197 - Odas Wiedergeburt
herauszupressen. So viel Kraft hätte ihm Regi-Teida nicht zugetraut.
Sie überlegte, ob es nicht doch besser war, sich jetzt, wo Morron Kull sie nicht daran hindern konnte, aus dem Staub zu machen.
Es gab mit Sicherheit anderswo Nahrung. Wenn sie blieb, riskierte sie, Kulls Gefangene zu bleiben. Dann war Cruv verloren. Nervös zog sie sich mit kleinen, unsicheren Schritten zurück.
Morron Kull stürzte. Der Kampf schien noch lange nicht entschieden zu sein. Reptil und Dämon wälzten sich auf dem Boden. Sie wirbelten eine Menge Staub auf, waren in eine fast undurchdringliche Wolke eingehüllt. Regi-Teida bewegte versuchsweise die gefiederten Arme und stellte fest, daß sie sich hochdrücken, vom Boden abheben konnte. Bis die Verwandlung völlig abgeschlossen war, würde es noch einige Zeit dauern. Den Vogelkopf würde sie zuletzt bekommen - irgendwann. Darauf hatte sie aber keinen Einfluß, das war Sache der Loggeph-Kraft, die sie von ihrem Vogelfreund geerbt hatte.
Der Kundschafterin fiel etwas auf, das sie zunächst für einen weißen Stein hielt, doch bei genauerem Hinsehen erkannte sie eine weiße Spinne, die in der Nähe der Kämpfenden auf der Lauer lag.
Da sie nicht wußte, ob ihr von diesem Rieseninsekt ebenfalls Gefahr drohte, entschloß sie sich zu einem Fluchtversuch.
Doch bevor sie startete, zeichnete sich eine deutliche Überlegenheit des Dämons ab. Morron Kull war es gelungen, dem Druck des Schlangenkörpers entgegenzuwirken. Er ließ sich nicht zusammenpressen, selbst wenn die Teufels-Hydra ihre ganze Kraft dafür einsetzte. Und beißen konnte sie ihn auch nicht mehr. Das verhinderte die violette Schutzschicht, die sich auf seiner Haut gebildet hatte. Es gelang dem Dämon, die Umklammerung des Schlangenleibes so weit zu dehnen, daß er seine Arme freibekam. Die Höllen-Hydra zischte aggressiv, und ihre Augen begannen zu glühen.
Kull spürte die gefährliche Kraft, die von den sechs Schlangenaugen ausging. Das Reptil wollte ihn hypnotisieren, wollte ihm seinen Willen aufzwingen. Hastig schloß der Dämon die Augen, um den Blickkontakt zu unterbinden.
Er tastete mit beiden Händen nach einem der Schädel, griff unerschrocken mit den Fingern in das offene Schlangenmaul und riß den Reptilienkopf auseinander. Das Schlangenende zuckte und peitschte über den Boden.
Morron Kull ertastete den nächsten Schädel und verfuhr mit ihm genauso. Nachdem er auch den dritten Kopf entzweigerissen hatte, war die Gefahr gebannt. Der Körper der Teufels-Hydra wand sich noch in letzten Krämpfen, ließ aber mehr und mehr von Morron Kull ab.
Das violette Licht erlosch, und Morron Kull, der Sieger, erhob sich. Aber es war ein hart errungener, ein kräfteraubender Sieg, und das kam Regi-Teida zugute.
Der Dämon brauchte eine Verschnaufpause, brauchte Zeit, sich zu erholen.
Zeit, die die Kundschafterin nützen wollte.
Regi-Teida faßte sich ein Herz. Sie stürmte an Morron Kull vorbei, riß die schwere Schlange hoch, warf sie sich über den Nacken und unternahm den ersten Flugversuch in ihrem Leben. Obwohl das dewicht der Höllen-Hydra beachtlich war, gelang es dem schönen Vogelmädchen doch, abzuheben und hochzusteigen.
Morron Kull bemerkte es zu spät. Er versuchte die Kundschafterin mit einer laut gebrüllten Spruchattacke zur Umkehr zu zwingen. Als ihm das nicht gelang, setzte er einen Fluch gegen sie ein, der ihren Absturz bewirken sollte, aber sie war schon zu weit von ihm entfernt. Der Fluch traf sie nicht mehr mit der erforderlichen Wucht.
Sie kam zwar ganz kurz ins Trudeln, und eine unsichtbare Kraft wollte ihr die Flügel an den Körper pressen, aber sie konnte diese Kraft brechen und mit starken Bewegungen die Entfernung zwischen dem Dämon und sich vergrößern. Wild hämmerte ihr Herz dabei gegen die Rippen. Cruv! schrie es in ihr. Ich komme! Mit Nahrung!
***
Cruv traute seinen müden Augen nicht, als er Regi-Teida fliegen sah. Und gar nicht mal so schlecht. Sie hatte schnell gelernt, und ihre Flügel - mit Händen an den Enden - hatten sich dabei vervollkommnet. Weich und fast lautlos setzte die Kundschafterin neben dem hungrigen Gnom auf und legte die Höllen-Hydra neben ihn.
»Hast du sie getötet?« fragte der Gnom mit dünner Stimme.
Regi-Teida schüttelte den Kopf. »Diese schwierige Arbeit hat mir ein Dämon namens Morron Kull abgenommen.«
Cruv riß erschrocken die Augen auf. »Kull ist hier?«
»Kennst du ihn?«
»Leider ja. Er ist ein ehrgeiziger Dämon, der uns schon einige
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