1979 - Shabazzas Kampf
durch das blaue Haar, um es in den Nacken zurückzustreichen.
Allmählich wich das Bild, das sie als schrecklich empfand und das sie schon mehrmals in ihrem Leben vor einem verhängnisvollen Ereignis gewarnt hatte. Kranna Theyres richtete sich auf und horchte. Gleichmäßige Geräusche klangen vom Triebwerk der Space-Jet zu ihr herüber. Sie beruhigten sie und vermittelten ihr die Gewissheit, dass sie nach wie vor auf dem Weg nach Mirkandol, zu dem phantastisch gestalteten Sitz des Galaktikums, waren. Sie wäre beruhigt gewesen, wenn da nicht dieser eigenartige und äußerst unangenehme Geruch gewesen wäre, der sie an verbranntes Fleisch erinnerte. Allmählich verklang das Sirren und Rauschen in ihren Ohren.
Während sie geschlafen hatte, war irgendetwas an Bord geschehen. Nachdenklich und aufs äußerste beunruhigt verließ die junge Frau den kleinen Raum, in den sie sich zurückgezogen hatte. Sie trat auf einen Rundgang hinaus, in dessen Mitte sich der Antigravschacht zur Zentrale erhob. Der Geruch nach verbranntem Fleisch war sehr viel intensiver geworden. Hatte es einen Unfall in der Zentrale gegeben? Waren sie während des Fluges nach Mirkandol einem Feind begegnet, der auf sie geschossen und Besatzungsmitglieder verletzt hatte?
Kranna horchte in der Hoffnung, dass ihr Geräusche etwas Über die Situation in der Zentrale verrieten, doch sie vernahm nichts als das stereotype Summen des Antriebs. Es wirkte beruhigend auf sie, vermittelte es doch das Gefühl, dass die NESTA ihren Flug fortsetzte und offenbar keinen Schaden genommen hatte. Die junge Frau betrat den Antigravschacht und ließ sich nach oben tragen, und während sie langsam aufstieg, beschleunigte sich ihr Herzschlag. Ihre Hände wurden feucht, und sie presste sie an ihre Oberschenkel, um sie an den Hosen abzuwischen und zu trocknen.
Erneut kam ihr das Bild von der schwarzen Kutsche in den Sinn, und sie meinte, ein unheimliches, bedrohliches Lachen zu vernehmen. Sie wollte sich bemerkbar machen und den Namen der Kommandantin rufen, doch irgendetwas verschloss ihr die Kehle, so dass sie keinen Laut über die Lippen brachte. Kranna verließ den Antigravschacht, und dann trennten sie nur noch wenige Schritte von ihrem Ziel. Einen direkten Zugang zur Zentrale gab es auf der NESTA nicht. Ein Rundgang umgab das Ende des Antigravschachts. Von ihm aus führten mehrere Türen zu verschiedenen Räumen, von denen der prominenteste die Zentrale war. Als sie sich der Zentrale näherte, öffnete sich die Tür. Die aus Formenergie bestehende Wand schuf einen entsprechenden Durchgang für sie. Wie erstarrt blieb Kranna Theyres stehen.
In ferner Vergangenheit: „Das war nun wirklich das Dümmste, was du tun konntest", zürnte Moranes. Er packte ihn an seinen Zangen und schüttelte ihn. „Welcher Teufel hat dich geritten, dass du dich auf dieses Duell eingelassen hast?" Cophrontas hätte ihm eine präzise Antwort geben können, doch die hätte ihn keineswegs beruhigt, sondern nur noch mehr erregt. Wahrscheinlicher aber wäre noch gewesen, dass er ihm überhaupt nicht geglaubt hätte. „Du hältst ein Faustpfand in den Händen, da- deinem Volk auf Jahrhunderte hinaus eine sichere Existenz gewährleistet", fuhr der Alte fort. Moranes richtete sich zu seiner vollen Größe auf, wobei er seine vier chitingepanzerten Beine streckte sowie die beiden Arme und die Zangen in die Höhe hob. Seine kugelförmigen Facettenaugenschienen ihm aus dem grünen Kopf zu quellen. „In zäher Kleinarbeit, so war es geplant, sollte unser Anteil am Sternenreich von nunmehr zwölf Prozent auf allmählich fünfzehn und dann zwanzig Prozent erweitert werden", murrte er. „Aber was machst du? Alles setzt du aufs Spiel bei einem Duell, das du nicht gewinnen kannst."
„Und wenn ich doch gewinne?" Moranes rieb die beiden Zangen aneinander, so dass ein schrilles, stakkatoartiges Gelächter ertönte, das verächtlicher nicht hätte klingen können. „Ashyranqueus ist der mächtigste Kämpfer, den das Sternenreich je gesehen hat. Mehr als siebzehn Duelle hat er bereits gewonnen, ohne dabei auch nur verletzt zu werden. Einen seiner Widersacher nach dem anderen hat er auf diese Weise völlig legal aus dem Wege geräumt. Und du bildest dir ein, du könntest gegen ihn gewinnen? Lächerlich."
Der Warghan, der die höchsten geistlichen und weltlichen Ämter in sich vereinigte und über sich nur noch den Oghqua hatte, war außer sich vor Zorn.
Shabazza konnte nicht umhin, ihm Recht zu geben. Es
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