Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1962 - Das Virtuelle Schiff

Titel: 1962 - Das Virtuelle Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Täuschung?
     
    4.
     
    Innerhalb der Familie sind die emotionalen Bindungen besonders eng. Gerade das aber führt zu gesteigerten Empfindlichkeiten und darüber hinaus zu Streit. Dieser wird innerhalb der Familie oft nur deshalb so heftig, weil einer den anderen nicht vollständig aus seinem Herzen zu verstoßen vermag.
    Solas Garn, Weiser von Phar In ferner Vergangenheit: Juhrn Anha ist zurückgekehrt zu der namenlosen Wesenheit. Er ist nicht mehr, rief Gabrel Gurh. Er hatte nicht mehr die Kraft, mit uns zu kommen.
    Niemand antwortete ihm, denn die Aufmerksamkeit aller richtete sich auf die schreckliche Falle, der sie sich mit 75 Prozent der Lichtgeschwindigkeit näherten und der sie nicht entkommen konnten. Ihnen allen stand der Tod vor Augen! Der Familienverband raste auf ein Schwarzes Loch zu, das sich ziemlich genau auf ihrem Kurs befand. Ein derartiges Ereignis hatte es noch nie zuvor im Leben der Familie, bei keinem einzigen Teleportationssprung, gegeben. Mit seinen psionischen Sinnen konnte auch der fähigste Anführer keine Distanz von über hundert Lichtjahren überbrücken und so das Zielgebiet sondieren. Stets erfolgte im Rahmen der astronomischen Möglichkeiten eine Zielgebietanalyse vor jedem Sprung, aber sie konnte nur sehr ungenaue Resultate liefern und eine Katastrophe wie diese nicht verhindern.
    Nichts, aber auch gar nichts hat vorher auf ein Schwarzes Loch hingedeutet! rief Jorim Azao, der vergeblich nach einer Rettungsmöglichkeit suchte.
    Niemand machte ihm einen Vorwurf. Einige in der Familie waren so verzweifelt, dass sie nur noch schrien. Andere schwiegen. Einige suchten die Verbindung zu ihrem Gott. Allen aber war klar, dass der Sturz in das schwarze Ungeheuer ihren Tod bedeutete. Nach Millionen von Jahren ihrer Existenz ging die Reise der Gestalter zu Ende.
    Hast du deinen Vater getötet? fragte Gabrel Gurh. Er hatte die allergrößte Mühe, diesen Gedanken zu formulieren. Niemals zuvor in der Geschichte hatte ein Gestalter getötet. Daher war diese Frage in sich schon eine Ungeheuerlichkeit. Hast du seine letzten Energien an dich gerissen, um dich für den großen Sprung zu stärken? Natürlich nicht, erwiderte Aba Ossaq. Mit höchster Intensität wies er den Verdacht von sich. Was denkst du von mir?
    Ich muss es wissen! Der Impuls kam intensiv. Juhrn Anha hätte auch nach deiner Geburt noch gut hundert Jahre zu leben gehabt, vielleicht auch mehr - er war noch so jung. Nein! Ich würde es dir sagen. Das war eine Lüge.
    Vor dem Teleportationssprung hatte sein Vater Juhrn Anha auf der Schwelle des Todes gestanden. Um zu überleben, hatte Aba Ossaq keine andere Wahl gehabt, als sich endgültig von ihm zu trennen. Er hatte vor der Entscheidung gestanden, den Sprung nicht mitmachen zu können oder die erlöschenden Energien seines Vaters in sich aufzunehmen. Der Konflikt hatte ihn beinahe zerrissen. Doch hatte sich sein Vater nicht geteilt, um ihm das Leben zu schenken? Und musste er nicht ohnehin in naher Zukunft sterben? Juhrn Anha hatte sich bereits im Koma befunden, und schließlich hatte Aba Ossaq sich dafür entschieden, seinem Vater die letzten Energien zu entziehen und somit seinen Tod herbeizuführen.
    Dabei wusste er sehr wohl, dass er der erste bekannte Gestalter war, der je einen anderen tötete. Aba Ossaq verschwieg die Wahrheit vor Gabrel Gurh und den anderen. Kam es denn noch darauf an, da sie sich alle in einer Situation befanden, die sie nicht überleben konnten? So ist das Leben! tröstete sich Aba Ossaq. Der Tod des einen bedeutet Leben für den anderen.
    Wie aus weiter Ferne vernahm er die Klagen und die Schreie der anderen, die sich verzweifelt gegen das Ende stemmten und doch nichts dagegen tun konnten. Sie waren nur für psionische „Ohren" hörbar. Vielleicht gab es am Rande der Galaxis Karakhoum Intelligenzwesen, die psionische Wahrnehmungsorgane hatten und die Todesschreie hörten. Sie würden auf jeden Fall zu spät kommen, um noch Hilfe leisten zu können. Aba Ossaq konnte sich gegen die Angst vor dem Schwarzen Loch nicht wehren. In seinem jungen Leben hatte er nur wenig über seine Familie erfahren, doch er wusste, dass die Angst vor solchen Fallen zu den Urinstinkten seines Volkes gehörte. Panik griff um sich und erfasste auch ihn.
    Eine größere Gefahr als Schwarze Löcher gab es kaum für die Gestalter! Er richtete seine ganze Aufmerksamkeit nach vorn und schirmte sich zugleich gegen die Hilfe- und Klagerufe seiner Verwandten ab. Der junge Gestalter konnte

Weitere Kostenlose Bücher