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1966 - Der Schattenbruder

Titel: 1966 - Der Schattenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er in solch ein gefühlsmäßiges Chaos vorgestoßen. Da die Gharrer über diese Psi-Fähigkeit verfügten, bemühten sie sich, ihre Gefühle im Zaum zu halten, wenn sie sich Artgenossen öffneten. Aber Pratmoka hatte jede Kontrolle über sich verloren. Die Selbstbeherrschung, die er während seiner Ausbildung gelernt hatte, war völlig an den Rand seines Bewusstseins gedrängt worden.
    Wie ein Orkan fegte dieser bislang völlig unbekannte Sturm in Mhogena hinein, doch er blockte ihn ab, und der Sturm schlug nicht minder stark auf Pratmoka zurück. Der großgewachsene junge Gharrer taumelte plötzlich, als sei er gegen ein unsichtbares Hindernis gelaufen, verdrehte sämtliche Augen - zumindest die, die Mhogena sehen konnte, aber warum sollte es bei den anderen anders sein? - und brach zusammen.
    Nun kam Bewegung in die Reihen der anderen Schüler. Aufgeregt drängten sie sich um Pratmoka zusammen, versuchten, ihm wieder auf die Beine zu helfen. Ausgerechnet in diesem Augenblick betrat der Lehrer den Raum, der die nächste Unterrichtseinheit abhalten sollte. Er blieb neben der Tür stehen und schaute sich kurz um. „Was ist hier geschehen?" fragte er. Während die anderen verwirrt durcheinander sprachen, drehte Mhogena sich zu ihm. „Nichts", sagte er. „Pratmoka ist schlecht geworden. Vielleicht sollten wir ihn zum Schulmediker bringen."
    Der Lehrer musterte ihn einen Moment lang durchdringend, dann machte er das Zeichen der Akzeptanz. Allerdings beauftragte er nicht Mhogena damit, sondern zwei andere Schüler. Die ganze Dekade lang wurde Mhogena das Gefühl nicht los, dass nicht nur dieser Ausbilder, sondern auch alle anderen ihn mit besonderer Aufmerksamkeit bedachten, jede seiner Bewegungen genau verfolgten. Doch niemand machte ihm einen Vorwurf; auch sprach man ihn nie auf diesen Zwischenfall an.
    Pratmoka kehrte nicht mehr ins Klassengefüge zurück; es hieß, man habe ihn an eine andere Schule versetzt, die sich darauf spezialisiert hatte, den Umgang mit der Befähigung der Reflexion zu fördern. Doch es sprach für Mhogena, dass er noch lange über die Vorwürfe nachdachte, die ihm aus Pratmokas Unterbewusstsein entgegengeschlagen waren, und er sich fragte, ob sie vielleicht nicht doch berechtigt waren.
     
    3.
     
    Gegenwart
    1. Januar 1291 NGZ
     
    „Die Lage am Sonnentresor ist also kritisch?" fasste Atlan den Bericht Kantors zusammen. Die Augen des Arkoniden tränten; das war kein Zeichen der Trauer, sondern eins des inneren Aufruhrs. Allerdings hatte Myles manchmal den Eindruck, dass die rötlichen Augäpfel des potentiell Unsterblichen ihr salziges Sekret unentwegt absonderten, seit die Galaktiker vor Ort nähere Informationen über die Lage in Chearth erhalten hatten.
    In Kantors magerem, knochigem Gesicht leuchteten die großen Augen unter den dichten Brauen mit einer Intensität, die den langsamen, wie erschöpft wirkenden Bewegungen des Wissenschaftlers hohnsprechen wollten. „Die Auswertung der Daten ergibt, dass sie untragbar und aussichtslos ist. Wenn es nicht zu einer durchgreifenden Veränderung kommt."
    Sie hatten sich in der MERLIN, dem Zentralmodul der GILGAMESCH, zur Lagebesprechung zusammengefunden. Wer nicht persönlich anwesend sein konnte, nahm in holographischer Gestalt an ihr teil. „Und konkret heißt das?" fragte Ronald Tekener. Er befand sich an Bord der KENNON, und die zur Zeit wieder auftretenden Hyperraumstürme schienen die Verbindung zu stören. Die Narben der Lashat-Pocken in seinem Gesicht wirkten auf dem Hologramm viel auffallender, als sie es eigentlich waren, und verwandelten seine Züge in eine Landschaft mit winzigen Kratern und Gebirgszügen. Gelegentlich flackerte es leicht auf seiner Haut, und die sowieso unergründlichen hellblauen Augen waren kaum auszumachen. „Der Tresor besteht aus insgesamt einundsechzig Sonnen, die besondere unterschiedliche Hyperspektren aufweisen und in ihrem Zusammenwirken ein Schirmfeld bilden, das die Guan aVar gefangen hält", fasste Kantor zusammen. „In dieser künstlich geschaffenen Sonnenballung herrscht eine bestimmte Geometrie der Energie. Das Muster aller Sonnen bildet im Hyperspektrum ein dreidimensionales geometrisches Gitter, das von den Würmern nicht durchdrungen werden kann. Das eigentliche Gefängnis für die Guan aVar ist Skoghal, die Strahlung der anderen Sterne desorientiert die Würmer, so dass sie sich in ihrem Gefängnis wie in einem Labyrinth bewegen. Die Störimpulse der Algiotischen Wanderer gegen die

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