197 - Odas Wiedergeburt
Probleme bereitet hat.«
»Er wollte mich zwingen, ihn zum Höllenherrscher zu begleiten. Ich konnte ihm zum Glück entkommen.« Regi-Teida häutete die Höllen-Hydra und reichte dem Gnom ein Stück von ihrem Fleisch.
Obwohl Cruv schrecklichen Hunger hatte, drehte es ihm bei dieser »Köstlichkeit« den Magen um.
Er schloß die Augen und würgte kleine Bissen hinunter. Das Schlangenfleisch schmeckte erdig. Jedem Schluck ging eine große Überwindung voraus, aber er wußte, daß er nur so am Leben bleiben konnte.
***
Bamaa lag immer noch auf der Lauer. Als Tarnung wäre Morron Kulls Körper geradezu perfekt gewesen, und verausgabt hatte er sich im Kampf gegen die Höllen-Hydra auch.
Die Voraussetzungen für eine Übernahme seines Leibes waren nicht schlecht. Er mußte der weißen Spinne nur noch ins unsichtbare Netz gehen. Zornig stampfte Morron Kull mit dem Fuß auf, und er wünschte Regi-Teida alles Böse, weil es ihr gelungen war, sich abzusetzen.
Der Dämon fragte sich, wozu sie die Schlange brauchte. Um ihre Brut hier irgendwo in der Nähe zu füttern? Er hatte nicht geglaubt, daß sie wirklich fliegen konnte, hatte den Federmantel für ein Kleidungsstück gehalten.
Und später hatte sich dann herausgestellt, daß sie ein Vogel wesen war.
Vielleicht war es besser so, daß ihr die Flucht gelang. Wenn sie kein richtiges Mädchen war, hatte er ohnedies keine Verwendung für sie.
Mit wachsender Ungeduld wartete die weiße Spinne auf ihren großen Augenblick - doch er kam nicht, denn Morron Kull entfernte sich, ohne dem unsichtbaren Netz auch nur in kritische Nähe zu kommen.
Wenn nicht er, dann jemand anderer, dachte Bamaa gleichgültig. Im Grunde genommen war ihr jeder Körper als Versteck recht.
***
Die Kraft der Höllen-Hydra ging auf Cruv über, ohne seine gute Gesinnung zu gefährden, dafür sorgte Regi-Teida mit ihrer weißen Magie.
Schon nach wenigen Bissen fühlte sich Cruv nicht mehr schlaff und erledigt. Seine Lebensgeister erwachten. Seine Muskelfasern wurden von einer neuen Energie umhüllt und durchdrungen. Die elende Mattigkeit fiel von ihm ab wie eingetrockneter Schlamm. Obwohl ihn das Schlangenfleisch immer noch anwiderte, aß er weiter, weil ihm klar war, daß er es brauchte.
»Ich werde nie vergessen, was du für mich getan hast, Regi-Teida«, sagte der Gnom dankbar. »Und ich hoffe, daß ich mich dafür eines Tages revanchieren kann.«
»Es genügt mir, wenn du noch recht lange lebst«, erwiderte die Kundschafterin lächelnd.
Cruv grinste mit schlangenblutverschmiertem Mund. »Das habe ich seit meiner Geburt vor, aber es hängt nie nur von einem selbst ab, ob man sich auch daran halten kann.« Er schüttelte den Kopf. »Mein Leben hing manchmal an einem verdammt dünnen Faden. Ich muß ein Glückskind besonderer Art sein, denn immer, wenn es mir besonders dreckig ging, tauchte jemand auf, um mir zu helfen.«
»Möge sich daran nie etwas ändern«, wünschte ihm Regi-Teida.
Cruv erzählte ihr von Morron Kull, damit sie wußte, wem sie beinahe in die Hände gefallen wäre. Um so erleichterter war sie hinterher, daß ihr die Flucht gelungen war.
»Wann kannst du mich von hier fortbringen, Regi-Teida?« erkundigte sich der Gnom, der schon wieder voller Tatendrang war. »Ich möchte dich nicht drängen. Wenn es sein muß, ernähre ich mich auch weiterhin vom Fleisch dieser Schlange, aber lieber wäre es mir, wenn wir diesen Tafelberg so bald wie möglich verlassen würden. Zu Hause wartet eine Menge Arbeit auf mich. Ich muß Tucker Peckinpah entlarven und meinen Doppelgänger unschädlich machen. Erstaunlich, daß Morron Kull nicht mehr bei den beiden ist.«
Auch Regi-Teida aß Schlangenfleisch, um zusätzliche Kräfte zu speichern. »Der Flug vom Fuße des Tafelbergs auf das Plateau ging trotz der Last, die ich zu tragen hatte, gut«, sagte das schöne Mädchen, »aber ich weiß nicht, ob meine Kräfte reichen werden, der Anziehungskraft der Hölle zu entrinnen.«
»So etwas erfährt man nur, wenn man es versucht«, belehrte der Gnom die Kundschafterin. »Reicht dein Mut nicht?«
»Es mangelt mir eher an Selbstvertrauen«, gestand Regi-Teida.
»Du kannst alles schaffen, wenn du nur willst!« behauptete Cruv.
»Ich möchte nicht versagen, verstehst du? Es steht zu viel auf dem Spiel. Wenn es mir nicht auf Anhieb gelingt, mit dir die Hölle zu verlassen, fehlt mir wahrscheinlich die Kraft für einen zweiten Versuch. Bis sich die einstellt, kann gefährlich viel Zeit vergehen,
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