf die Reise und tastete sich in die absolute Schwärze vor.
    Es dauerte nicht lange, bis sie die Existenz finster brütender Wesenheit spürte, die sich wie schleimige Reptilien in stinkenden Pfuhlen wiegten.
    Aruula hatte das Gefühl, als hätte sie den Kopf in eine Höhle voller giftiger Nattern gesteckt. Sie kehrte mit einem leisen Schrei in die Wirklichkeit zurück und sprang auf.
    Da sah sie links von sich zwischen den Bäumen ein Licht aufblitzen und erspähte ein zweistöckiges Haus, über dessen Eingangstür Piktogramme verkündeten, dass man erschöpften Wanderern hier gebratene Piigs, würzige Dönah, Humpen mit schäumendem Biir und Betten mit sauberem Linnen offerierte.
    Zweihundert Herzschläge später betrat Aruula eine ganz in Holz gehaltene Gaststube.
    Der halbnackt hinter dem Tresen stehende Glatzkopf bediente gerade eine Metze in hochhackigen Stiefeln, die mit einem spitznasigen Gelehrten und einem tätowierten Hexenjäger würfelte.
    An einem Tisch saß eine vollbusige schwarzhaarige Walküre, alt genug, um Aruulas Mutter zu sein. Ihre Hände waren vernarbt, ihre Fingernägel und Lippen rot lackiert. Eine schwarze Klappe verdeckte ihr linkes Auge.
    Als sie die Eintretende sah, zwinkerte sie ihr zu. Aruula, die keinerlei Zahlungsmittel bei sich trug, beschloss, die Sympathie zu nutzen, die ihr entgegenschlug. »Darf ich mich zu dir setzen?«
    »Aber sicher, Rätzchen.«
    »Danke.«
    »Wat willze, ey?«, rief der Glatzkopf vom Tresen her, ohne mit dem Würfeln innezuhalten.
    »Na, komm, Rätzchen«, sagte die Walküre. »Ich geb einen.«
    Aruula, die weder mit den hiesigen Redensarten noch mit den örtlichen Getränken vertraut war, zuckte verlegen die Achseln.
    »Bring ihr ein Swelmer.« Die Walküre tätschelte Aruulas Hand. »Wer bist du, und was führt dich in diese Gegend?«
    »Ich heiße Aruula.«
    »Angenehm. Ich bin Hella van Helsing.«
    »Ein Edelfräulein?« Aruula machte große Augen.
    Hella zuckte die Achseln. »Wie man’s nimmt. Auf jeden Fall bin ich arm genug, um mein Schwert an jeden zu vermieten, der sich eine Kraft wie mich leisten kann. Im Moment arbeite ich für Herrn Ilmatz.«
    »Du bist Söldnerin?«
    Der Wirt stellte vor Aruula einen Humpen ab, dessen Inhalt nach Biir roch und auch so schmeckte.
    »Ich nenne mich Privatermittlerin. Und du?«
    »Nun, ich… äh…« Aruula dachte an Herrn Ilmatz und seinen so missratenen wie toten Sohn Kewin und beschloss, der netten Dame vorerst zu verschweigen, woher sie kam. »Ich komme von den Dreizehn Inseln.« Sie deutete nach Norden und erfand aus dem Stegreif die Geschichte einer langen Wanderschaft, in der ganz am Rande auch Sorban vorkam – und ein namenloser Adeliger, der sich zu viele Frechheiten herausgenommen hatte, sodass sie übereilt das Weite gesucht hatte.
    »Ich hoffe, du hast ihm gehörig die Weichteile verbogen«, sagte Hella und streichelte Aruula die Wange. »Merk dir das gut: Nirgendwo sind die Kerle empfindlicher, als wenn man ihnen mit dem Knie das Gekröse sortiert.« Dann bestellte sie noch eine Runde und erzählte das, was Aruula ihm Stillen schon vermutete: Dass Herr Ilmatz sie angeheuert hatte, um den entführten Grimolf zu

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