198 - In der Spiegelwelt
hätte das Dach beinahe verfehlt.
Obwohl der Pilot seine Maschine normalerweise hervorragend beherrschte, kam diese Landung einem Absturz gleich. Wir krachten hart auf den Sky Crapper.
Noel Bannister riß die beiden Handgranaten von seinem Gürtel und machte sie scharf. »Ich kümmere mich um das Nest!« rief er. »Halt mir Cayooda vom Leib!«
Der CIA-Agent sprang aus dem Helikopter. Boram folgte ihm, denn im Nest befand sich schwarze Energie, und nach der gierte er. Geduckt rannten sie über das Dach.
Cayooda wollte verhindern, daß sie das Gelege erreichten und vernichteten. Er griff im Sturzflug an, und ich nahm ihn mit dem Bord-MG unter Beschuß. Eines der Sprengprojektile riß dem fliegenden Monster einen Greifer ab. Ich hielt höher. Die ratternde Waffe schüttelte mich.
Ich versuchte den Körper des Feindes zu treffen. Noel Bannister erreichte das Nest und warf die beiden Handgranaten hinein. Sie zerstörten das gesamte Gelege. Boram warf sich auf die zuckenden Vögel und holte sich ihre schwarze Energie.
Plötzlich flog Cayoodas linke Schwinge davon. Meine Garbe hatte sie ihm abgesägt. Der Höllenadler stürzte auf das Dach und stieß ein haßerfülltes Krächzen aus.
Auf einem Fuß hüpfte er heran. Ich nahm an, er wollte den Hubschrauber vom Dach stoßen. Mit dem MG konnte ich ihn nicht aufhalten, denn das Magazin war leer, deshalb sprang ich aus der Maschine und hakte den Dämonendiskus los.
Die glatte, milchig-silbrige Scheibe wuchs von Handflächengröße auf das Dreifache - ein Phänomen, das sich niemand erklären konnte.
Ich holte aus und schleuderte dem Höllenvogel den Diskus kraftvoll entgegen.
Die Scheibe sauste auf die Brust des Feindes zu und drang tief in den Körper ein. Kräfte, die nicht von dieser Welt stammten, vernichteten den Adler.
Federn wirbelten hoch und wurden vom Wind davongetragen, und dort, wo sich vor wenigen Augenblicken noch Cayooda befunden hatte, war nichts mehr. Nichts außer dem Dämonendiskus, der über der Stelle seines Sieges schwebte. Ich brauchte nur die Hand auszustrecken und der Scheibe den telepathischen Befehl zu geben zurückzukehren. Gehorsam schwebte sie heran und ließ sich an die Kette hängen, wo sie ihren Umfang auf Handtellergroße verringerte.
Satt verließ Boram das große Nest und kam mit Noel Bannister zum Hubschrauber zurück. Der Pilot stieg aus und sagte, daß ein Start mit der defekten stählernen Libelle nicht ratsam wäre. Er habe deshalb per Funk einen anderen CIA-Hubschrauber angefordert, der uns abholen würde. Kaum hatte er ausgesprochen, da vernahmen wir schon das charakteristische Knattern.
***
Holger Altmann und Larry Burnett ging es den Umständen entsprechend gut, als wir sie im Krankenhaus besuchten, um ihnen von Cayoodas Ende zu berichten.
Wir fanden, daß sie ein Recht darauf hatten, es aus erster Hand zu erfahren. Sie strahlten vor Zufriedenheit, als sie hörten, wie es dem Horroradler und seinem gefährlichen Nachwuchs an den Kragen gegangen war.
»Wann dürft ihr heimgehen?« erkundigte ich mich.
»Ich darf Ende der Woche«, antwortete Holger. »Larry muß ein paar Tage länger bleiben.«
»Geht’s gleich wieder nach Gelsenkirchen zurück?« fragte ich.
Holger schüttelte den Kopf. »Ich bleibe voraussichtlich noch eine Woche und kümmere mich um Larry, wenn er entlassen wird.«
»Schreib mal«, sagte ich und wünschte den Grufties alles Gute für die Zukunft.
Sie ließen durchblicken, daß es sie nun nicht mehr auf Friedhöfe ziehen würde. So gesehen hatte Cayooda sogar etwas Gutes bewirkt.
Ein Anruf von General Mayne holte Noel Bannister ins CIA-Hauptquartier, und ich kehrte nach London zurück, wo mich eine freudige Überraschung erwartete: Frank Esslin!
Der gute Frank Esslin!
Unser Freund! Roxane und Mr. Silver war es gelungen, ihn der Spiegelwelt zu entreißen. Wir fielen einander lachend in die Arme, und ich gestand, die Hoffnung, daß es noch einmal dazu kommen würde, schon fast aufgegeben gehabt zu haben. Frank wollte ein paar Tage bei uns bleiben und sich dann nach New York begeben.
Er würde neue Segel setzen und von nun an wieder auf unserer Seite unterwegs sein. Es war ein schönes Gefühl, ihm wieder voll vertrauen zu können und in ihm wieder bedenkenlos einen Freund sehen zu dürfen.
ENDE
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