1951 - Das Reich der Puppen
Medaillen hat jedoch auch diese zwei Seiten. Und da erscheint es mir sinnvoller, wenn die Biopositronik davon Kenntnis erhält."
Monkeys Gesicht verfinsterte sich.
„Du denkst an den schlimmsten aller Fälle, die eintreten könnten."
„Ja. Es ist unwahrscheinlich, aber ich kann es nicht ausschließen, daß Shabazza seine letzte Nano-Kolonne in der SOL zurückgelassen hat. Zu welchem Zweck auch immer. Wir müssen sie finden, und dazu brauche ich die Biopositronik. In der SOL existieren Zehntausende von Reinigungsrobotern, die sich nicht für die Reparaturen einsetzen lassen. Nur eine Grundreinigung des kompletten Schiffes gibt uns die Sicherheit, die wir brauchen."
Eine Nano-Kolonne ähnelte in ihrer Grundform einem Gallertkügelchen von zwei Millimetern Durchmesser. Ein Mensch übersah sie ohne weiteres. Den Sensoren eines Reinungsautomaten entging sie nicht.
„Ich halte die Augen offen", stimmte Monkey zu.
Er ignorierte den verwirrten Blick Rhodans. Terraner würden es vermutlich nie schaffen, seine künstlichen Sehwerkzeuge als ein normales Hilfsmittel der Beobachtung zu begreifen. Sie waren ihm lieber als ein Leben mit nachgezüchteten Implantaten.
Rhodan schaltete Antiortung und Deflektor ab und aktivierte das Funkgerät.
„SENECA, wir benötigen alle Reinigungsroboter der SOL Es besteht der Verdacht, daß Shabazza eine Nano-Kolonne an Bord zurückgelassen hat."
„Das wüßte ich aber", lautete die Antwort der Biopositronik. „Ich bin dennoch einverstanden. Die SOL wird gründlich gesäubert."
Rhodan nickte dem Oxtorner zu. „Viel Erfolg", wünschte er.
Monkey ging. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Als Agent des TLD gehörte es zu seinen leichtesten Übungen, eine Situation nüchtern und sachlich einzuschätzen. Seine Erfahrung sagte ihm, daß die SOL längst in einem Orbit über dem Planeten hängen würde, bevor er die Jagd beendet hatte.
Oder die SOL existierte nicht mehr, war im Atombrand untergegangen, und die Puppen-Androiden gingen mit ihr unter.
*
„Es ist bald soweit", verkündete SENECA und übermittelte uns Unmengen von Daten.
Die Pikosyns wandelten sie in Hologramme um. Diese zeigten die Umgebung der SOL mit den Industriekomplexen, Berghängen und der Ebene. Ein Flimmern von stark erhitzter Luft lag über dem Horizont. Darunter brodelte es in greller Glut. Der Atombrand fraß sich unaufhaltsam näher.
„Wie lange dauert es. bis er uns erreicht?" Meine Stimme hörte sich für mich recht brüchig an.
„Nach bisherigen Berechnungen eine Stunde und sechzehn Minuten. Dieser Wert kann sich ändern, da über die Bodenbeschaffenheit und die Wertigkeit der darin vorkommenden Elemente keine vollständigen Daten vorliegen."
„Es muß reichen", wandte ich mich an Laurent Garren und die zwei Frauen. die derzeit zu meinem Team gehörten.
Perry hatte sich in Begleitung von drei Kampfrobotern entfernt, um sich irgendwo mit dem Oxtorner zu treffen. Was die beiden Geheimnisvolles miteinander zu bereden hatten, entzog sich meiner Kenntnis.
Von der guten Stunde, die uns bis zum bitteren Ende noch blieb, konnten wir maximal vierzig bis fünfundvierzig Minuten weiterarbeiten Danach mußten wir alle zu den Schleusen schicken Fünf Minuten bevor der Atombrand die SOL erreichte, sollten die Männer und Frauen in die GOOD HOPE III zurückkehren.
So hatten wir es abgesprochen. Perry war es gelungen. Fee Kellind von der Notwendigkeit dieses engen Zeitfensters zu überzeugen.
Ich rief über Funk nach ihm. Mein alter Freund, derzeit Sechster Bote von Thoregon, antwortete nicht. Er hatte sein Gerät abgeschaltet.
Laß dir nichts anmerken! sagte ich mir. Reiß dich zusammen! Verrate durch dein Mienenspiel nicht wieder mehr, als dir lieb sein kann.
Wenn Perry den Oxtorner aufsuchte und eine geheime Besprechung mit ihm abhielt, mußte es sich um etwas Wichtiges handeln, was unser Vorhaben entweder zunichte machte oder förderte. Egal, was es war, wir würden es früh genug erfahren.
„An alle", sagte ich. „Weitermachen wie bisher."
„Von wegen wie bisher!" Ich identifizierte unschwer die Stimme von Tuck Mergenburgh.
„Ich brauche dringend die SERUNS."
„Besprich es mit Perry! Er ist bald wieder erreichbar."
„Da kann ich eventuell noch richtig lange warten. Ich gebe jetzt den Befehl an die Anzüge. Die SERUNS werden sich über die SOL verteilen und innerhalb von zehn Minuten ihre vorherbestimmten Positionen einnehmen Du sorgst dafür, daß die Korridore und Schächte frei sind Die
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