1964 - Ein weißer Haluter
eingeschränkt „funktionstüchtig"? Handelte es sich bei Blo Rakane um eine Mutation oder eine Art Rückentwicklung seines Volkes? Sie ließ sich nichts anmerken. Rakane warf den Zylinder in einen Konverterschacht und wandte sich wieder dem Nonggo zu. „Führen Sie uns in diese Halle 7/IV, Genhered!" bat er. Der Nonggo setzte sich schweigend in Bewegung, und nach einer guten halben Stunde hatten sie den fraglichen Ausstellungsraum erreicht. Im Nebenraum sah Bré Tsinga ein großes Holorama.
Es gab in dieser Halle kein einziges Exponat. Genhered erklärte es nach einem längeren Tauchen ins Meso-Neuron damit, dass alle Informationen zum Thema Guan aVar in Computern gespeichert seien, zu denen man über große Bildschirme Zugang hatte, die in den Wänden versteckt waren. „Dann zaubern Sie sie für uns heraus, bitte!" sagte Blo Rakane. Genhered begann damit. Er legte den Kopf schräg, und nach drei Minuten öffnete sich die erste Wand, und ein Bildschirm schob sich daraus hervor. Es war wie in dem Raum drei Stockwerke tiefer. In diesem Moment fauchten in einem Nebenraum Strahlerschüsse auf. Bré Tsinga sah den Haluter und den Nonggo herumfahren und zog ihre Waffe. In dem Nebenraum wurde gekämpft, vielleicht auf Leben und Tod. Sie wusste nur nicht, wer da auf wen feuerte.
6.
6. Januar 1291 NGZ
Mimas
Die Vorbereitungen hatten länger gedauert als erwartet, aber jetzt war alles soweit. Gucky und Icho Tolot standen neben Professor Wojtyczek in der Kabine aus durchsichtigem Panzerplast, die sie gleich würden verlassen müssen, und sahen mit an, wie Michael Rhodan aus dem Tank geholt und anschließend langsam aus dem Unterkühlungs-Tiefschlaf geweckt wurde. „Ist das unbedingt nötig; Doc?" fragte der Mausbiber und sah zu Wojtyczek auf. „Wenn er bei Bewusstsein ist, muss er alle Qualen aushalten, die mit dem Experiment verbunden sind."
„Es ist nötig, leider", bestätigte der Professor. „Die Prozedur muss der Patient bei vollem Bewusstsein erleben. Erstens erhoffen wir uns, dass Rhodans Selbsterhaltungskräfte mithelfen, sie zu überstehen, und das geht nicht im Schlaf. Und zweitens könnten Schlaf und Unterkühlung den Einfluss des Zellaktivators auf den bestrahlten Organismus beeinträchtigen. Das alles wissen wir aus den umfangreichen Datenbeständen NATHANS. Ich muss euch nicht sagen, was das bedeuten würde."
„Nein", sagte Icho Tolot gedämpft. „Mike wäre so verletzlich wie ein Normalsterblicher. Er würde die Behandlung nie lebend überstehen." Gucky schwieg. Er starrte auf den reglosen, nackten Körper, der auf einer breiten Liege lag, die Augen noch geschlossen, die Haut bleich. Mediker waren dabei, ihn anzuschnallen. Michael würde für die Dauer der Bestrahlung zusätzlich von energetischen Feldern gehalten werden, die ihm kaum Spielraum zum Atmen ließen. Aber auch das musste sein. Es war damit zu rechnen, dass Rhodan zu toben begann und unerwartete Kräfte freimachte.
Deshalb die doppelte Absicherung. Über ihm war der große Projektor an der Kabinendecke befestigt, der in wenigen Minuten damit beginnen würde, die gefährlichen Strahlen auszusenden und Mikes Körper in ein Meer von verschiedensten Teilchenschauern zu tauchen. „Schlag schon die Augen auf, Mike!" flüsterte Gucky. „Lass es uns hinter uns bringen, bitte."
„Atmung und Herzschlag stabilisieren sich", teilte ein Mediker von außerhalb der Kabine mit und deutete auf die entsprechenden Anzeigen auf den Bildschirmen. „Gehirntätigkeit?" fragte Wojtyczek nach draußen. „Fast im normalen Bereich. Er kommt jeden Moment zu sich." Jetzt konnten Gucky und Tolot auch sehen, wie sich Mikes Brust langsam hob und senkte. Dann zuckten seine Finger und Beine. Es ging jetzt alles relativ schnell, doch für Gucky schienen Ewigkeiten zu vergehen. „Darf ich seine Hand halten, Professor?" fragte er leise. „Nur einmal?"„Gucky", kam es von Icho Tolot, „das ist jetzt sinnlos. Du darfst dich nicht für nichts quälen."
„Für nichts?" Der Kopf des Ilts flog zu ihm herum. Guckys schwarze Augen schienen Feuer zu versprühen. „Das nennst du nichts?" Er machte eine alles umfassende Geste. „Ein feiner Freund bist du! Sei froh, dass Mike dich nicht hören kann!"
„Ruhe, bitte!" drängte Professor Wojtyczek. „Es ist besser, wir verlassen jetzt diese Kabine. Ich ..." Aber Gucky hörte nicht hin. Er trat vor und nahm Michael Rhodans linke Hand. Er fasste sie mit beiden Händchen. In seinen Augen standen Tränen.
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