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1974

1974

Titel: 1974 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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noch Kamine braucht«, sagte Kelly immer noch photographierend.
    »Ach, sind doch ganz nützlich.«
    »Schon, aber nur, wenn du der blöde Weihnachtsmann bist.«
    »Eine Frage des Stils?« meinte ich.
    »Na, die hier haben jedenfalls Stil. Weißt du noch, was für Riesentamtam darum gemacht wurde?«
    »Worum?«
    »Um die Häuser?«
    »Nein.«
    Kelly legte einen neuen Film ein. »Mann, ein Riesenwirbel war das. Ich weiß es noch, weil wir meinen Großeltern auch eins vondenen hier oder oben in Castleford kaufen wollten.«
    »Ich steh auf der Leitung.«
    »Das sollten eigentlich Häuser für Senioren werden, deshalb sind das alles eingeschossige Bungalows. Die verdammte Bezirksverwaltung hat sie jedoch alle verkauft. Ich sag dir was, die Goldthorpes müssen ziemlich viel Knete gehabt haben.«
    »Was sollten die denn kosten?«
    »Weiß ich nicht mehr. Billig waren sie jedenfalls nicht, soviel weiß ich. Entworfen von John Dawson. Frag doch mal die Alte von nebenan. Ich wette, die kann dir auf den Penny genau sagen, was die gekostet haben.«
    »John Dawson hat diese Bungalows entworfen?«
    »Ja, Barrys Kumpel. Mein Vater glaubt, die Verwaltung sei erst auf die Idee gekommen, sie zu verkaufen, weil alle so ein Geschiß um die Entwürfe machten.«
    »Verdammt.«
    »Barry war immer darauf rumgeritten. Das war total daneben, und alle wußten es.«
    »Ich nicht.«
    »Na ja, hier war das nichts Neues, ich nehme nicht an, daß sich das im Süden rumgesprochen hat.«
    »Nein, wohl nicht. Wann wurden die Häuser denn gebaut?«
    »Vor fünf, sechs Jahren. Etwa zur selben Zeit, als …« Kelly verstummte. Ich wußte, woran er dachte.
    Wir standen in dem dunklen kalten Zimmer im Blitzlichthagel und redeten erst wieder, als er fertig war.
    »Also, das war’s, es sei denn, dir fallt noch was ein«, sagte Kelly und wühlte in seiner Kameratasche.
    »Ein paar Außenaufnahmen vielleicht?« Ich sah hinaus in den Regen.
    Ein Wagen bog in die Sackgasse ein.
    Kelly schaute zum Vorderfenster hinaus. »Ich muß vielleicht bei schönerem Wetter noch mal wiederkommen, aber ich versuche.«
    Der Wagen hielt vor dem Haus.
    »Scheiße«, sagte ich.
    »Verdammt«, meinte Kelly.
    »Genau.« Zwei Polizeibeamte stiegen aus dem blau-weißen Wagen.
    Die beiden Beamten kamen gerade den Weg herauf, als wir das Haus verließen. Der eine war groß und trug einen Bart, der andere war klein mit einer dicken Nase. Sie hätten auch als Lachnummer auftreten können, nur daß keiner von ihnen lachte und :
    sie richtig fies aussahen.
    Nebenan fing Hamlet an zu bellen, und der kleine Beamte fluchte. Kelly zog die Tür hinter uns zu. Keine Spur von Enid Sheard. Es pißte, und wir konnten uns nirgendwo unterstellen.
    »Was gibt’s, Jungs?« fragte der große Beamte mit dem Bart.
    »Wir sind von der Post«, antwortete ich und warf Kelly einen Blick zu.
    Der Kurze grinste. »Und was zum Teufel soll das heißen?«
    Ich suchte in meiner Jacke nach einem Ausweis. »Wir sind an einer Story dran.«
    »Na, so was«, sagte der Kurze, zog seinen Notizblock hervor und schaute zum Himmel hinauf.
    »Stimmt«, sagte Kelly und zeigte seinen Presseausweis vor.
    Der Große nahm beide Ausweise, und der andere schrieb die Einzelheiten ab. »Und wie seid ihr ins Haus gekommen?«
    Der Kurze ließ mir keine Zeit zu antworten. »Ach Scheiße«, sagte er. »Mach schon die Tür auf. Ich will nicht in diesem Scheißregen stehen.« Er riß das durchweichte Stück Papier ab, auf das er hatte schreiben wollen, und zerknüllte es.
    »Das kann ich nicht«, sagte ich.
    Der Große hatte aufgehört zu grinsen. »Du kannst schon, verdammt, und du wirst es auch.«
    »Das ist ein Sicherheitsschloß. Wir haben keinen Schlüssel.«
    »Und du bist der verdammte Weihnachtsmann, stimmt’s? Und wie zum Henker seid ihr da reingekommen?«
    Ich pokerte und sagte: »Es hat uns jemand reingelassen.«
    »Hör auf, uns vollzusülzen. Wer, verdammt?«
    »Der Familienanwalt der Goldthorpes«, meinte Kelly.
    »Und wer …?«
    Ich versuchte, nicht allzu selbstgefällig zu grinsen. »Edward Clay and Son, Towngate, Pontefract.«
    »Du verdammter Klugscheißer«, spuckte der Große.
    »He, bist du nicht mit Johnny Kelly verwandt?« fragte der Kurze und reichte uns die Ausweise zurück.
    »Cousin zweiten Grades.«
    »Ihr verdammten Iren vermehrt euch wie die Karnickel.«
    »Hat sich verdrückt, hm? Hat die Biege gemacht.«
    Kelly entgegnete nur: »Keine Ahnung.«
    Der Große reckte den Kopf in Richtung Straße. »Verpiß

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