1959 - Im Hypertakt
Bull informieren." Er wollte sich gerade umdrehen und die Zentrale verlassen. Da hörte er einen scharfen Atemzug. Es war Tautmo Aagenfelt. Der kleine Mann mit dem schütteren Haar und den groben Gesichtszügen war plötzlich leichenblass geworden. „Monkey", hörte er Aagenfelt flüstern. „Was?"
„Sieh mal!" Der Oxtorner drehte sich langsam um. Als er die Bildschirme im Blickfeld hatte, sah er, was der Physiker meinte. Ein Dutzend kegelförmige Kampfroboter schwebten vor der unteren Polschleuse der Korvette. Es handelte sich ausnahmslos um TARA-V-UH-Kampfroboter. Während Monkey noch auf die Schirme starrte, kamen weitere Roboter hinzu. Diesmal erkannte er Maschinen älterer Bauart, jener Sorte, die sich eindeutig SENECA zuordnen ließ. Aagenfelt rief Karett und Servenking. Zu viert starrten sie den Aufmarsch geballter Vernichtungskraft an. Die Korvette wurde förmlich eingekesselt.
Tautmo Aagenfelt flüsterte: „Das ist SENECA. Er muss die TARAS heimlich umprogrammiert haben."
„Ja."
„Ob er ... uns töten will?" Monkey versuchte, sich nicht von dem Schock beeindrucken zu lassen. Was immer geschah, es hieß noch lange nicht, dass sie bereits verloren hatten. „Nein, Tautmo. Er wird uns am Leben lassen. SENECA verfolgt andere Pläne." Trabzon Karett hob plötzlich einen Arm, mit dem Multifunktionsgerät am Handgelenk, und ergänzte: „Es wird Störfunk gesendet. Wir können die anderen nicht mehr alarmieren."
„Käme das Zündsignal für die Bombe noch durch?" Karett wiegte nachdenklich den Kopf. „Könnte sein, Monkey. Bestimmt verstümmelt. Manchmal reicht das."Die anderen blickten den Oxtorner an, als sei von ihm die Rettung zu erwarten. Monkey erkannte eine gewisse Ironie in ihrem Verhalten. Aagenfelt, der ihn schon immer hasste; Servenking, der ihn zu Reisebeginn als „Killer" beschimpft hatte; Karett, dem nie eine Stellungnahme zu entlocken war; sie alle behandelten ihn als Führer der Gruppe. Monkey wusste, dass ihnen wenige Augenblicke blieben.
Die Tatsache, dass SENECA sie einfach nur einkesselte, ließ einen wichtigen Schluss zu: Von der Sprengladung und dem Zünder wusste die Biopositronik nichts. Ansonsten hätte SENECA mit sehr viel größerer Härte und Hast gehandelt. Monkey blickte seine drei Gefährten an, und an Ruud Servenking blieb sein Blick haften. Der Maschinist hatte heftig zu zittern begonnen. „Ich glaube", brachte Servenking mit Mühe heraus, „das ist wohl meine Schuld."
„Weshalb?"
„Ich dachte, ich hätte einen Roboter gesehen. Eben in dem Saal mit der ZIC-Schnittstelle, während Trabzon die Sprengladungen angebracht hat. Ich war jedoch nicht sicher. Also habe ich geschwiegen, damit kein Verdacht entsteht. SENECA konnte uns zu dem Zeitpunkt ja noch hören." Monkey dachte einen Augenblick darüber nach. „Ich glaube nicht, Ruud", sagte er dann, „dass es damit etwas zu tun hat. Wäre einer von SENECAS Robotern dagewesen, er' hätte euch sofort angegriffen."
„Aber ... was ist dann passiert?"
„Die Beobachtungslücke von zwei Minuten hat wahrscheinlich die biologische Komponente in SENECA misstrauisch gemacht. SENECA hat euch mit seinen Kameras bis in die Korvette verfolgt. Aber er weiß vermutlich nicht, was ihr in den zwei Minuten angestellt habt."
„Du meinst ... ich habe keinen direkten Fehler begangen?"
„So ist es."
Ruud Servenking machte einen erleichterten Eindruck. Dass SENECA sie gefangen hatte, schien ihm weniger wichtig zu sein als die Tatsache, dass er daran nicht die Schuld trug. Karett fügte hinzu: „SENECA ist letzten Endes eine Maschine. Eine Maschine mit einer biologischen Komponente. Es existiert eine bestimmter Grenzwert von Verdachtsmomenten. Wenn dieser Grenzwert erreicht ist, dann schreitet SENECA ein."
„Klasse!" meinte Servenking mürrisch. „Wenn du's vorher gewusst hast, warum machst du jetzt erst den Mund auf?"
Karett versetzte: „So was weiß man nicht vorher. Das wichtigste Verdachtsmoment war offenbar die Beobachtungslücke, die bewussten zwei Minuten. Dann sah er mich und Ruud in derselben Sektion des Schiffes verschwinden, in der er auch Tautmo Aagenfelt weiß. Der Name Af1genfelt ist mit dem für SENECA gefährlichen Hypertakt-Orter verknüpft. Das sind zwei Verdachtsmomente im selben Handlungscluster. Für SENECA offenbar genug."
„Er weiß nicht, was wir getan haben?"versicherte sich Monkey noch einmal. „Hoffentlich nicht. SENECA ergreift lediglich eine Vorsichtsmaßnahme. Die SOL kommt übermorgen an.
Weitere Kostenlose Bücher