Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1973 - MATERIA

Titel: 1973 - MATERIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
oder wenigen regelmäßigen Abständen unter den Ereignishorizont abgetaucht: Stets hatte es sich um eindrucksvolle knapp zehn Sekunden gehandelt, durch Dunkelheit zum wasserfallähnlichen Strom ins Rauschen und Blitzen und wieder zurück. Dreimal war die graue Linse zu beobachten gewesen, beim letzten Mal wirkte sie riesig und fast zum Greifen nah. Vielfarbige Blitze waren für zwei Sekunden sichtbar geworden - vermutlich hyperorientierte Waffen- oder Traktorstrahlen.
    Das war wohl ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die Hetzjagd für die verfolgte Superintelligenz enger wurde. Die Frage, um was es sich bei der grauen Zone genau handelte, war ungeklärt. Sogar die Messgeräte des Beobachtungszentrums gaben diesbezüglich keine Auskunft. Fest stand nur, dass es für die Superintelligenz mit großer Wahrscheinlichkeit sehr gefährlich wurde, sollte MATERIA bei einem weiteren Abtauchvorgang in diese Sphäre eindringen können.
    Statt weiterer Vorstöße gab es dann allerdings eine inzwischen vierstündige Pause, in der die Kosmische Fabrik keinen weiteren Vorstoß unternahm, sondern außerhalb des Dengejaa Uveso sogar mit etlichen Hypertakt-Sprüngen bis zum Außenrand der Akkretionsscheibe hinaustrieb und mit dieser das Schwarze Loch umkreiste.
    Mühsam wandte sich der Oxtorner von den faszinierenden Bildern ab, die über die Kuppelwölbung der Halle projiziert wurden. Es kostete einige Überwindung, den Blick zu lösen, sich bewusst zu machen, dass es sich „nur" um eine rechnergestützte Darstellung handelte, letztlich irreal und mit der draußen befindlichen Wirklichkeit bestenfalls in Bruchteilen identisch. Angesichts der dort tobenden Gewalten konnte es für Geschöpfe, wie sie einzelne Individuen darstellen, gar keine realistische Wahrnehmung geben. Sie waren zu klein, zu winzig, ihre Sinne auf solche Größenordnungen nicht im Entferntesten geeicht.
    Die Optikhülsen seiner Augen klickten leise, als sein Blick sich auf den neuen Bildfokus richtete; eigentlich ein unhörbarer Vorgang, doch über den Schädelknochen wurden Monkey sogar diese winzigen Vibrationen zugänglich. Eigentlich hätte er sich längst daran gewöhnen müssen. Doch irgendwie gab es keine Gewöhnung. Die Kunstaugen waren und blieben Fremdkörper. Mit ihnen war seine innere Veränderung verbunden.
    Für einen Augenblick zuckte das Bild des Okrills Shaker durch seinen Kopf. Er rannte in den Wald von Neykoppen, verschwand wie von Furien gehetzt. Die Verbindung zu diesem Geschöpf, mehr Freund als Tier, war unwiderruflich zerrissen, es gab keinen Kontakt mehr. Brüsk schob Monkey die Erinnerungen beiseite. Unwillkürlich schweifte sein Blick, um Ablenkung bemüht.
    Der weiße Haluter stand vor den Bedienungspulten, die in mehrfachen Ringabschnitten eine zentrale Holoprojektionskugel umgaben, in der bei Bedarf Details zur Darstellung kommen konnten. Rakane glich einer Statue; ohne seinen halutischen Kampfanzug hätte er aus Marmor gemeißelt sein können. Nur das rötliche Glühen der drei Augen ließ erkennen, dass Leben in dem 3,35 Meter großen, vierarmigen Leib war. Wenige Meter entfernt hatte sich der Mausbiber in einem errantischen Sessel zusammengerollt und schnarchte leise. Er hatte auf telepathische Erkundung gehen wollen, doch irgendwann war daraus tiefer Schlaf geworden.
    Monkey konnte es recht sein; die verbalen Attacken des Ilts waren am Schluss ziemlich massiv geworden, obwohl der Oxtorner ihm wirklich nichts getan hatte. Er war Ablehnung, dümmliche Gerüchte und an Verleumdung grenzende Unterstellungen gewohnt. Das alles berührte ihn nicht. Aber von einem Multimutanten wie Gucky, den Monkey ob seiner Fähigkeiten respektierte, um nicht zu sagen tief im Inneren bewunderte, hatte er irgendwie eine andere Reaktion erwartet. Verständnis? Objektivität? Vielleicht gar mehr?
    Bei aller Konzentration auf das Rationale - unbewusst gab es in ihm offensichtlich die Sehnsucht nach Nähe, Freundschaft, Anerkennung. Es fiel nicht leicht, sich dieses einzugestehen. Aber bei Abwägung aller Faktoren sprach vieles dafür, dass es so war. Die Trennung von Shaker war für Monkey letztlich ein größerer Schock gewesen als die Verletzung an sich. Gucky war, das stand nun fest, kein „Ersatz". Also erübrigten sich alle weitere Überlegungen in dieser Richtung.
    Was blieb, war das „Geschäftsmäßige", das sie, so gut es ging, gemeinsam zu absolvieren hatten: Ihr Einsatz war klar definiert, sie waren aufeinander angewiesen. Das würde, ja

Weitere Kostenlose Bücher