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1962 - Das Virtuelle Schiff

Titel: 1962 - Das Virtuelle Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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das Schwarze Loch ebensowenig sehen wie sie. Er spürte lediglich die unwiderstehliche Kraft des kosmischen Gebildes, die alle Mitglieder der Familie erfasst hatte und stark beschleunigte. Aba Ossaq wollte nicht sterben. Er hatte ja kaum gelebt!
    Mit aller Kraft kämpfte er gegen das unvermeidlich erscheinende Ende. Er mobilisierte alle Reserven, die in ihm steckten. Zugleich streckte er seine psionischen Fühler aus. Ertat, wovor die anderen aus Furcht vor dem Risiko zurückschreckten: Er versuchte, dem Schwarzen Loch Energie zu entziehen und sich selbst zuzuführen. Jorim Azao stieß einen schrillen Schrei aus, als er es bemerkte. Du machst alles nur noch schlimmer! brüllte er.
    Du schleuderst uns ins Verderben. Niemand kann einer solchen Hölle Energie entziehen! Aba Ossaq ließ sich von den Mahnungen nicht aufhalten.
    Konnte es unter den gegebenen Umständen falsch sein, ein Risiko einzugehen? Die Familie bewegte sich nun bereits mit einer Geschwindigkeit auf das Schwarze Loch zu, die deutlich über 75 Prozent Licht lag. Spielte es eine Rolle, ob sie ein paar Minuten früher oder später den Ereignishorizont erreichten, um dann von unvorstellbar hohen Kräften zerquetscht zu werden? Er ignorierte die Befehle des Familienoberhauptes und saugte die Energie in sich hinein, bis er innerlich zu glühen schien. Dann gab er nahezu alle in ihm aufgestauten Kräfte explosionsartig ab und lenkte sie auf das gemeinsame Feld und die Mitglieder der Familie. Bruchteile von Sekunden später merkte er bereits dass sie den Kurs änderten. Noch einmal bäumte er sich auf und schuf ein weiteres Schwerefeld. Es war bei weitem nicht so stark wie das erste, aber es half, den Kurs erneut zu korrigieren.
    Als Aba Ossaq gleich darauf in tiefe Bewusstlosigkeit verfiel, wusste er, dass er die Familie der Gestalter gerettet hatte. Sie würde an dem Schwarzen Loch vorbeifliegen und seine ungeheuren Gravitationskräfte sogar noch nutzen können, um so weit zu beschleunigen, dass sie von dem kosmischen Ungeheuer nicht mehr angezogen werden konnte. Die psionischen Schreie verstummten. Die Familie zog schweigend in den Abgrund hinaus, der sie noch von Karakhoum trennte, und jeder der Gestalter war mit sich und dem überstandenen Schrecken beschäftigt.
    In meinem ganzen Leben möchte ich nicht noch einmal eine solche Teleportation mitmachen, seufzte Harak Ortzan, der schon immer etwas weinerlich gewesen war und jedes Risiko scheute. Nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit passiert uns so etwas in den nächsten hunderttausend Jahren nicht noch einmal, stellte Jorim Azao fest. Also braucht sich keiner von uns davor zu fürchten, betonte Drassas Ogkun in seiner nüchternen und überlegenen Art, denn niemand wird so alt. Was sagst du dazu, Gabrel Gurh? fragte Jauin Oprla, dessen Stimme ob des überstandenen Schreckens noch ein wenig zitterte. Er hatte sich noch nie durch besonderen Mut ausgezeichnet.
    Vorläufig gar nichts, antwortete Gabrel Gurh in seiner zurückhaltenden Art. Ich muss nachdenken. Ich wusste nicht, dass Aba Ossaq über derartige Kräfte verfügt. Noch nie hat irgendeiner von uns einen derartigen Lebens- und Überlebenswillen gehabt. Es war ungeheuerlich. Wahrscheinlich handelt es sich um eine pubertäre Erscheinung, die sich bald wieder verflüchtigt. Im Namen der Vergessenen, das wird es sein, schloss sich das Oberhaupt der Familie seiner Meinung an. Es gibt dennoch ein Problem, mit dem wir uns befassen müssen. Er hat sich widersetzt.
    Jahre vergangen, bis Aba Ossaq aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte. Das war, als die Familie ein Sonnensystem mit einer roten Riesensonne und vierundvierzig Planeten erreichte, von denen zwei von offensichtlich intelligenten Wesen bewohnt wurden. Jorim Azao ortete ein Raumschiff, das sich zwischen diesen beiden Planeten bewegte, und er erfasste die Gedanken der Besatzung. Am liebsten hätte er sich ausschließlich mit ihnen befasst, doch nun kam Aba Ossaq zu sich, das Licht der Sterne, und äußerte sich erleichtert über die Rettung. Für ihn war es, als seien höchstens ein paar Stunden, nicht aber Jahre verstrichen.
    Wie ich sehe, seid ihr noch alle am Leben! rief er geradezu fröhlich. Das Schwarze Loch hat uns nicht verschlungen. Du hast meinen Befehl missachtet, entgegnete Jorim Azao streng. Seine Stimme traf das Licht der Sterne wie ein Messer aus Eis, das ihm mitten in die Brust fuhr. Ich habe es getan, um euch alle zu retten, rechtfertigte Aba Ossaq sich. Ohne mich wäre jetzt die ganze

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