1971 - Rätselhaftes Sarkamanth
Speisen und Getränke mit hinein und fuhr dann mit dem Container im Expresslift nach unten. Niemand hielt sie auf.
Vanessa nutzte die Tatsache, dass Tausende an und in den Korrago-Raumern arbeiteten, um Platz für die Menschen zu schaffen, und dass mit diesem Einsatz zwangsläufig ein chaotisch anmutendes Durcheinander verbunden war. Inmitten einer Gruppe von Frauen und Männern führte sie den Container in einen der Korrago-Raumer, ohne von irgendjemandem aufgehalten oder kontrolliert zu werden. Im Inneren des Schiffs setzte sich die Ingenieurin augenblicklich von den anderen ab und glitt in einem Schacht mit Hilfe der Antigrav-Einheit in die Höhe. Sie kannte sich im Korrago-Raumer nicht aus und überließ es dem Zufall, wo sie landete.
Noch im unteren Drittel des Raumers wechselte sie vom Schacht in einen Gang über und erreichte wenig später eine Schaltzentrale, von der aus offen bar ein Teil der Triebwerke überwacht und gesteuert werden konnte. Erleichtert öffnete sie den Container und holte ihre Kinder heraus. „So", sagte sie triumphierend. „Wenn sich das Superbeben wider Erwarten früher als erwartet einstellen sollte, sind wir jedenfalls an Bord, und wenn die Raumschiffe dann vorzeitig starten, sind wir nicht unter jenen Unglücklichen, die zurückbleiben müssen."
Die Kinder antworteten nicht. Sie hatten noch nicht vergessen, dass ihre Mutter dicht davor gewesen war, mit ihnen in den Tod zu gehen, und sie litten selbstverständlich unter dieser Tatsache. Der Medosyn hatte ihnen daher ein Beruhigungsmittel gegeben, das ihnen half, das Trauma zu überwinden. Vanessa gab den Kindern etwas Spielzeug und wandte sich dann den fremdartigen Schaltungen zu. Sie hatte nicht vor, irgendetwas anzurühren, sondern wollte sich nur informieren. Mit Hilfe ihres Syntrons hoffte sie, wenigstens einen Teil der technischen Geheimnisse enträtseln zu können.
Gia de Moleon war enttäuscht: Ich hatte ihr von meinem Vorstoß nach Sarkamanth und von meinen seltsamen Eindrücken berichtet. „Ich hatte gehofft, mehr zu erfahren", sagte sie, „aber wenn die Fremden sich unbedingt ausschweigen wollen, dann sollen sie es tun. Wir haben vordringlichere Probleme mit der Evakuierung. Solange sie uns dabei nicht stören, sind sie mir egal. Wir behalten sie im Auge, mehr unternehmen wir aber nicht." Mit. einer derartigen Entscheidung hatte ich gerechnet. Allerdings war ich nicht ganz einverstanden mit ihr. „Sie müssen einen schwerwiegenden Grund gehabt haben, ausgerechnet in dieser Zeit zu kommen und bei uns zu landen", erwiderte ich. „Und sie müssen einiges von uns wissen. Immerhin haben sie uns auf Interkosmo mitgeteilt, dass Sarkamanth aufgebaut wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie passiv bleiben. Ihnen muss ebenso wie uns klar sein, dass ein Superbeben bevorsteht, und sie müssen sich irgendwie damit auseinandergesetzt haben."
„Deshalb lassen wir sie von jetzt an trotzdem in Ruhe", bestimmte Gia. „Während du da draußen warst, habe ich einige Nachrichten erhalten. Komm, ich zeige dir die Aufzeichnung." Der Syntron schaltete die Meldungen, und sie liefen nacheinander auf der Holo-Wand ab. Sie kamen aus allen Teilen von DaGlausch und Salmenghest, wo sie von den Bebenwacht-Stationen zusammengetragen worden waren. Diese waren über beide Teile der Doppelgalaxis verteilt. Per Hyperfunk hatten sie eine Liste der aktuellen Bebenwarngebiete übermittelt. Statt der 2000 bis 3000 Bebenzonen, die es im Normalfall gab, war die Zahl der Bebenzonen bereits auf über 18.000 angewachsen.
Eine wahrhaft erschreckende Zahl. Doch dann machte Gia mich auf etwas aufmerksam, was ich bisher so nicht gesehen hatte. „Angesichts dieser Entwicklung sind die Wissenschaftler zu dem Schluss gekommen, dass hier bei uns im Thorrtimer-System jederzeit ein Kesselbeben losbrechen kann", versetzte sie, und jetzt verstand ich den ungewöhnlich ernsten Ausdruck in ihrem Gesicht. „Wir können also nicht mehr davon ausgehen, dass wir ein Jahr Zeit haben für die Evakuierung. Möglicherweise haben wir noch nicht einmal Tage! Wir können nur beten, dass wir eine längere Frist erhalten."
Mir verschlug es die Sprache. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so knapp werden könnte. Angesichts dieser Bedrohung fühlte ich mich unwohl, und der Wunsch kam in mir auf, mich so schnell wie möglich an Bord zu begeben. Zugleich wusste ich, wie unsinnig ein solcher Gedanke war. Die beiden Korrago-Raumer mussten umgebaut werden, so dass jeder von
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