1979 - Shabazzas Kampf
nach oben, wo Perry Rhodan jeden Moment erscheinen musste, um sie mit einem weiteren Schuss zu töten.
Sie glaubte, seine Schritte hören zu können, obwohl das aufgrund des Bodenbelags vollkommen ausgeschlossen war, und sie meinte, seinen keuchenden Atem zu vernehmen. Dann plötzlich bemerkte Kranna einen Schatten. Sie wusste, dass der Sechste Bote von Thoregon, ein relativ Unsterblicher, der sein Leben dem Frieden im Kosmos verschrieben hatte, nunmehr den Schachtrand erreicht hatte. Im gleichen Moment berührten ihre Füße den Boden des Schachts. Sie sah Rhodan, blickte ihm ins Gesicht, warf sich zur Seite und flüchtete in einen Hangar.
Gehetzt blickte sich die junge Frau um. Irgendwo musste sie sich verstecken. Verzweifelt klammerte sie sich an die Hoffnung, dass sie sich dadurch retten konnte, obwohl ihr der Verstand sagte, dass ein Mann, der die gesamte Besatzung umgebracht hatte, nicht auf halbem Wege stehen bleiben und sie verschonen würde. Notfalls würde er die Automatiken der Space-Jet zu Hilfe rufen, um sie aufzustöbern. Rhodan kam es offensichtlich darauf an, allein weiterzufliegen, um eine Verfolgung möglichst zu erschweren, wenn nicht unmöglich zu machen. Er würde die Leichen von Ellen Morak, Vera Kosamoski und Anne Baxxoy ausschleusen, und er würde natürlich auch die einzige Zeugin seiner Tat nicht leben lassen.
Wenn Kranna Theyres an Bord der SOL gewesen wäre, hätte die Praktikantin sich Chancen ausgerechnet. Die Space-Jet war jedoch viel zu klein, um auch nur ein einziges Versteck zu bieten, das ihr eine gewisse Überlebenschance bot. Er wird dich töten, so, wie er die anderen getötet hat, erkannte sie. Du kannst es nicht verhindern. Die junge Terranerin wechselte in einen kleinen Raum über, in dem zwei Wartungsroboter standen und der sonst nichts weiter enthielt. Endstation! fuhr es ihr durch den Kopf. Du kannst nicht zurück, und hier kannst du dich nicht verstecken.
Ihre Hand berührte die Wand, und ein Schrank öffnete sich vor ihr. Er war mit Werkzeugen unterschiedlichster Art gefüllt, bot ihr aber dennoch ausreichend Platz. Sie schlüpfte hinein, und die Wand schloss sich wieder Sekunden später hörte sie, wie Perry Rhodan den Raum betrat. Die Angst sorgte für einen Adrenalinstoß nach dem anderen, und ihr Herz begann zu rasen. Es schlug so wild, schnell und laut, dass sie meinte, der Unsterbliche müsse es hören. Ihr Atem flog. Vergeblich versuchte sie, sich zur Ruhe zu zwingen. Sie wusste, dass Rhodan sie umso leichter entdecken würde, je aufgeregter sie war, doch es half alles nichts. Sie zitterte am ganzen Körper, und je länger der Sechste Bote von Thoregon in ihrer Nähe blieb, desto aufgeregter wurde sie. Zugleich hatte sie das Gefühl, den Verstand zu verlieren.
Es konnte doch nicht sein, dass ein Mann wie Perry Rhodan drei Morde begangen hatte und sie nun ebenfalls umbringen wollte! Ein Mann wie er, dessen Leben nach Jahrtausenden zählte, konnte nicht über eine so lange Zeit hinweg alle über seinen wahren Charakter getäuscht haben! Sie verlor das Gefühl für die Zeit. War sie erst vor wenigen Sekunden in den Schrank geschlüpft oder schon vor Minuten? Wusste Rhodan, dass sie in diesen Raum geflüchtet war, und suchte er nur hier, oder hatte er sich längst entfernt, um sich in anderen Bereichen der Jet umzusehen? Wann begann er damit, technische Hilfsmittel zu benutzen, um sie aufzustöbern? Weshalb tat er das noch nicht?
Kranna wollte auf ihr Chronometer sehen, doch sie konnte den Arm nicht heben. Im gleichen Moment erinnerte sie sich daran, dass sie von einem Energieschuss getroffen worden war. Sie tastete mit ihrer gesunden rechten Hand nach der linken Schulter, stieß auf verbranntes Fleisch ...
Schlagartig setzten Schmerzen ein, die sie in ihrem Schock zustand bisher nicht empfunden hatte. In Innerstes geriet in Aufruhr. Sie. hatte plötzlich das Gefühl, dass sich ihr der Magen umdrehte und sie sich übergeben musste. Zugleich übermannte sie die Schwäche, die Beine gaben unter ihr nach.
Langsam sackte sie in die Hocke. Kranna verlor das Bewusstsein.
Als Kranna Theyres wieder zu sich kam, hatte sie keine Schmerzen, und es dauerte lange, bis sie sich daran erinnerte, wo sie sich aufhielt und was geschehen war. Sie wusste nicht, wie lange sie ohnmächtig gewesen war. Voller Schrecken fragte sie sich, ob Perry Rhodan womöglich immer noch vor dem Schrank stand und nach ihr suchte. Dann aber fiel ihr auf, dass sich das Antriebsgeräusch der
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