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1968 - Ketzer der Tazolen

Titel: 1968 - Ketzer der Tazolen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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drei Fünfteln aus Wasser bestand, und neben unzähligen kleinen, unbewohnbaren Inseln gab es zwei große Kontinente: Kongaron, schmal und lang, zog sich von Norden nach Süden. Ansarubim war kompakter, mit vielen Fjorden und Meerbusen.
    Unerforschte Gebiete gab es genügend, denn die Tazolen hatten einige wenige große Städte errichtet und das Land darum einige Morgen weit besiedelt - dazwischen allerdings lag die Wildnis, durch die nur Handelsstraßen führten. Bedingt durch die frühe Frauensterblichkeit, wuchs die Bevölkerung nicht allzu schnell an. Der Großteil der Bevölkerung siedelte auf Ansarubim; auf Kongaron gesamt existierten vermutlich nicht mehr als hunderttausend Einwohner, Nachkommen der einstigen Seefahrer und Abenteurer, die sich größtenteils durch Landwirtschaft und den Abbau von Erzen und den damit verbundenen Handel ernährten.
    Ver to Nisch reiste im Lauf der Jahrhunderte durch den ganzen Kontinent Ansarubim, um sich einen Überblick zu verschaffen, wo er nach Relikten graben wollte. Das Liandos war ihm dabei eine große Hilfe, denn Pilomer, Gott der Reise und des Handels, wies ihm oft den Weg; und Theansu selbst führte ihn zu den wichtigsten Plätzen. Als Ver to Nisch gereifte 500 Jahre alt geworden war, stieß er allmählich nach Osten vor, in Richtung des Großen Ozeans. Und da geschah es, dass er eines Tages eine merkwürdige Landformation entdeckte. Hier, tief im Landesinneren, war das Klima tropisch feucht, mit 230 Liandosfäden hohen Bäumen, Schlingpflanzen und dichter Busch- und Niederwaldvegetation. Millionen von Tieren lebten hier, die man selten sah, aber dafür deutlich härte, doch Ver to Nisch interessierte sich nicht für sie. „Was hältst du davon?" fragte er einen seiner Mitarbeiter. Mit dem kunstvoll verzierten Karnos, dem Archäologenstab, deutete er auf eine Kette seltsam schmaler, etwa 55 Liandosschnüre hoher Hügel mit nur wenigen Gefällen und Einschnitten, die sich von Horizont zu Horizont zu ziehen schien - zumindest, so weit das Auge reichte. „Es ist eine Bergwaldregion", vermutete der Tazole. Ver to Nisch ließ das Liandos durch seine Finger gleiten und stieß ein verächtliches Geräusch aus. „Niemals", behauptete er. „Die Pflanzen, die dort wachsen, sehen anders aus als diese hier. Aus einer anderen Epoche. Kein Baum wächst dort, der höher ist als vielleicht 20 Liandosfäden. Es sieht künstlich aus."
    Der Altertumsforscher wurde mit einemmal von großer Unruhe ergriffen. Er konnte es nicht mehr erwarten, zu dieser seltsamen Formation zu kommen. Doch das Gelände war sehr unwegsam, und sie benötigten drei volle Tage, obwohl das Ziel so greifbar nahe schien. Und je näher sie kamen, desto verrückter spielte die Perspektive. „Turqac der Täuscher ist um uns", flüsterten einige. „Er will nicht, dass wir uns diesem Gebiet weiter nähern. Es ist heilig oder verflucht, jedenfalls ein Reich der Götter, das wir nicht betreten dürfen."
    Ein paar seiner Helfer liefen sogar davon. Ver to Nisch kümmerte sich nicht darum. Er war davon besessen, das Geheimnis zu lüften. „Es ist Theansus Wille, der mich hierher geführt hat", sagte er unwirsch, wenn seine Helfer zeterten. Und dann, eines Morgens, war der Weg zu Ende. Und die Welt, wie es schien. Ver to Nisch kämpfte sich durch ein zweimal mannshohes Gebüsch, als er plötzlich auf harten, unnachgiebigen Widerstand stieß. Ungläubig tastete er mit den Fingern. Es fühlte sich an wie Stein. Aber es war zu regelmäßig, mit merkwürdigen Lücken...
    Er befahl Hilfskräfte herbei, die den Pflanzenverhau vor ihm entfernen sollten. .Dann standen sie alle sprachlos da. „Es ist eine Mauer ...", flüsterte jemand. .„Ganz ohne Zweifel", murmelte Ver to Nisch. Beinahe hätte er das Liandos fallen gelassen. Der Stein war dunkel und porös, von jeder Menge Würgepflanzen durchsetzt. Aber es war deutlich sichtbar, dass hier jemand eine gewaltige Arbeit geleistet hatte - vor einer Zeit, die nicht in den Geschichtsbüchern festgehalten war. Wer konnte das nur gewesen sein? Die Mauer war nicht einfach primitivaufeinandergeschichtet, sondern exakt errichtet, steil und senkrecht erhob sie sich vor und über den fassungslosen Tazolen. „Ich glaube, diese Mauer muss Jahrtausende überdauert haben", fuhr der Forscher mit andächtiger Stimme fort. „Das sind alles keine schnellwachsenden Pflanzen. Ich glaube, wir haben hier den größten Fund unserer Geschichte gemacht!" Niemand teilte seine Meinung. Die anderen

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