1981 - Richard
von ihrem Bruder, Julie und er waren ein Paar, bevor Julie die Insel verließ.«
»Klever«, sagte Georg. »Natürlich, dass wäre möglich. Er könnte Toms Vater gewesen sein. Auch vom Zeitpunkt her kann es hinkommen, der kleine Tom wurde 1911 oder 1912 geboren. Wen hast du angerufen?«
»Das Krankenhaus«, antwortete Florence. »Der Bauer mit dem gebrochenen Bein liegt noch auf einer der Stationen. Ich habe mich durchstellen lassen und mit ihm gesprochen. Er hat mir den Mädchennamen seiner Mutter genannt, also den Nachnamen seines Onkels.«
»Ach, da fällt mir ein, lebt der Onkel vielleicht noch, dann müssten wir jetzt nicht spekulieren?«
Florence schüttelte den Kopf. »Danach habe ich auch gefragt. Er ist aber schon lange Tod, er war zehn Jahre älter als seine Schwester, außerdem hat es uns der Enkel schon erzählt, dass seine Großmutter noch von ihrem toten Bruder träumt, erinnerst du dich.«
»Ja, das hat er.« Georg fasste sich ans Kinn. »Aber hast du den Bauern auch gefragt, ob Julie und sein Onkel vielleicht ein Kind hatten, das zufälligerweise Tom oder Thomas hieß?«
»So etwas kann man nicht fragen«, sagte Florence. »Die Familie des Onkels lebt auch noch auf Ua Huka , wer weiß wie sie darüber denken würden und außerdem ist es ja nur eine Vermutung von uns.«
Georg nickte. »Du hast sicherlich Recht. Wenn wir nicht weiterkommen, können wir sie ja immer noch fragen, diskret fragen, versteht sich.«
Georg begann wieder in der Mail an seinen Freund Sean zu tippen. »Wie schreibt man Ropaati?«
Florence buchstabierte es.
»Ich sende Sean alle unsere Vermutungen und Fakten, mal sehen, ob er etwas herausbekommt.«
Mit einem Mausklick verschickte Georg die Nachricht.
»Ich habe Simon vorhin schon geschrieben und ihm von den Briefen berichtet«, sagte er nachdenklich, »aber da hatte ich Seans Mail noch nicht. Ich müsste Simon jetzt auch noch mitteilen, dass wir wissen, wann Julie gestorben ist. Über die neue Spur nach Liverpool habe ich ihm schon berichtet.«
»Vergiss Auckland nicht«, sagte Florence. »Bevor du zurück nach Europa fliegst, sollten wir überlegen, ob sich in Auckland nicht auch eine Spur von Julie oder zumindest von Tom finden lässt. Noch sind wir quasi hier in der Gegend.«
Georg überlegte. »Wir sollten auf Seans Antwort warten, bevor wir in Richtung Auckland etwas unternehmen, vielleicht ist Tom ja auch in Europa , in England , und vielleicht war es ja der Grund, warum sich Julie nach so vielen Jahrzehnten von diesem Teil der Welt verabschiedet hat. Vielleicht ist sie zu ihrer Familie nach England , nach Liverpool gereist, um ihren Lebensabend bei ihnen zu verbringen.«
»Aber warum hat sie davon nichts in dem Brief an die Dearsts geschrieben?«, fragte Florence nachdenklich.
»Sie hat ihren Sohn oder ihre Familie ja auch sonst nie gegenüber Jane und Alfred erwähnt«, meinte Georg und zuckte mit den Achseln.
»Auf jeden Fall sind wir jetzt ein ganzes Stück weiter, denke ich. Was glaubst du, wann antwortet dein Freund Sean?«, fragte Florence.
Georg sah auf seine Armbanduhr. »Oh, ich habe noch Marquesas-Zeit eingestellt. Mal rechnen, er wird die Mail frühestens heute Abend öffnen, ich habe ihm an seine Büroadresse geschrieben. Wie ich Sean kenne, wird er sich sofort an die Arbeit machen, trotzdem müssen wir wohl ein paar Tage warten.«
Georg sah sich in der Lobby nach der großen Wanduhr um und stellte seine Armbanduhr auf die richtige Zeit ein.
»Wenn es sich doch noch lohnen sollte nach Auckland zu reisen«, sagte Florence, »oder wenn Tom oder seine Familie doch noch in Australien oder in Neuseeland leben, dann sollten wir zunächst hier in Sydney bleiben, zumindest solange, bis dein Freund sich gemeldet hat.«
»Da fällt mir ein«, sagte Georg, »wir könnten doch im Telefonbuch nachsehen, ob es jemanden in Sydney gibt, der den Namen Ropa ...«
»R opaati« , half Florence ihm.
»Ja, Ropaati , vielleicht finden wir ja sogar einen Tom Ropaati im Telefonbuch . Wir reden die ganze Zeit über ihn, aber daran haben wir noch gar nicht gedacht.«
»Komm«, sagte Florence und erhob sich von ihrem Stuhl. »Das ist doch die leichteste Übung, ich weiß wo es die Telefonbücher hier gibt.«
Georg folgte ihr zur Rezeption. Florence ließ sich die Telefonbücher geben. Es waren fünf, die die Regionen in und um Sydney abdeckten. Florence ging eines nach dem anderen durch. Sie fanden mehrere Namen, die ähnlich wie Ropaati geschrieben waren,
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