1968 - Ketzer der Tazolen
dieses gigantischen Walls, breitete sich im untergehenden Licht von Hilor ein völlig fremdes Land aus, das kein Tazole der modernen Zeit je betreten hatte. Zumindest war nichts hierüber bekannt.
Die Luft war klar und rein, und die Sicht reichte so weit, dass Ver to Nisch sich einbildete, ganz fern am Horizont einen schmalen, funkelnden Streifen des Großen Ozeans erkennen zu können. Dazwischen lag ein gigantisches Grasland, nur gelegentlich von Wäldern unterbrochen, jedoch mit ausgedehnten Sumpfgebieten, durch die sich unzählige Flüsschen und Bäche zogen. Das Liandos zitterte in Ver to Nischs Hand. Feine Tropfen der Ergriffenheit perlten über seine Haut. Er schloss die Augen vor Glück. Theansu hatte ihm ein großes Wunder beschert. „Wir hätten niemals so weit gehen dürfen!" sagte der Stellvertreter neben ihm. „Die Mauer zeigt, dass unsere Welt hier enden soll. Es ist der weltliche Sitz der Götter, den wir niemals betreten dürfen." Ver to Nisch öffnete die Augen wieder und klickte mit den Zähnen, vernichtet von so viel Unverständnis und Ignoranz. „Was redest du denn da", sagte er ernst, mit einem Nachhall Glückseligkeit in der Stimme, „hier werden wir endlich das verborgene Wissen finden, lange vor unserer Geschichtsschreibung, und es vollenden!"
„Niemals!" riefen auch die anderen beiden. „Diese Mauer ist nicht das Werk von Tazolen, das ist unmöglich! Ein Bauwerk wie dieses müsste in den Büchern verzeichnet sein, so etwas ist unvergesslich! Die Götter selbst haben diese Barriere errichtet, um sich hier in Beschaulichkeit zu ergehen, wenn sie auf Erden weilen!"
„Theansu hat mich hierher geführt, und ich werde seinem Pfad weiter folgen", beharrte Ver to Nisch. „Diese Mauern können überwunden werden, und ganz sicher sind sie nicht göttliches Werk. Die Götter haben andere Mittel und Wege, um sich zu schützen, mit unsichtbaren Barrieren, die uns aufhalten und unsere Blicke trüben. Der Wille der Götter ist es gerade, dass wir dieses letzte Geheimnis aufdecken!"
„Dein Verstand ist vom Hunger ausgedörrt, oder eine der Pflanzen hat deinen Geist vergiftet", stieß der Stellvertreter hervor. Langsam wichen alle vor dem Scoctoren zurück. „Du begehst einen großen Frevel, wenn du vorhast, diese Mauern zu überwinden! Welchen Sinn hätten sie, wenn nicht den, uns von der Erkundung des äußeren Ostens abzuhalten?"
„Aber diese Mauern sind sehr alt, älter als unsere Geschichtsschreibung", wandte Ver to Nisch ein. „Wenn sie eine Warnung darstellen, müssten wir doch irgendwo eine Aufzeichnung finden!"
„Jugitzu, Gott der Stürme und des Wahnsinns, ist über dich gekommen!" Der Stellvertreter wich noch weiter zurück und machte Zeichen gegen den bösen Blick. In seiner Stimme klangen Panik und Ekel auf. „Er fegt wie ein Wirbelwind durch deinen Verstand und zerstreut die Gedanken! Niemals werden wir dir weiter folgen!
Wir hätten niemals hierher kommen dürfen!"
Bevor Ver to Nisch sie aufhalten konnte, waren sie schon auf der Leiter und kletterten sie hinab. Für einen Moment befürchtete er, dass sie die Leiter einfach umstürzten, wenn sie erst den Boden erreicht hatten, um ihn dem Zorn der Götter preiszugeben. Doch seine verängstigten Helfer dachten gar nicht daran. In panischer Eile rafften sie ihre Sachen zusammen und ergriffen die Flucht. Es dauerte nicht lange, und die übrige Truppe folgte ihnen, ohne einen Blick auf ihn zurückzuwerfen.
Ver to Nisch verfluchte die Feiglinge, schimpfte über sich selbst, weil er versagt hatte. Alles in ihm schrie danach, sofort weiterzugehen, die übrigen Barrieren zu überwinden und das neue Land zu entdecken. Er war sicher, dort die Überreste aus der untergegangenen ersten tazolischen Zivilisation zu finden. Doch er war allein. Er hatte keine Vorräte und kein Elcoxol mehr. Es half nichts, er musste umkehren. Aber nur, um eine neue Expedition zusammenzustellen, mit verlässlichen Gefährten, die nicht bei jeder ungewöhnlichen Begebenheit in abergläubischer Furcht erstarrten. Ich werde das Geheimnis lösen, schwor er, während er auf der Mauer stand und über das Land des Ostens schaute. Dies wird der Beginn einer neuen Zeit sein!
Gegenwart: Chearth, am Sonnentresor „Wenn ich euch weiterhin von Nutzen sein soll, muss ich regelmäßig an Elcoxol herankommen", sagte Vil an Desch bei der Konferenz. Er schien mehr und mehr zu seiner alten Form zurückzufinden. Der Gharrer hatte gute Arbeit geleistet. Atlan hatte die
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