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1974

1974

Titel: 1974 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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Jackentasche.
    »Halbe-halbe?« fragte ich, als ich an die Glastür klopfte.
    »Das wäre sehr nett, mein Herr«, sagte Kelly, als die Tür aufging.
    »Guten Morgen, Mrs. Sheard.«
    »Guten Tag, Mr. Dunford und …«
    »Mr. Kelly«, sagte Mr. Kelly.
    »Eine erheblich zivilisiertere Stunde, finden Sie nicht, Mr. Dunford?« Enid Sheard lächelte Paul Kelly an.
    »Finde ich auch«, sagte Kelly und erwiderte ihr Lächeln.
    »Möchten die Herren einen Tee?«
    Schnell ging ich dazwischen: »Vielen Dank, aber ich fürchte, unsere Zeit ist ein wenig knapp.«
    Enid Sheard verzog den Mund. »Nun, dann bitte hier entlang, meine Herren.«
    Sie führte uns den schmalen Pfad zwischen den beiden Häusern entlang. Als wir an die Hintertür zur Hausnummer 6 kamen, erschrak Kelly über das plötzliche Bellen im Haus nebenan.
    »Hamlet«, sagte ich.
    »Mein Geld, Mr. Dunford?« fragte Enid Sheard und hielt den Schlüssel fest umklammert.
    Paul reichte ihr einen einfachen braunen Umschlag. »Hundert Pfund in bar.«
    »Vielen Dank, Mr. Kelly«, sagte Enid Sheard und schob das Geld in ihre Schürzentasche.
    »Das Vergnügen ist ganz unsererseits«, erwiderte ich.
    Sie schloß die Hintertür zum Haus Willman Close 6auf. »Ich stelle den Wasserkessel an, dann können die Herren anklopfen, wenn sie soweit sind.«
    »Danke. Das ist sehr freundlich«, sagte Kelly, und wir gingen hinein.
    Ich machte ihr die Tür vor der Nase zu.
    »Du solltest besser aufpassen. Jetzt, wo du sie angetörnt hast, solltest du besser auch wissen, wie du sie wieder beruhigst«, lachte ich.
    »Was du redest«, erwiderte Paul lächelnd, doch plötzlich. machte er ein ernstes Gesicht.
    Ich hörte ebenfalls auf zu lachen, starrte die Kerze auf der Spüle an, dachte an die Kanäle des Nordens und fragte mich, wo zum Teufel das Buch abgeblieben war.
    Bei Kathryn.
    »Die Höhle des Rattenfängers«, flüsterte Kelly.
    »Ja. Sieht nach nichts Besonderem aus, oder?«
    »Wie viele Bilder brauchst du?« Kelly schraubte einen Blitz an seine Kamera.
    »Ich denke, ein paar von jedem Zimmer und ein paar mehr vom Vorderzimmer.«
    »Von jedem Zimmer?«
    »Na ja, mal unter uns, ich denke darüber nach, ein Buch über das hier zu schreiben, also brauche ich ein paar gute Bilder. Ich beteilige dich, wenn du willst.«
    »Ehrlich? Klasse, Eddie.«
    Ich hielt mich im Schatten, während Kelly von der Küche in den Flur und zur Tür zu Mary Goldthorpes Zimmer ging.
    »Und das ist ihr Zimmer?«
    »Ja«, sagte ich und schob mich an Kelly vorbei.
    Ich ging zur Kommode und zog die rechte obere Schublade auf. Ich wühlte durch die Unterwäsche, bis ich fand, wonach ich suchte. Ich drapierte einen einzelnen Nylonstrumpf über die Kommode und haßte mich für meine Kaltschnäuzigkeit.
    »Zauberhaft«, schnalzte Kelly, als ich ihm Platz machte.
    Ich sah in den Hintergarten und den Regen hinaus und dachte an meine eigene Schwester.
    »Glaubst du, die Bullen waren da dran?«
    »Wahrscheinlich.« Ich legte den Strumpf zurück und schob die Schublade mit Mary Goldthorpes Unterwäsche zu.
    »Dreckskerle.«
    Ich ging voran in Grahams Zimmer, zog ein Buch aus dem Regal und schlug es auf. »Versuch mal, davon ein gutes Bild zu machen«, sagte ich und wies auf das Exlibris mit der Eule und der Drohung.
    »Dieses Buch gehört Graham und Mary Goldthorpe. Stehlen Sie es nicht, sonst werden Sie gejagt und getötet«, las Kelly.
    »Wahnsinn.«
    »Mach auch eins von dem Bücherregal und allem.«
    »Ein paar echte Bestseller darunter«, lachte Kelly.
    Ich ging über den kleinen dunklen Flur und machte die Tür zum Vorderzimmer auf.
    Als erstes fiel mein Blick auf den Kamin.
    Kelly folgte mir auf den Fersen, Photoblitze schossen durch das dunkle Zimmer. »Und hier hat er es gemacht?«
    »Ja.«
    Nackt und erdrosselt.
    »Im Kamin, oder?«
    »Ja.«
    Im Kamin erhängt.
    »Willst du davon auch ein paar Bilder?«
    »Ja.«
    Die Schrotflinte im Mund.
    »Da kriegt man ja ‘ne Gänsehaut, ehrlich.«
    »Ja«, sagte ich in die Leere über der Feuerstelle.
    Den Finger am Abzug.
    »Warum hat er das nur gemacht?«
    »Keine Ahnung.«
    Kelly schnaubte ungläubig: »Irgendeine Idee mußt du doch haben, du bist doch seit wer weiß wie lange an dieser Geschichte dran.«
    »Die Polizei geht davon aus, daß er den Lärm haßte. Stille wollte.«
    »Na, die hat er ja nun.«
    »Ja.«
    Ich sah Kelly beim Photographieren zu, weiße Sterne sehen durchs Zimmer.
    Paulas Mann hatte sich auch erschossen.
    »Fragt man sich doch, wozu man heute

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