197 - Odas Wiedergeburt
nicht mehr geben.«
»Ich verstehe deine Bemerkung von vorhin, du wärest noch nicht soweit, leider immer noch nicht«, sagte Cruv bedauernd.
»Du möchtest die Hölle verlassen, und ich soll dir dabei helfen. Das kann ich aber erst, wenn ich Flügel habe. Dann setzt du dich auf meinen Rücken, und ich trage dich, wohin du willst. Aber bis es soweit ist, wird noch einige Zeit vergehen.«
»Wieviel Zeit?« wollte der Gnom wissen.
»Ich habe keine Ahnung«, antwortete Regi-Teida. »Denn ich weiß nicht, wie sich diese Entwicklung in der Hölle abspielt. Ich spüre ständig feindliche Einflüsse, die den Ablauf der Verwandlung hemmen. Du mußt Geduld haben, mein kleiner Freund.«
Cruv seufzte. »Ich werde mir Mühe geben.«
***
»Halt!« zischte Steward Huntington, als er den Rücken des Fremden vor sich hatte. »Keine Bewegung! Ich bin bewaffnet!«
Morron Kull blieb stehen.
Huntington trat aus der dunklen Nische und befahl dem Eindringling, sich umzudrehen. Die violett leuchtende Stirnwunde irritierte ihn zwar, aber er kam nicht auf die Idee, daß er einen Dämon vor sich hatte.
»Was hast du Bastard in meinem Schloß zu suchen?« fuhr Huntington den Unbekannten an. Er fühlte sich hinter seiner Duellpistole sicher.
Doch damit entlockte er dem Dämon nur ein breites Grinsen. »Ich werde Dark Stone Castle niederbrennen«, antwortete Morron Kull.
Huntington starrte ihn entgeistert an. »Du hast was vor?«
»Mein Feuer wird Dark Stone Castle und alle, die sich darin befinden, fressen.«
»Dein Feuer wird niemanden fressen!« knurrte Steward Huntington. »Meine Frau wird dich fressen, und zwar schon bald! Und damit du uns erhalten bleibst, werde ich dir eine Verletzung zufügen, die dich daran hindert, Dark Stone Castle zu verlassen!«
Die Duellpistole bewegte sich. Genüßlich suchte sich Steward Huntington die Stelle aus, die seine Kugel treffen sollte, und als die Waffe darauf gerichtet war, drückte er ab.
***
Warten…
Solange Cruv in Nalphegars Grab gelegen hatte, hatte er keine Nahrung gebraucht, aber nun stellten sich Hunger und Durst ein. Sein Magen knurrte, und seine Zunge klebte am trockenen Gaumen. Er sagte kein Wort, litt still vor sich hin. Regi-Teida blieb seine Qual nicht verborgen. Ihre Arme waren zwar mit weißen Federn bedeckt, aber es waren noch keine Flügel. Sie konnte Cruv noch nicht fortbringen. Und hier oben gab es keinerlei Nahrung und nichts zu trinken. Das Warten wurde für Cruv zu einer weiteren schweren Prüfung.
Geduldig schmachtete er.
»Ich kann nicht länger Zusehen, wie du dich quälst, Cruv«, sagte Regi-Teida, die mit ihm litt.
Sie selbst konnte Hunger und Durst magisch ausschalten, aber Cruv konnte sie auf diese Weise nicht helfen.
Der Gnom winkte matt ab. »Kümmere dich nicht um mich, Regi-Teida.«
»Soll ich Zusehen, wie du langsam zugrunde gehst?«
»Ich halte es schon noch eine Weile aus. Ich bin zäh. Ich werde mich so wenig wie möglich bewegen, um Energie zu sparen.«
»Ich weiß nicht, wie lange ich noch auf meine Flügel warten muß. Bis ich sie habe, kannst du verdurstet oder verhungert sein. Ich muß etwas tun. Du brauchst Nahrung. Ich werde welche beschaffen.«
»Es gibt nichts auf diesem Plateau, was ich essen könnte.«
»Ich werde den Tafelberg verlassen.«
»Damit begibst du dich in Gefahr«, sagte Cruv.
»Ich habe dich nicht aus deinem Steinsarg geholt, um dir anschließend beim Sterben zuzusehen!« erwiderte Regi-Teida energisch. »Du brauchst etwas, das deinen Magen füllt. Eine Pflanze, ein Tier - irgend etwas. Ich komme ganz bestimmt nicht mit leeren Händen zurück. Rühr dich inzwischen nicht von der Stelle. Geh sparsam mit deinen Kräften um. Ich werde mich beeilen, aber es kann noch geraume Zeit dauern, bis ich etwas Genießbares finde.«
Die Kundschafterin entfernte sich und kletterte die steile Felswand zum zweitenmal hinunter. Sie hoffte, den schwarzen Teufeln nicht noch einmal zu begegnen, denn eine Auseinandersetzung mit ihnen hätte sie wertvolle Zeit gekostet.
Cruv lag auf dem harten Felsen und darbte ächzend vor sich hin.
Hatte ihn Regi-Teida gar nicht gerettet?
Solange er in Nalphegars Grab gelegen hatte, war er belebt worden. Doch nun mußte er selbst leben, und das war ohne Nahrung gar nicht so einfach…
***
Ich spürte kalten Schweiß auf meiner Stirn. Daryl Crenna saß gewaltig in der Klemme. Für mich stand fest, daß ihn Jennifer Huntington auf jeden Fall töten wollte. Entweder gleich - wenn ich nicht
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