1950 - Thoregon Sechs
untergehen.
Kellind zögerte so lange wie möglich.
Ihre Geduld zahlte sich aus: Eines der Raumforts, die in geringer Entfernung zu passieren waren, explodierte plötzlich, ohne daß die GOOD HOPE III geschossen hätte.
Kellind ließ einen neuen Kurs berechnen, unter Berücksichtigung der Schwachstelle, die in der Kugelschale der Verteidiger entstanden war.
Die Schirmauslastung ging auf hundert Prozent zurück, den sogenannten Referenzwert, den die Schirme über Stunden halten konnten.
Ein zweites und ein drittes Fort explodierten.
Und dann waren sie durch. Sie hatten die kritische Zone hinter sich gelassen.
Kellind ließ die GOOD HOPE III stoppen. Sie warteten in Gefechtsbereitschaft ab. Noch existierten mehr als fünfzig Prozent der Bojen vom Typ Alpha und Beta, vom Typ Gamma waren es siebzig Prozent.
Der Funkverkehr, der seitens der Korrago das Century-System erfüllte, fiel jedoch von einer Minute zur nächsten rapide ab.
Kellind nahm an, daß Shabazza den Terminierungsbefehl registriert hatte. Aber immer noch wurde der Algorithmus weiterverbreitet, auf dem Umweg über die Ortung.
An der Oberfläche von Century I herrschte mittlerweile Chaos. Tausende von Schlachtschiffen fielen dem Atombrand zum Opfer.
Nur von Rhodan und seinen Leuten gab es keine Spur.
Kellind beobachtete das verheerende Feuer mit einer gewissen Anspannung. Sie spielte mit ihrer Frisur, ordnete den Scheitel in der Mitte, schob eine widerspenstige Strähne über die Ohren zurück. Von oben sah es aus, als müsse Century I jede Minute auseinanderbrechen.
Sie hatte noch nie die Vernichtung eines Planeten mit angesehen. Das hätte Alashan sein können oder die Erde.
Sie hielt es zwar für richtig, sich dieser Mittel zu bedienen, aber es fiel ihr sehr schwer, die Betroffenheit zurückzudrängen.
„Ist dir klar, Jon", sprach sie mit belegter Stimme, „daß Rhodan und seine Leute jetzt sehr schnell sein müssen? So, wie ich vorhergesagt habe. Der Atombrand wird für sie selbst zur Falle."
Cavalieri brummte vom Nebensitz: „Sicher, Fee."
„Und was, wenn sie es nicht schaffen?"
„Was wohl?" fragte er fatalistisch. „Dann haben wir alle einen dicken Fehler gemacht."
Kellind ließ sich sämtliche Raumforts anzeigen, die von Shabazzas Streitmacht übrig waren. Die meisten konzentrierten sich über dem Standort der SOL.
Viele zeigten bereits irreguläre Reaktionen. Man mußte jedoch davon ausgehen, daß sie noch feuerbereit waren.
Mal angenommen, die TLD-Agenten brachten sich mit ihren Raumanzügen vor dem Atombrand in Sicherheit - sie kamen dann in einer Region hoch, in der die GOOD HOPE III sie unter keinen Umständen auffischen konnte.
Es sei denn...
„Kommandantin an alle!" erklärte Kellind über den Interkom. „Ich halte die Zeit jetzt für günstig, die Raumforts direkt anzugreifen. Wir werden versuchen, über dem Standort der SOL eine Schneise freizuschießen."
Kellind steuerte die GOOD HOPE III persönlich.
Die Taktik war immer dieselbe: In einem blitzartigen Manöver stießen sie auf eines von Shabazzas Forts hinab.
Ihr Transformgeschütz trat in Aktion. Sie bekämpften die Forts mit Bomben bis zu fünf Gigatonnen, während das Abwehrfeuer in nicht vorhersehbaren, inkonstanten Schüben ihre Schirme traf.
Die ersten Male erzielten sie keinerlei Erfolg.
„Wir müssen unsere großen Kaliber einsetzen!" forderte Cavalieri. „So schaffen wir es nicht."
„Nein!" bestimmte Kellind. „Das tun wir nicht! Wir haben nur drei dicke Bomben. Nur dreimal 20 Gigatonnen. Drei ist nichts, Jon! Was, wenn auf Century I eine Notlage eintritt? Irgend etwas, das noch nicht abzusehen ist?
Besser, wir setzen statt dessen unsere Geschwindigkeit herab."
Cavalieri fragte geringschätzig: „Und was soll das einbringen, Fee?"
„Ganz einfach. Wenn wir die Forts langsamer passieren, steigt zwar das Risiko. Aber wir können zweimal gezielt feuern, nicht nur einmal."
Ihre neue Taktik erwies sich als brauchbar, wesentlich besser als die erste. Die GOOD HOPE III schaffte es, in kurzer Folge ein Dutzend Raumforts aus dem Orbit zu schießen.
Kellind zeigte sich erst zufrieden, als eine breite Schneise über dem Standort der SOL frei von Feinden war.
Alle Munition war nun verbraucht bis auf „die großen drei", wie es Cavalieri ausdrückte.
Century I brannte. Kellind schätzte, daß die vollständige Vernichtung des Planeten innerhalb des kommenden halben Tages bevorstand.
Die Kommandantin wagte nicht, Funkkontakt zu Rhodans Agenten
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