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1978 - Schlacht um Wanderer

Titel: 1978 - Schlacht um Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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folgerte, daß er einen Soldaten der amerikanischen Armee aus dem 19. Jahrhundert vor sich hatte.
    Er fühlte seinen Puls und stellte erleichtert fest, daß er nochlebte. Sanft hob er den Kopf des Mannes an und bettete ihn auf seine Knie. Die Lippen des Soldaten waren teilweise aufgeplatzt. Vielleicht hatte er seit Tagen nichts mehr zu trinken bekommen, und er konnte ihm nichts geben.
    Wenn er ihn in die Stadt bringen könnte! Ihn zu tragen wäre ihm nicht schwergefallen.
    Da öffnete der Soldat die Augen und starrte ihn an. Es dauerte Sekunden, dann begann er zu schreien und zu toben. Lotho hielt ihn fest. Er begriff, daß es sein Aussehen war, das ihn in Panik versetzte. Im 19. Jahrhundert kannten die Menschen keine haarlosen Köpfe aus dunklem, ultramarin schimmerndem Metall. Zu dieser Zeit hatte es nicht einmal Roboter gegeben. „Ruhig, mein Freund", sagte Lotho leise. „Ich will dir nur helfen."
    Der Soldat schrie weiter. Lotho aktivierte den zu seinem Raumanzug gehörenden Translator. Nach wenigen J.V;I:inuten war das Gerät ausreichend mit der fremden Sprache gefüttert, um übersetzen zu können. Lotho Keraete hatte nie Englisch gelernt. Er war ein Kind jenes Zeitalters, in dem man sich in Interkosmo oder in jenen planetaren Sprachen unterhielt, die sich aus terranischen Sprachen entwickelt hatten. „Ruhig, mein Freund", wiederholte er, diesmal lauter. „I$::h will dir nichts tun."
    Diesmal verstand ihn der Soldat. Er hörte zu schreien auf und starrte ihn wieder nur an. Dann fragte er leise: „Wer sind Sie? Sie sind keine Rothaut, oder? Nein, die sehen anders aus. Oder ist die schwarzblaue Farbe Ihre Kriegsbemalung?"
    Keraete verstand. Offenbar befand er sich mitten in den Indianerkämpfen, die ES gelegentlich auf seiner Welt toben ließ - entweder zu seiner Belu stigung oder zur Verwirrung seiner Gäste. Aber wie paßte dazu, daß sich weit und breit niemand blicken ließ außer diesem Mann hier?
    Erst jetzt sah er, daß dem Soldaten eine Pfeilspitze aus der Schulter ragte. Den Schaft hatte er wohl schon abgebrochen. An der geschliffenen, scharfen Spitze hatte er sich die rechte Hand blutig geschnitten. „Ich befreie Sie davon", sagte Lotho und griff mit seiner metallenen Hand nach der Spitze.
    Noch bevor der Soldat protestieren konnte, war der Pfeil heraus. Lotho warf ihn fort. Dann riß er ein Stück vom Ärmel der Uniform ab und preßte sie darauf, damit die Blutung aufhörte. „Es hat keinen Sinn!" protestierte der Soldat. „Lassen Sie mich hier sterben. Sie können nur eins für mich tun."„Was?" fragte Keraete.
    Der Soldat versuchte, den Kopf zu heben, aber er war zu schwach. Er hatte schon viel zuviel Blut verloren, bevor er hier zusammenbrach und die Blutung stoppte. Lotho blickte sich um und sah in etwa zweihundert Metern Entfernung sein Pferd in der Steppe - der Prärie - grasen. „Custers siebte Kavallerie ist auf dem Weg hierher", sagte der Soldat, der keinen Laut von sich gegeben hatte, als Lotho den Pfeil entfernte. „Ich habe die Gegend erkundet, zusammen mit einigen Indianer-Scouts. Die Kerle haben sich verzogen, ich bin allein. Custer darf nicht in dieses Tal reiten! Die verdammten Rothäute haben ihm eine Falle gestellt. Die Sioux und Cheyenne und irgendwelche anderen Stämme haben einige tausend Krieger - und mit denen werden sie angreifen. Das siebte Regiment hat keine Chance. Sie werden alle sterben, wenn nicht ..."
    Der Soldat kam ins Husten. Custer?
    Keraete erinnerte sich an den Na men, den er aus der Geschichte des 19. Jahrhunderts kannte. Demnach war General George Armstrong Custer im sogenannten Custer-Massaker am 25. Juni 1876 am Little Big Horn von den vereinten Stämmen in eine Falle gelockt und vernichtend geschlagen worden. Keiner aus Cu sters Abteilung des siebten Kavallerieregiments hatte das Abschlachten überlebt, während die an<;1.eren zwei Kampfgruppen des Regiments entkommen konnten.
    Und das sollte jetzt hier und jetzt wieder stattfinden? Der Little Big Horn River lag hier? Und hier war Montana? „Hören Sie mir noch zu?" fragte der Soldat. „Wenn Sie ein Freund sind, dann reiten Sie General Custer entgegen und warnen ihn. Es sieht nicht danach aus, aber das ganze Gebiet hier steckt voller Rothäute! Der General muß das erfahren, oder ..."
    Der Soldat hustete. Seine Blutung hatte aufgehört. Lotho versuchte, ihn auf die Beine zu stellen. Er stützte ihn. Der Verwundete benötigte Flüssigkeit. Dazu mußte er einen Fluß finden.
    Der Little Big Horn

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