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1973 - MATERIA

Titel: 1973 - MATERIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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musste der Ilt ebenfalls einsehen. Seine Erfahrung, dessen war sich Monkey sicher, würde ihn die Animositäten beherrschen lassen. Er für seinen Teil war bereit, das Beste zu tun. Nicht mehr - nicht weniger. Der Oxtorner zuckte mit den Achseln, stapfte zu einem der Hallenausgänge hinüber - eine Strecke von knapp fünfzig Schritten - und trat auf den Platz hinaus.
    Die Empfindungen, die den Oxtorner bei ihrer Ankunft heimgesucht hatten, kehrten nun mit neuem Ansturm zurück. Er stand vor der Muschelkuppel und sah hinüber zur Stadt, die viel, viel mehr war als nur eine bloße Gebäudeansammlung. Obwohl es weiterhin diesen Dunst gab, konnte er beim Heranzoomen nach einiger Zeit Einzelheiten ausmachen. Es war, als hebe sich bei ausreichender Konzentration auf die errantische Stadt der verhüllende Schleier - fast so, als bestehe eine mentale oder gar paranormale Wechselwirkung. Zwischen den einzelnen Gebilden gab es stab- und röhrenähnliche Verbindungselemente.
    Auf den ersten Blick sah es aus, als hätte jemand willkürlich verschiedenartige Gegenstände angehäuft, doch nach längerem Betrachten stellte Monkey fest, dass alles aus einem Stück bestand, wie aus einem vielfarbigen Riesenjuwel herausgefräst. Vergleichbares hatte der Umweltangepasste noch nie gesehen, und er hatte Zweifel, ob Menschen oder andere galaktische Völker überhaupt in der Lage waren, solches zu schaffen. Ästhetik in höchster Vollendung, Manifestation eines künstlerischen Ideals - etwas in dieser Art.
    Je länger diese sonderbare Wechselwirkung zwischen ihm und der Stadt bestand, desto aufgewühlter wurde er. Seine ,Rationalität schmolz wie ein Eiswürfel unter Wüstensonne, machte in ihm emporschießenden Gefühlswogen Platz, die er lange vergessen oder verdrängt hatte. Und weitere Einzelheiten: Die Transparenz der Gebäude war eine optische Tauschung. Nur die oberste Schicht schien wirklich durchsichtig zu sein. Dahinter kam ein Hohlraum, dann silberfarbenes Material. Nirgends bemerkte Monkey scharfe Ecken und Kanten. Alles war abgerundet.
    Der Mann schätzte dass die höchsten Gebäude mehr als hundert Meter hoch waren, und die Stadt als Ganzes schwebte - es gab keine direkte Verbindung zum übrigen Material MATERIAS. Seltsame Geräusche drangen an seine Ohren; eine ferne Melodie, das Säuseln einer leichten Brise, dann das Rauschen einer fernen Brandung. Melancholie prügelte auf Monkey ein, dann das Gefühl von Ablehnung und Trauer. Er glaubte, ein Pochen wie das eines Herzens zu hören... „Diese Stadt", ächzte er. „Lebt sie?" Ein Lufthauch riss ihn aus der Versenkung und ließ ihn herumfahren. „Nein." Gucky! „Bei einem anderen würde ich jetzt sagen, dass er mit offenen Augen träumt. Aber bei dir, Mann ...?" Der Ilt kniff die Augen zusammen, das Stirnfell sträubte sich.
    Monkey hob etwas hilflos die Arme und murmelte: „Ich kann sie spüren! Ich fühle es!"
    „Es ist die Seele der Stadt." Der Ilt sah, die Arme in die Seiten gestemmt, zu dem Oxtorner auf. Von seinen Zahn war nur die Spitze zu sehen... „Das jedenfalls sagte vor langem Kytoma zu Alaska. Ich bin sicher, dass es sich hier ähnlich verhält. Ich spüre es ebenfalls! Kytoma erklärte Alaska, dass jede Stadt ihres Volkes eine Seele besitze. Sie, die wir später als Querionen kennenlernten, könnten sonst nicht in ihr leben. Die Stadtseele garantiere ihnen ein harmonisches Zusammenleben, denn sie zeige gnadenlos auf, wenn jemand nicht in dieses System passe. Kein Mitglied aus Kytomas Volk hätte in einer solchen Stadt leben können, wenn es negative Absichten zu verwirklichen versucht hätte. Die Stadt der Erranten hat ebenfalls eine Seele, ein Bewusstsein. Sie erhielt sie von den Kosmischen Ingenieuren."
    „Bewusstsein?" echote Monkey. „Kann sie also als lebendig gelten?"
    „Nach dem Standpunkt von Kytomas Volk ist nur jemand lebendig, der verantwortlich schöpferisch tätig ist."Gucky schüttelte langsam den Kopf. „Nach dieser Definition hätte ich mich bis vor ein paar Minuten noch fragen müssen, ob du nicht tot bist. Inzwischen allerdings ..." Der Oxtorner tippte an die Augenhülsen und schnitt eine Grimasse. „Irgendwie trifft es sogar zu. Seit meinem Unfall und ..." Er brach ab und schwieg. Ein Brennen durchzog die Ränder seiner Augenhöhlen; für Augenblicke verfluchte er diese kalten, mechanischen Implantate. „Inzwischen allerdings", setzte Gucky seinen angefangenen Satz fort, „frage ich mich, ob ich nicht zu sehr auf Klischees

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