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1969 - Grausame Götter

Titel: 1969 - Grausame Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ragten zwei vergleichsweise lange, schlanke Arme aus ihrem verjüngten Oberkörper, die in prankenartigen Händen mit drei dicken Fingern endeten. Verblüffenderweise waren diese wulstigen Finger überaus geschickt.
    Das mächtige, achthundert Meter lange Speerraumschiff blieb im Orbit des Planeten zurück, während eine Delegation von zwanzig urungabischen Würdenträgern mit einem Beiboot landete und den Tazolen voller Stolz den geretteten Tarimgor übergab. Die Urungaber verstanden nicht, warum kein Tazole über diese Rettung glücklich war und am allerwenigsten Tarimgor selbst. Dabei hätten sie es eigentlich besser wissen müssen denn sie hatten die Tazolen und ihre Religion seit Jahrzehnten erforscht und kannten die Regeln.
    Sie wollten sie jedoch mit Absicht nicht akzeptieren, denn sie sahen sich als Aufklärer, als Missionare ihrer eigenen Weltanschauung. „Nach langer Beobachtungszeit und reiflichen Überlegungen sind wir zu der Ansicht gekommen", verkündete .Ihr Anführer Vegh Ishtangosson, „dass die Tazolen würdig sind, in das Sternenreich der raumfahrenden Völker von Algion aufgenommen zu werden. Die oberste Bedingung, die Raumfahrt aus eigener Kraft zu entwickeln habt ihr erfüllt. Wir dürfen uns nun gestatten, die Tazolen in die Geheimnisse der überlichtschnellen Raumfahrt einzuweihen."
    Was Vegh Ishtangosson den Tazolen als großzügige Geste der selbstlosen Entwicklungshilfe darstellte, geschah in Wirklichkeit nicht aus Uneigennützigkeit, wie sich später herausstellen sollte. Denn die Vereinigung der raumfahrenden Völker Algions war keineswegs zu einer Einheit verschmolzen, sondern ein ungeordneter Haufen von Völkern, von denen jedes seine eigenen Interessen verfolgte. Vegh Ishtangosson fuhr fort: „Wenn man den Tazolen auch großzügig zugestehen mag, dass sie die technischen Bedingungen erfüllt haben, kann man nicht umhin festzustellen, dass es ihnen an kosmischer Reife mangelt. Doch ist dies ein vergleichsweise geringfügiges Problem, das sich durch entsprechende Aufklärungsarbeit ausräumen lässt. Dafür werden wir Urungaber bürgen."
    Der oberste Scoctore Aliv an Gome wollte wissen, aus welchem Grund die Urungaber seinem Volk kosmische Reife in Abrede stellten. Obwohl er den Grund dafür ahnte, wollte er ihn aus dem Munde des Fremden hören. Wäre Vegh Ishtangosson ein guter Diplomat gewesen, hätte er sich um eine direkte Antwort herumgeredet. Doch dem Gesandten der Urungaber mangelte es an solchem Fingerspitzengefühl. Darum sagte er geradeheraus: „Im kosmischen Denken eines Raumfahrervolkes kann kein Platz für all die vielen Götter sein, denen die Tazolen huldigen. Ihr braucht eure Götter in Zukunft nicht mehr, Unter unserer Führung werdet ihr lernen, bisher unverstandene Phänomene aus naturwissenschaftlicher Sicht zu erklären."
    Aliv an Gome fand diese Worte so dumm und ignorant, dass es eigentlich unter seiner Würde hätte sein müssen, darauf einzugehen. Aber als glühender Verfechter seiner Religion scheute er den kontroversen Dialog nicht. Schließlich würden die Tazolen mit den Urungabern leben müssen, denn sie wollten den Fortschritt. Wovon redete dieser Ungläubige Vegh Ishtangosson eigentlich? Icchto, Nachto, Xion, Kalcham und all die vielen anderen Götter des tazolischen Pantheons waren längst keine Naturgötter mehr. Die Tazolen vertrauten den Naturwissenschaften, und mit ihrer so erlangten Reife hatten die Götter eine andere Zuordnung bekommen.
    Die Tazolen wussten, dass ihre Götter das Universum erschaffen hatten. Sie waren existent. Xion, Benteve, Kalcham, Obri und Nymene waren wahrhaftig an der Schöpfung beteiligt gewesen. Jeder hatte etwas von sich eingegeben, so dass dieses wunderbare Universum in all seiner Vielfalt entstehen konnte. Und die Tazolen hatten gelernt, ihren Göttern die richtigen Fähigkeiten zuzuordnen. Wenn Nachto einst der Verwahrer des Feuers war, so behütete er aus der Perspektive der Tazolen heute die Atomkraft. Meister welcher Kräfte würde er morgen sein?
    Die Tazolen konnten ihre Götter jeweils nur so weit einstufen, wie ihr Horizont reichte. „Das ist es, was wir meinen", beharrte Vegh Ishtangosson mit gerümpftem Rüssel. „Anstatt das Pantheon den Erkenntnissen der voranschreitenden Evolution gemäß abzubauen, geht ihr den umgekehrten Weg und bauscht es immer mehr auf. Und wie steht es mit Jedodehu?"
    „Was soll mit Jedodehu sein?"
    „Ich meine Jedodehu, den Götterboten, der seine Botschaften mit licht schnell

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