198 - In der Spiegelwelt
einer von ihnen mit dem Leben bezahlt. Cayooda hatte schneller zugeschlagen, als es irgend jemand verhindern konnte.
Das zeigte, wie gefährlich dieser verdammte Adler war - und bald würde es mehr von seiner Sorte geben! Er hatte das selbst gesagt, und ich hatte nicht die geringste Veranlassung, an seinen Worten zu zweifeln. Es kostete mich einige Überwindung, die Leiche zu »untersuchen«. Daß Kevin Byrne tot war, stand ohne Zweifel fest. Der Adler hatte ihm den Brustkorb aufgerissen und das Herz gefressen.
Was ich herausfinden wollte, war, ob etwas von Cayoodas schwarzer Kraft an der Leiche haftengeblieben war. Mona Farnsworth war dadurch nach ihrem schrecklichen Ende noch zu einer tödlichen Bedrohung geworden.
Mein Test war simpel. Ich berührte lediglich den Toten mit dem schwarzen Stein meines magischen Rings - und schon war die Hölle los…
***
»Hinter diesen Bergen befindet sich die schwarze Wolkenburg der Grausamen 5«, sagte Orasya. »Mußt du das wirklich tun? Ist die Botschaft, die du zu überbringen hast, so wichtig? Von wem stammt sie? Wer hat dich geschickt?«
Agassmea lächelte. »Du solltest nicht so neugierig sein.«
Sie saßen zwischen hohen Felsen. Orasya war müde und hatte um eine kurze Rast gebeten. »Die Grausamen 5 sind gefährlich«, sagte sie. »Es ist sehr wahrscheinlich, daß sie dich töten werden.«
»Ich fürchte sie nicht«, behauptete die Tigerfrau. Lächelnd gestand sie dem blonden Mädchen: »Ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt. Ich soll den Grausamen 5 keine Botschaft überbringen. Es ist noch nicht allzu lange her, da war ich Höllenfausts Geliebte. Aber ich war ihm nicht treu, und er bestrafte mich hart. Bestimmt ist er davon überzeugt, daß ich nicht mehr lebe, aber ich werde zu ihm zurückkehren…«
»Und dann?« fragte Orasya völlig verwirrt.
Agassmea zuckte die Achseln. »Wir werden sehen.«
»Höllenfaust wird dir das Leben nehmen.«
Die Tigerfrau lachte leise. »Vielleicht werde ich diejenige sein, die ihn vernichtet.«
»Das schafft niemand.«
»Man muß einen Magier-Dämon mit seinem eigenen Schwert töten.«
»Wie willst du an Höllenfausts Schwert kommen?«
»Ich finde eine Gelegenheit«, antwortete Agassmea zuversichtlich.
Nun kannte Orasya ihr Geheimnis.
Aber das durfte nicht sein, denn durch einen dummen Zufall konnte das junge Mädchen den Grausamen 5 in die Hände fallen - und reden.
Welchen Weg sie weitergehen mußte, um die Wolkenburg zu erreichen, wußte Agassmea mittlerweile. Sie brauchte Orasya nicht mehr. Das blonde Mädchen hatte seine Aufgabe erfüllt und war überflüssig geworden.
Aus Agassmeas Händen wurden Pranken, doch das merkte Orasya nicht. Das naive Mädchen war voller Vertrauen, seit Agassmea sie vor den Prä-Welt-Banditen gerettet hatte.
Sie sah in der Tigerfrau eine Freundin, aber nichts war Agassmea weniger als das. Ein blitzschneller Prankenhieb würde genügen, um das junge Mädchen zu töten.
Als Agassmea zuschlagen wollte, sprang Orasya erschrocken auf. Nicht, weil sie die Gefahr erkannt hatte, die ihr von Agassmea drohte, sondern weil sie das Knirschen eines Schrittes vernommen hatte.
Im nächsten Augenblick trat Navupar, der Vampir, hinter einem der Felsen hervor, und Orasya stieß einen entsetzten Schrei aus.
***
Dampfschlangen zischten hoch und wanden sich um meinen Hals. Ein brennender Wolf sprang aus dem offenen Brustkorb und griff Noel Bannister und die Grufties an.
Holger und Larry wären verloren gewesen, wenn der CIA-Agent nicht augenblicklich reagiert hätte. Er stieß die Grufties zur Seite und jagte zwei geweihte Silberkugeln in die brennende Bestie.
Die weiße Kraft blähte den Feuerwolf gewaltig auf und ließ ihn mit einem dumpfen Knall zerplatzen. Flammen flogen allen pfeifend um die Ohren und verpufften schließlich in der Dunkelheit, während ich neben der Leiche zu Boden stürzte und einen wilden Kampf gegen die heißen Dampfschlangen austrug.
Sie schnürten mir die Luft ab, verbrannten die Haut an meinem Hals und wollten in meinen offenen Mund eindringen, um mich zu ersticken.
Ich wehrte sie mit meinem Ring ab, und sie verwandelten sich in schwarzen, fettigen Rauch, der mich ebenfalls zu ersticken versuchte. Ich rollte zur Seite, schneller, als der schwarze Qualm mir folgen konnte, und als er kam, stieß ich meine Faust mitten in die Wolke hinein, die sich im selben Moment auflöste. Atemlos erhob ich mich und massierte vorsichtig meinen schmerzenden Hals. Noch einmal wagte ich
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