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1964 - Ein weißer Haluter

Titel: 1964 - Ein weißer Haluter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hatte den Eindruck, der Körper seines Freundes würde in dem unbarmherzigen Strahlenbad zucken. Bei einem Normalsterblichen hätten die Strahlen längst das empfindliche Nervengewebe völlig zerstört, hätten den Betroffenen innerhalb weniger Minuten umgebracht. Michael Rhodan begann wieder zu schreien. Die Gurte und Energiefelder hielten ihn fest. Trotzdem zuckten seine Arme und Beine, die Hände und Füße.
    Wahrscheinlich hätte kein Arzt auch nur ansatzweise erklären können, was im Körper des Unsterblichen ablief. Der Zellaktivator schien alle Kräfte zu mobilisieren, um die verschiedenen Strahlenschauer abzuwehren. Sobald die von den Strahlen hervorgerufenen Schäden überhand nahmen, war Michael Rhodan verloren.
    Sein Regenerationsvermögen wurde aufs höchste beansprucht. Es musste der Kampf um das Überleben des Nervensystems sein, der dem Zellaktivatorträger solch unfassbare Schmerzen bereitete. Mike schrie unaufhörlich. Und jedesmal, wenn der Strahlungspegel erhöht wurde, wurde es schlimmer. „Hört auf!" rief Gucky. „Aufhören, ihr bringt ihn ja um!"
    „Du wusstest, was ihm bevorstand, Kleiner", ermahnte ihn Icho Tolot. „Also sei still oder geh!" Gucky starrte ihn an, als hätte er einen Fremden vor sich. Die Schreie des Freundes erfüllten den Raum, und Tolot sprach wie ein Unbeteiligter.
    Dann verstand Gucky, was er sagen wollte. Er sank in seinem Stuhl zusammen, zog die Beine an und legte die Arme darum. Seinen Kopf stützte er auf die Händchen, so dass er dasaß wie eine Kugel - in sich verschränkt und scheinbar zurückgezogen. Mike Rhodans Schreie verwandelten sich in ein Röcheln. Sein Gesicht war grausam verzerrt. Der Körper zuckte konvulsivisch, trotz der Fesseln. Plötzlich bäumte sich der Leib unter den Energiefeldern ein paar Mal auf und sank schlaff zurück. Mike Rhodans Augen waren so weit aufgerissen, dass sie aus ihren Höhlen zu springen drohten.
    Und all das musste Gucky mit ansehen. Der kleine Ilt machte sich nicht die Mühe, sich die Tränen abzuwischen, die in seinem Gesichtsfell klebten.
    Er fühlte sich völlig allein – allein mit diesem menschlichen Wesen dort in der Kabine, das Qualen durchlitt, die er sich kaum vorstellen konnte. „Wie lange denn noch?" fragte Icho Tolot. „Wir erhöhen die Dosis noch einmal um fünf Prozent, danach brechen wir den Versuch ab" antwortete Professor Wojtyczek. „Das müsste er noch ertragen können, und dann müssten die Mikroteilchen in ihm abgetötet sein."
    Für Gucky klang es so, als redete der Mediker von einem abstrakten Experiment und nicht davon, dass es um das Leben eines völlig hilflosen Menschen ging. Wojtyczek wollte gerade anordnen, die Strahlungsintensität ein letztes Mal zu erhöhen, als Rhodan aufhörte zu schreien und sein Körper erschlaffte. „Er hat das Bewusstsein verloren", meldete ein Mediker. „Eine weitere Behandlung verspricht keinen Erfolg." Wojtyczek nickte. „Wir brechen das Experiment ab. Ich warte auf die Ergebnisse der Messungen an dem Patienten. Wie sind seine Vitalfunktionen? Sind die Mikroorganismen in seinem Körper abgetötet worden oder nicht?"
    „Gnade euch Gott!" flüsterte der Ilt und ballte die Fäustchen. „Gnade euch Gott, wenn es nicht so ist und Mike stirbt."
    Eine halbe Stunde später lagen die Ergebnisse vor. Gucky und Icho Tolot waren in Wojtyczeks Büro gebeten worden, zusammen mit einigen Medikern. Der Mausbiber hatte erst zugestimmt, nachdem man ihm versichert hatte, dass Mike Rhodan lebte und auf dem Weg der Erholung war. Sein Zellaktivator arbeitete zuverlässig, so, wie sich die Ärzte auf Mimas das auch erhofft hatten. „Nun red schon, Doc!" forderte Gucky den Professor auf. „Was ist nun mit Mike?" Wojtyczek, hinter einem massigen Arbeitstisch sitzend, räusperte sich und nahm einige Folien in die Hand. „Es scheint so", begann er, „als hätten wir einen ersten wichtigen Teilerfolg errungen. Die Anzahl der Mikrokörper in Rhodans Blutbahn ist natürlich gleichgeblieben. Das war nicht anders zu erwarten. Es geht darum, ob die organische Substanz, die wir als Erzeuger der suggestiven Strahlung vermuten, abgetötet werden konnte."
    „Spann uns nicht auf die Folter, Doc!" unterbrach ihn der Mausbiber. „Ich will von dir wissen, was mit der organischen Substanz passiert ist. Ihretwegen hat Mike doch die ganze Prozedur auf sich nehmen müssen."
    „Der psionische Strahlungspegel liegt nach Beendigung des Experiments bei nur mehr zwanzig Prozent des

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