Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1976 - Die Sonnenwürmer

Titel: 1976 - Die Sonnenwürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
endlich offenbaren, wenn er ihm ausdrücklich erklärte, dass er seine Sorgen ernst nahm und nicht als Hirngespinst abtat. „Ich brauche Zeit, das alles zu verarbeiten", sagte er zu Guanaar. „Bitte bring mich nach Ohmgara zurück, damit ich einen Transmitter zur LHAMAAR nehmen kann."
    Als Verhaanda die Zentrale seines Schiffs betrat, saß Xypon im Sitz des Kommandanten und hantierte an den Kontrollen. Der Joridaer blieb erstaunt stehen. Sein Sinnesbruder hatte noch nie Interesse für die Bedienung des Schiffes gezeigt, ja seine Angebote, ihn darin zu unterweisen, geradeheraus abgelehnt. „Was tust du da?" fragte er. Xypon drehte sich mit dem Sessel zu ihm um. In einem Tentakel hielt er eine Saugnapffeuerwaffe. Der Strahler war aktiviert und die flimmernde Mündung genau auf Verhaandas Oberkörper gerichtet.
    Verhaanda verspürte keine Angst, nur Verwunderung. Unter anderem auch darüber, dass es Xypon gelungen war, die Waffenkammer zu öffnen, was eigentlich - bis auf Widerruf an das Bordgehirn - nur ihm möglich war. Sein Alter ego musste den Strahler schon vor geraumer Zeit aus der Kammer entwendet und dann vor ihm verborgen haben. „Was hat das zu bedeuten?" Nun ließ Xypon sich zu einer Antwort herab. „Ich habe alles beobachtet."
    „Was hast du beobachtet?"
    „Alles. Den Guana. Ihre Entwicklung... Im Gegensatz zu dir interessiere ich mich dafür, was in unserer Heimat vorgeht. Du willst immer nur forschen, fremde Welten erkunden, dahin gehen, wo noch nie ein Joridaer zuvor gewesen ist, dein Bild der Naturwissenschaften und der Schöpfung vervollständigen ... Ständig erstellst du neue Theorien und verwirfst sie wieder. Du bist sprunghaft, nichts hält dein Interesse über längere Zeit. Aber ich habe mir schon damals Gedanken gemacht, als wir die Würmer entdeckten ... Ich habe kommen sehen, was geschehen wird."
    „Und was wird geschehen?" fragte Verhaanda. „Wesen, die auf den Hyperraum zugreifen können ... die ihr gentechnisch zu Symbionten verändern könnt ... Sie haben viel mehr zu bieten als wir, eure bloßen Sinnesbrüder. Irgendwann werdet ihr sie perfektionieren, und dann braucht ihr uns nicht mehr. Glaubst du etwa, wir würden seelenruhig zusehen, wie wir überflüssig werden ... entbehrlich?"
    „Xypon", sagte Verhaanda, „du bist mein Sinnesbruder. Glaubst du etwa, ich könnte jemals auf dich verzichten?"
    „Du vielleicht nicht, aber alle anderen Joridaer. Und deshalb haben wir uns verständigt, wir Sinnesbrüder. Wir werden das nicht zulassen."
    „Und was wollt ihr unternehmen? Was willst du unternehmen?" Xypon sah ihn trotzig an. Der Armtentakel, mit dem er die Waffe hielt, zitterte nicht im Geringsten. „Ich werde die Forschungsanlage auf Ohmgara zerstören."
    „Und dabei den Tod Dutzender von Joridaern in Kauf nehmen?"
    „Ja, wenn es mir gelingt, die Guana endgültig auszulöschen."
    „Das lasse ich nicht zu. Vorher musst du mich töten."
    „Zwing mich nicht dazu!" sagte Xypon. „Du bist mein Seelenbruder, und ich verdanke dir mein Leben, aber wir können diese Entwicklung nicht hinnehmen. Ich werde dich erschießen."„Das kannst du nicht."
    Xypon krümmte den Tentakel ein wenig um den Abzug. „Täusch dich nicht!"
    „Nur zu." Verhaanda trat einen Schritt auf sein Alter ego zu. „Wenn du es unbedingt tun musst ..." Xypons Tentakel zuckte heftig, aber er schien nicht imstande zu sein, tatsächlich abzudrücken. Sein Körper lief dunkelrot an. „Gib es auf", sagte Verhaanda. „Du hast mich falsch verstanden. Du kannst mich einfach nicht erschießen." Ein Zittern durchlief den Klon. Dann senkte er die Waffe. „Ich kann es nicht", sagte er. „Du bist mein Sinnesbruder. Mein Klon. Bei deiner Erzeugung haben wir gewisse Schutzvorkehrungen getroffen. Wir haben einen Schöpferschutz in dich eingebaut. Es ist dir völlig unmöglich, mir Schaden zuzufügen. Dir und allen anderen Klonen. Euer Versuch ist zum Scheitern verurteilt." Xypon ließ die Waffe fallen und schlug die Tentakel vor die Augen. Ein Schluchzen kam über seine hornigen Lippen. Verhaanda ließ ihn gewähren, bis er sich beruhigt hatte. Schließlich blickte der Sinnesbruder auf. „Was wirst du nun tun?" fragte er. „Wirst du mich bestrafen? Mich töten?"
    Verhaanda hob den Strahler auf. „Du bist mein Alter ego, das Fleisch meines Fleisches. Ich habe dir das Leben geschenkt, doch du hast das meine oft genug gerettet. Wie könnte ich dich töten? Oder bestrafen? Aber ob ich dir jemals verzeihen kann ... Das ist

Weitere Kostenlose Bücher