1962 - Das Virtuelle Schiff
Vorteil, dass sie die Gestalter bis unmittelbar nach Karakhoum beförderte, wo sie sich rasch regenerieren und mit neuen Energien voll pumpen konnten. Während sich die Familie in die Konzentrationsphase begab, die dem Sprung zwangsläufig vorausgehen musste, meldete sich ihr Oberhaupt bei Aba Ossaq.
Du hast Unheil angerichtet und mit deiner unbedachten Bemerkung einen Krieg ausgelöst, warf er ihm in seiner strengen und unnachsichtigen Art vor. Es hat viele Opfer gegeben, und die Familie hatte Mühe, die Kämpfe zu beenden. Das hat alle mehr Energie gekostet, als zu verantworten war.
Du wirst daher bestraft. In den nächsten fünfhundert Jahren darfst du die Familie nicht verlassen, um in Körper und Geist eines anderen Wesens zu leben. Du wirst die fünfhundert Jahre in Isolation verbringen und auf die weisen Worten von Gabrel Gurh hören. Er wird dich mit allem vertraut machen, was dir erlaubt und was verboten ist. Niemand sonst wird mit dir reden. Fünfhundert Jahre!
Aba Ossaq fühlte sich nicht nur ungerecht behandelt, sondern auch zu hart bestraft. Vehement verteidigte er sich. Er hatte doch nur die Wahrheit gesagt! Konnte es denn falsch sein, das zu tun? Wenn die Wahrheit unerträglich für die Jassakaenen war und zu einem neuen Krieg führte, konnte man dies nicht ihm anlasten, sondern musste die Schuld bei ihnen suchen. Sie, ausschließlich sie, machten die Fehler. Empört und voller Nachdruck widersprach er Jorim Azao. Du hast deine Macht missbraucht, beschuldigte ihn das Oberhaupt, ohne ihm zuzuhören. Er schien sich als die absolute Autorität zu empfinden, der man sich ohne jede Diskussion zu beugen hatte und die niemals Fehler machte.
Aba Ossaq lehnte sich auf. Geradezu verzweifelt, weil er in Jorim Azao eine erdrückende Übermacht sah, die sich ohne Rücksicht auf Gerechtigkeit durchsetzte, versuchte es noch einmal und scheiterte abermals. Ihm war, als habe er gegen eine Wand geredet, nicht aber zu einem lebenden Wesen.
Er fühlte sich zutiefst gedemütigt. Warum ließ Jorim Azao seine Argumente nicht gelten? Der Keim des Hasses gegen das Oberhaupt war gelegt, und grollend zog sich Aba Ossaq zurück. Trotzig schwieg er, als Jorim Azao ihm weitere Vorhaltungen machen wollte. Er wollte nichts mehr hören.
Das Oberhaupt der Familie bemühte sich nicht länger, sondern ignorierte den jungen Gestalter für die nächste Zeit. Damit verletzte er ihn noch mehr.
Er wandte sich an die anderen Gestalter, um nun endlich den großen Sprung zu wagen. Aba Ossaq beobachtete ihn aus seinem Schmollwinkel heraus, und dabei konzentrierte er sich ebenso wie die anderen, hielt dann jedoch erschrocken inne weil er spürte dass ihm Energie fehlte. Zugleich erinnerte er sich an die Worte, die Jorim Azao ihm hinterhergeschickt hatte. Du hättest deinen Besuch bei den Jassakaenen dazu nützen müssen, neue Energie für dich selbst zu tanken. Wir haben noch einen langen Weg bis Karakhoum vor uns!
Jetzt begriff er, was das Familienoberhaupt damit gemeint hatte. Erst wenn sie in der Zielgalaxis eintrafen, hatte er wieder Gelegenheit, die natürlichen Energiequellen in voller Stärke anzuzapfen. Bis dahin aber würde er außerordentlich geschwächt sein - wenn er nichts unternahm! Aba Ossaq, das Licht der Sterne, beschloss, die Schwächung auf keinen Fall hinzunehmen. Nein! drang eine dünne Stimme zu ihm durch. Du hast die Macht, aber nicht das Recht, das zu tun, was du vorhast! An so etwas darfst du nicht einmal denken!" Er ignorierte die Stimme und holte sich, was er brauchte. Sekunden vor der Teleportation floss ihm die entscheidende Kraft zu. Unmittelbar darauf sprangen die Gestalter einige hundert Lichtjahre auf einmal. Als sie materialisierten, erfasste eisiger Schrecken die Familie. Jorim Azao schrie geistig auf.
Als Alaska Saedelaere die Kommandozentrale sah, fühlte er sich an terranische Raumschiffe erinnert. Über dem Kommandantensessel der VIRTUA/ 18 hing ein Gebilde, das ihn sofort an eine SERT-Haube erinnerte, mit deren Hilfe früher die großen terranischen Raumschiffe gesteuert worden waren. „Die Dinge sind mir nicht so fremd, wie ich zunächst gedacht habe", sagte er und wandte sich nach Vaiyatha um, deren Schritte er zuvor noch hinter sich gehört hatte. Jetzt vernahm er ein eigenartiges Heulen wie von starkem Wind. „Ob ich allerdings ..."
Die Frau war verschwunden. Ein Teil der Wand, an der sie vor wenigen Sekunden vorbeigegangen waren, hatte sich verwandelt. Alaska Saedelaere blickte in eine
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