1951 - Das Reich der Puppen
Anzüge werden ihre Einsatzorte mit hoher Geschwindigkeit aufsuchen."
Die Biopositronik gab grünes Licht. Ich wandte mich ärgerlich dem Steuersegment zu, das wir in der Mangel hatten. Das Gerät stotterte. In seinem Innern gab es Bruchstellen, die den Energiefluß behinderten. Um es zu zerlegen und die beschädigten Teile auszuwechseln, hätten wir eine Stunde oder mehr benötigt. Das kam nicht in Frage.
„Kontrollierte Überhitzung einleiten!" ordnete ich an.
Wir erhöhten Spannung und Stromstärke um dreihundert Prozent und hielten den Wert für etwa zwanzig Sekunden. Kurz vor dem Beginn der Metallschmelze schaltete der Hochenergie-Techniker die Energiezufuhr ab.
„Es müßte eigentlich reichen", meinte er. „Wir sollten den Vorgang ein oder zwei Minuten vor dem ersten Startversuch wiederholen."
Langsam wurde mir klar, wie dringend wir die SERUNS aus der GOOD HOPE III wirklich benötigten Sie würden SENECA bei der Steuerung solcher Prozesse assistieren. Von den Tausenden Servo-Robotern der SOL eignete sich keiner dafür.
Ich gab den Bericht an SENECA. Garren hängte den tragbaren Energiespeicher ab und aktivierte seinen Traktorstrahl. Wir verließen die Halle, machten uns auf den Weg zum nächsten Einsatzort. Es war der dreiundsechzigste seit dem Beginn der Rettungsaktion.
Die Biopositronik gab Bebenalarm. Diesmal traf er glücklicherweise rechtzeitig ein.
„Tektonische Verschiebungen im Abstand von zehn bis zwanzig Kilometern führen zu ersten Beeinträchtigungen der Landscholle, auf der das Schiff liegt", teilte SENECA mit „Rechnet mit ein paar kräftigen Erschütterungen!"
Die Vorstellung, daß sich die gesamte Planetenkruste in ihre Atome zerlegte und wir im Grunde bereits auf einer schwimmenden Insel trieben, verursachte mir eine Gänsehaut.
Sobald sich ein Drittel bis die Hälfte der Planetenoberfläche rundherum „zersetzt" hatte, reichte die Oberflächenspannung nicht mehr aus, dem Überdruck aus dem Innern des flüssigen Planetenkerns standzuhalten Der Planet explodierte in einem solchen Fall und schleuderte seine Einzelteile in alle Richtungen davon.
Eine der Hauptaufgaben der GOOD HOPE III war, während ihrer sich ständig wiederholenden Tankstopps im Orbit auf den Grad der Oberflächenauflösung zu achten und rechtzeitig einzugreifen. Die Sprengkraft eines Planetenkerns lag weit über der von hundert Millionen Wasserstoffbomben.
Unsere DIGON-9-Schirme leuchteten im Halbdunkel des nach oben führenden Korridors. Die Mikrogravitatoren arbeiteten auf Vollast, und gleichzeitig klammerten wir uns mit unseren Magnetkontakten an die Wand.
Die SOL bäumte sich übergangslos auf. In unseren Funkgeräten lösten sich Verhaltenshinweise SENECAS mit Zustandsberichten ab.
Die Wände knirschten bedenklich. Irgendwo in der Nähe krachte und schepperte es.
Aus zusammengekniffenen Augen starrte ich nach oben. Der fast senkrecht aufragende Korridor blieb leer. Dafür beulte sich ein Stück unter uns die Wand aus.
„Weg hier!" rief ich.
Wir stießen uns von der Wand ab und trieben nach oben. Die dunkle Öffnung eines waagrecht verlaufenden Schachtes tauchte auf. Wir schwangen uns hinein und rannten, was das Zeug hielt.
Dem lauten Knall einer Explosion folgte eine grelle Stichflamme. Sie schoß den Korridor aufwärts, in dem wir uns noch vor Sekunden aufgehalten hatten. Die Druckwelle erreichte uns trotzdem und warf uns zwanzig Meter nach vorn.
„Bloß das nicht", murmelte ich. „Das darf nicht wahr sein."
Die Situation spitzte sich zu. Wenn ein Gravitraf-Speicher durchging, bestand Gefahr für das ganze Schiff. Nicht nur durch die Explosion, sondern auch durch die irrwitzigen Begleitphänomene, die eine Ladung unkontrollierter 5-D-Energie anrichten konnte.
Ich stöhnte auf. Der Schachteingang verzerrte sich zu einem nicht mehr realen Gebilde Violette Zungen wuchsen aus dem Metall und schnellten hinter uns her. Wir rannten, so schnell wir konnten, aber die Flammen waren schneller.
In Situationen wie dieser regierte nur noch der Fluchtinstinkt. Ohne Rückentornister mit Flugaggregat oder den Antigravprojektor am Gürtel beschränkten sich unsere Möglichkeiten auf den Einsatz des Mikrogravitators, des Zugstrahlprojektors und unserer eigenen Füße.
Den Ruck, der durch meinen Körper ging. spürte ich kaum. Etwas riß mich ungestüm nach vorn und nach oben. Um mich herum war es plötzlich dunkel. Ich hörte das Keuchen meiner drei Begleiter.
„Ende der Gefahrenzone", meldete der tragbare
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