1976 - Die Sonnenwürmer
leiten!"
Eine heftige Erschütterung des Pfeilschiffs zwang ihn in seinen Sessel zurück. Eine weitere folgte, und einen Augenblick lang versagten die Andruckabsorber der YEN APAT. Norgo ro Yong fühlte sich noch schwerer als sonst und dann sofort wieder wunderbar leicht, gewichtslos, bis er dann wieder seine hundertzehn Kilo auf den Knochen spürte. Und dann riss irgendetwas die Kommandozentrale auseinander, und Norgo ro Yong glaubte schon, Gaintanu habe ihn im Stich gelassen, obwohl er ihm durch Fidus doch so viele Zeichen gegeben hatte, das Tor der Erleuchtung endlich aufzubrechen und sich die. Unsterblichkeit zu holen.
Aber Gaintanu hatte ihn natürlich nicht verlassen. Vielmehr gewährte er ihm die größte Gnade, die Norgo ro Yong sich vorstellen konnte. Ein Kreischen zerriss seine Trommelfelle, doch der Scoctore verspürte keinen Schmerz. Dazu war es viel zu schön. Es ähnelte ein wenig den Sphärenklängen der permanenten Sonnenechos, die er mit den Hypertastern hatte einfangen lassen, war aber viel klarer, viel reiner, viel göttlicher. Das war Gaintanus wirklicher Gesang! Und dann erschien Gaintanu direkt vor ihm, manifestierte sich ihm endlich, materialisierte so dicht vor ihm, dass er nur die Hand ausstrecken musste, um ihn zu berühren. Er zeigte sich in seiner wahren Gestalt, um ihm zum Dank für die Befreiung die Unsterblichkeit zu verleihen.
Diese wahre Gestalt sah nicht so aus, wie Norgo ro Yong sie sich immer vorgestellt hatte. Aber auch wenn er Fidus' Inkarnation war ... Wer war er schon, dass er behaupten durfte, genau zu wissen, wie der höchste aller Götter der Tazolen, der Gott der Unsterblichkeit, in Wirklichkeit aussah? Die Zeit schien stillzustehen, und Gaintanu offenharte sich ihm als grelles Flimmern, das seine Hornhäute versengte. Dann manifestierte sich hinter diesem Flimmern ein zylindrischer, metallen schimmernder Körper von vielleicht einem Meter Länge.
Die Zeit nahm ihren normalen Verlauf wieder auf, und der Metallzylinder entfaltete sich zu einem reinen, göttlichen Leuchten, das viel heller, viel heißer war als das blaurote Magma. Und das wundervolle Gleißen verbrannte alles Fett seines Körpers, allen widerwärtig stinkenden Schweiß, befreite ihn für immer von den Alpträumen und Leibschmerzen, unter denen er litt, und ließ ihn eins werden mit der neuen Sonne, die Gaintanu war.
Und zu alle dem sang Gaintanu auf ewig das Lied der Transformkanone.
So'o'both im Zwiegespräch Ich weiß nicht, was entsetzlicher ist. Der Drang oder die Dummheit. Die Dummheit ist schon schlimm genug. Aber der Drang ist schlimmer, glaube ich. Weil er so furchtbare Konsequenzen haben wird. Ich weiß, was mich erwartet, wenn ich ihm nachgebe. Und ich werde ihm nachgeben müssen.
Ein Teufelskreis. Dann werde ich so wie die anderen. Dann werden unsere Kommunikationen ein Ende nehmen, weil ich dich nicht mehr verstehen werde. Nicht mehr begreifen kann, was du sagst. Stell dir vor...
Wesen wie du. Sie sehen aus wie du, sie leben wie du, sie ernähren sich wie du, sie umgeben dich, sind allgegenwärtig, doch du kannst einfach nicht mit ihnen sprechen. Sie verstehen dich nicht. Und du kannst ihnen keinen Vorwurf machen, denn du weißt, irgendwann wirst du so sein wie sie. Sie können nichts dafür; und du wirst auch nichts dafür können. Du kannst nicht einmal jetzt etwas für das, was geschieht. Deine Welt ist weniger als ein Schatten für mich, Vincent. Ich nehme sie nicht wahr. Du bist in meine Welt eingedrungen und hast das Licht der Intelligenz in sie gebracht, wenn auch nur für kurze Zeit. Aber wie soll ich dir meine Welt begreiflich machen? Worte reichen nicht aus, um sie dir zu beschreiben, zu unterschiedlich sind die Fähigkeiten unserer Sinne. Du kannst einfach nicht vollständig aufnehmen, was ich erfasse, und das gilt auch andersherum.
Deshalb muss ich dir berichten, was mir widerfahren ist. Wer wir sind. Wer ich bin. Ich hoffe, die Zeit reicht. Denn der Drang wird übermächtig, und ich muss ihm bald nachgeben. Und dann werde ich für dich verloren sein, Vincent. Und für mich selbst auch ... Doch zuvor ist da noch Koolaas...
7.
Louipaz, vor etwa 20.000 Jahren: Koolaas' Erkenntnis
„Mir geht es gut, Koolaas", sagte Yoba'a'teth. „Ich verspüre keinen Drang, mich zu meinen Artgenossen zu gesellen. Meine Funktionen verlaufen in normalen Parametern." Koolaas machte eine fahrige Tentakelbewegung. „Das hast du mir bereits vor zehn kleinen Zeiteinheiten
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