1968 - Ketzer der Tazolen
Aktivatorträger zu einer Krisensitzung auf der MERLIN zusammengerufen und auch den Fünften Boten sowie den ehemaligen obersten Scoctoren dazu eingeladen. Vorsorglich hatten alle Zellaktivatorträger Beiboote ihrer GILGAMESCH-Module benutzt; niemand wagte derzeit, einen Transmitter zu benutzen.
Und das war gut so - die Unsterblichen waren kaum angekommen, als die gesamte Region wieder von einer Welle Hyperbeben betroffen wurde. Das bedeutete zwangsläufig Sicherheit gegenüber Angriffen; der richtige Zeitpunkt für ein solches Gespräch. Vil an Desch hatte den Galaktikern und Chearthern einige Hinweise gegeben, wie sie besser gegen die beiden Stationen vorgehen konnten; und er schien inzwischen auch dazu bereit zu sein, mehr über die Geschichte seines Volkes zu erzählen, um Verständnis für dessen Wünsche und Ziele zu erreichen. Es war klar, dass das nicht ohne Gegenleistung erfolgen würde. Und er hatte in gewissem Sinne ein gutes Druckmittel in der Hand - ohne Elcoxol lief seine Lebensfrist in wenigen Wochen wieder ab. Sobald die Austrocknung anfing, war er zu keiner Kooperation mehr fähig. Er wusste inzwischen genug über die strengen Moralbegriffe der Galaktiker, dass sie alles tun würden, um ihn zu retten.
Atlan seinerseits hegte immer noch die leise Hoffnung, dass Vil an Desch seinen Einfluss bei seinem Volk noch einmal geltend machen konnte - es war einfach unmöglich, dass alle Tazolen nur aufgrund Dro ga Dremms Urteil gegen ihn eingestellt waren. Vil an Desch besaß Kontakte zu anderen einflussreichen Tazolen, die seinen Argumenten vielleicht eher zugänglich waren. Das Wichtigste war nach wie vor die Suche nach einer Lösung des Konfliktes ohne gigantische Raumschlachten. Im Grunde ein faires Geschäft - Vil an Deschs sichere Existenz gegen seine Kooperation. „Hast du einen Vorschlag, wie wir das besorgen können?" fragte der Arkonide. Der Tazole strich mit einer Hand über den Oberarm. Das Elcoxol-Bad war nicht nur ein süchtig machendes und lebensverlängerndes Ritual, es war tatsächlich überlebensnotwendig, da nahezu der gesamte Stoffwechsel über die Haut abgewickelt wurde. Die Stoffwechselorgane lagen direkt unter der Haut, so dass ihre pulsierende und pumpende Tätigkeit gut erkennbar war. „Ich war nicht nur oberster Scoctore, sondern auch Verwalter des Elcoxol-Monopols" ,erläuterte er. „Es war kein Problem, einiges davon beiseite zu schaffen."
Vil an Desch ließ sich von dem leisen Gemurmel nicht beeindrucken. „Jawohl, ich habe mein Amt missbraucht und unredlich gehandelt", gestand er, „aber denkt nicht, dass ich irgendein schlechtes Gewissen deswegen habe! Ich weiß, dass Nachto mir bereits damals während eines Gebetes eingab, für die Zukunft vorzusorgen. Ich habe mein Amt erst in dieser Galaxis angetreten, nachdem der uralte Nan er Orvan auf dem Flug hierher starb. Es ist nicht leicht, ein Amt anzutreten und gleichzeitig eine Mission durchzuführen. Ich konnte nicht wissen, wie viele Widersacher ich hatte, welche Hindernisse mir in den Weg gelegt würden. Daher habe ich nach der Eroberung von Thagarum eine Ladung Elcoxol beiseite geschafft. Ich bin mir sicher dass ich damals nach Nachtos Willen handelte, denn damit habe ich jetzt trotz der Verbannung bis an mein Lebensende ausgesorgt. Vielleicht hat der zürnende Gott mich doch noch nicht ganz verlassen, und das ist nun die Chance für meine Rehabilitierung."
„Wo befindet sich dieses Lager?" erkundigte sich Dao-Lin-H'ay. „In einem sehr guten Versteck, wo es so schnell niemand vermuten würde", antwortete Vil an Desch und zeigte seine Zähne, während er die tief in den Höhlen liegenden Augen aufriss. Mehr denn je glich sein Kopf einem Totenschädel; diese Mimik drückte eine Art sarkastischen Humor aus. Er hatte nicht die Absicht, das Versteck einfach preiszugeben und sich damit auf Gedeih und Verderb den Galaktikern auszuliefern. „Hoffentlich nicht mitten in einem Krisengebiet ..."
„Keineswegs, ihr könnt ganz unbesorgt sein. Es ist keinerlei Gefahr damit verbunden, wenn ich euch um ein Raumschiff zur Bergung bitte. Je schneller wir starten können, desto schneller sind wir auch wieder zurück." Der Tazole lehnte sich abwartend zurück. „Wieso hast du uns das nicht vorher gesagt?" fragte Atlan, in dem der Zorn erwachte. „Warum hast du dich selbst und deine Begleiter bei der Falle deines Scoctoren-Nachfolgers so sehr in Gefahr gebracht?"
„Das war allein meine Entscheidung." Jetzt zeigte sich wieder der
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