1963 - Die Gestalter
„und jedes Raumschiff hat zwei Personen an Bord, den Piloten und den Gestalter."
„Richtig", bestätigte sie. „Und was sind die K-Faktoren?" fragte der Terraner. „Können wir das endlich erfahren?"
„Kein Problem!" Ein leichtes Lächeln glitt über Vaiyathas Lippen. Es sah so echt aus, dass man hätte meinen können, sie sei ein lebendes Wesen aus Fleisch und Blut. „Die Gestalter, die in die VIRTUAS übernommen werden, sind mit den sogenannten K-Faktoren identisch."
„Sollte das Kin diesem Fall etwa ganz banal für kosmisch stehen?"
„Gen au das", bestätigte sie belustigt. „Es geht um die kosmischen Faktoren. Die Baolin-Nda wussten um die große Bedeutung der K-Faktoren, hatten jedoch über das Aussehen der Gestalter, ihren Charakter und ihre besonderen Fähigkeiten keinerlei Kenntnisse. Im ursprünglichen Plan sollten die K-Faktoren von den Helioten an die Virtuellen Schiffe übergeben werden, aber die Helioten konnten ja nicht tätig werden. Deshalb müssen die Virtuellen Schiffe die Gestalter selbst finden."
„Großartig!" rief Toricelly und hob die Arme zum Himmel. Ihre smaragdgrünen Augen blitzten, und die Hörner bogen sich nach oben. „Das ist ja ein Kinderspiel. Wir sollen also einen Asteroidenschwarm suchen, der sich irgendwo in Karakhoum herumtreibt. So eine Galaxis ist ja keine besonders große Spielwiese. Wieviel Zeit haben wir? Eine Stunde? Zwei?" Sie ballte die Hände zu Fäusten und schüttelte ärgerlich den Kopf. „Das sind doch Hirngespinste, meine Liebe!" brüllte sie. „Wie kann jemand auf einen so dämlichen Gedanken kommen, dass wir das schaffen können? Es ist unmöglich. Ein Asteroidenschwarm in einer Galaxis! Pah! Wenn wir eine bestimmte Sonne suchen müssten deren Position wir nicht kennen hätten wir Jahrzehnte zu tun. Bei Asteroiden reicht ein ganzes Leben nicht aus." Die anderen Piloten schlossen sich ihrer Meinung an und äußerten sich entsprechend: die einen temperamentvoll und beinahe hitzig, die anderen ruhig und sachlich. Keiner aber glaubte, dass die Suche erfolgreich sein könnte.
Vaiyatha ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie setzte ein charmantes Lächeln auf und erwiderte: „Sollte die Mission scheitern, wird Thoregon nicht entstehen. Daran gibt es keinen Zweifel." Alaska Saedelaere fragte sie direkt, woher sie dieses Wissen habe, doch Vaiyatha antwortete nicht. Sie erhob sich, strich ihr Kleid glatt, als sei es staubig oder kraus geworden, und ging mit den gleichen lasziven Bewegungen zur VIRTUA/18 zurück, wie sie gekommen war. Einmal blieb sie kurz stehen und blickte über die Schulter zurück, als wollte sie sich davon überzeugen, dass der Terraner ihr mit seinen Blicken folgte. Alaska Saedelaere schüttelte nur den Kopf, während die Piloten in ihrer hitzigen Diskussion fortfuhren.
3.
Die Not ist gnadenlos. Sie reißt jede Maske herunter und offenbart, was darunter verborgen war. Sie steigert die guten wie die bösen Eigenschaften und legt die Seele blank. Not hat kein Gesetz, keinen Glauben und keinen Herrscher. Die Not hat nur sich selbst.
Solas Garn, Weiser von Phar In ferner Vergangenheit: Ein fürchterlicher Schock traf Aba Ossaq. Er war schlimmer als alles, was er vorher je erlebt hatte, und er war verbunden. mit grässlichen Schmerzen. Überraschenderweise verlor der junge Gestalter noch nicht das Bewusstsein, und die Spuren von Sauerstoff, die sich noch in seinem Gehirn befanden, befähigten ihn, etwas zu sehen. Das Bild, das seine Augen übermittelten, war unscharf, verschwommen und dunkel, da die Pupillen nicht mehr auf das Licht reagierten. Doch sein rasch sterbendes Gehirn begriff, was geschah. Über ihm war der Henker, und an seiner Brust baumelte die psionisch aufgeladene Kette. Sie präsentierte alles, auf das sich Aba Ossaq in dieser Situation noch konzentrieren konnte, da das Leben aus ihm wich. Er richtete die ganze Kraft, die in ihm wohnte, auf die psionische Kette, und mit einer quälend langen Verzögerung schien sein Lebensfunke auf sie überzuspringen. In der Folge beugte sich der Henker über den Korb und tat, was noch nie zuvor ein Mitglied seiner Zunft getan hatte. Er griff nach dem Kopf und wollte ihn anheben.
Im gleichen Moment wechselte Aba Ossaq auf ihn über, zwang ihn, die Hand wieder zu öffnen und den Kopf loszulassen. Der Gestalter nistete sich in Geist und Körper des Henkers ein, stand jedoch nach wie vor unter einem schweren Schock, den er nicht so ohne weiteres überwinden konnte. Er zog
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