1970 - Hiobsbotschaft
Heimat und alles, was sie geschaffen hatten, aufgeben mussten. Und alles hatte so hoffnungsvoll begonnen. Alashan hatte sich gegen Mächte aus DaGlausch behauptet. Die Terraner und die Ureinwohner dieses Planeten, die Thorrimer, hatten sich einander angenähert, und inzwischen bestand ein fast brüderliches Verhältnis zwischen ihnen.
Wenn schon die Terraner - hatten dann nicht auch die Thorrimer einen Anspruch darauf, die ganze Wahrheit zu erfahren? Natürlich, dachte Navajo, sie mussten gewarnt werden. Für eine eventuelle Evakuierung mussten sie allerdings selbst sorgen, denn es gab eine Abmachung mit ihnen, dass jedes der beiden Völker separat handeln könne und solle. Der Bürgermeister versuchte, ruhig zu bleiben und die aufkommen wollende Verzweiflung nicht siegen zu lassen. Es war schwer. Er und Gia de Moleon trugen die Verantwortung für die 'Nation Alashan - sie im militärischen er im zivilen Bereich.
Ein Jahr! Ein Jahr lang hatten sie Zeit, wenn sie Glück hatten, um zwei hunderttausend Menschen zu evakuieren. Ein Jahr Zeit für das Unmögliche!
Stendal Navajo fand in dieser Nacht keine Ruhe. Er legte sich gar nicht erst hin.
Der neue Direktor Zehn von Zophengorn, Eismer Störmengord, hatte bewusst darauf verzichtet, die schlimme Nachricht galaxisweit bekanntzugeben.
Das hatten Benjameen von Jacinta und Tess Qumisha jedenfalls so erklärt. Er wollte eine umfassende Panik verhindern, die Milliarden und aber Milliarden Tote kosten würde, und stattdessen mit seiner Bebenforscher-Organisation versuchen, das Beben irgendwie abzuwenden. Die Aussichten waren allerdings verschwindend gering bis nicht vorhanden. Stendal Navajo saß in einem Sessel und schüttelte den Kopf. Er war nicht mit dieser Politik des Totschweigens einverstanden. Er würde nicht mit der Wahrheit zurückhalten. Er glaubte daran, dass die Bewohner von Alashan gefestigt und gestählt genug waren, um auch diese Hiobsbotschaft mit Fassung zu ertragen.
Und allein die Chance, dass einer der zweihunderttausend Köpfe eine Idee hatte, wie man den Hals doch noch einmal aus der Schlinge ziehen konnte, rechtfertigte den Schritt an die Öffentlichkeit. Das gleiche galt für die anderen Sternenvölker der Doppelgalaxis. Auch sie mussten gewarnt werden.
Stendal richtete sich auf eine harte Auseinandersetzung mit Gia de Moleon ein. 18. September 1290 NGZ Sie tagten seit drei Stunden: Gia de Moleon, Stendal Navajo und die beiden Mutanten. Es war bereits zu heftigen Wortwechseln gekommen. Gia de Moleon hatte Navajos Forderung, alle erreichbaren DaGlausch- und Salmenghest-Völker einzuweihen, erwartungsgemäß abgelehnt. Ihre Stimme klang scharf, als sie sagte: „Wir sind nur für uns verantwortlich und haben nicht das Recht, den Bebenforschern ins Handwerk zu pfuschen. Sie werden schon wissen, was sie tun und was sie bleiben lassen. Es geht uns nichts an!"
„Das sehe ich anders!" erwiderte der Bürgermeister. „Wir haben nicht die Möglichkeit zur Evakuierung, aber vielleicht haben andere Völker sie und können sich retten. Natürlich geht das nur, wenn sie rechtzeitig Bescheid wissen und entsprechend Zeit haben, um ihre Vorbereitungen zu treffen."
„Es geht uns nichts an!" wiederholte die TLD-Chefin. „Will das nicht in deinen sturen Kopf hinein? Wann siehst du das ein?" Navajo seufzte, blickte die beiden Mutanten an. „Was ich sehe", sagte er dann, „ist eine verbohrte, verbitterte alte Frau, der ihre Prinzipien wichtiger sind als die Leben von Abermilliarden Wesen."
„Das nimmst du sofort zurück!"
„Ich denke nicht daran." Navajo blieb äußerlich ruhig. Damit. provozierte er sie mehr als durch seine Worte. Aber auch die saßen. Die Zeit für Höflichkeiten und Rücksichten war vorbei.
Ging es nach Gia de Moleon, dann wurde die Bevölkerung von Alashan im Unklaren gelassen, und nur wenige Wissenschaftler wurden informiert und zu völligem Stillschweigen verdonnert. Die Thorrimer wollte sie ebenso unwissend lassen wie die anderen galaktischen Völker. Das war für Stendal Navajo schlichtweg undenkbar. „Darf ich einen Kompromissvorschlag machen?" fragte Benjameen von Jacinta nach einer weiteren Stunde sinnlosen Hin und Hers. Beide Kontrahenten forderten ihn auf, es zu tun. „Du, Stendal, willst alle informieren", sagte er. „Du, Gia, willst niemanden aufklären. Könntet ihr euch nicht darauf einigen, wenigstens die Thorrimer oder eben ihren König Corn Markée einzuweihen? Dann hätte jeder von euch einen halben Sieg
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