1981 - Richard
1912 in Brisbane, gest. 22. Mai 1943 auf Neuguinea.
Es gibt keine Angaben über den Vater oder die Mutter, warum auch immer. Er war Lehrer in Brisbane und ging bereits 1940 zu den australischen Streitkräften und wurde der Siebten Division zugeteilt. Er hat im australischen Puckapunyal an einem Offizierslehrgang teilgenommen. Er war kurz in Ägypten, dann bis Ende 1940 in England, um seine Offiziersausbildung fortzusetzen. 1941 hat er schließlich in Ägypten gegen die Italiener gekämpft und wurde dort auch zum Second Lieutenant befördert. Er wurde dann aber Mitte 1942 mit seiner Einheit zurück nach Australien gebracht. Er hat am Pazifikkrieg gegen Japan teilgenommen. Bei Kampfhandlungen auf Papua-Neuguinea ist er dann im Mai 1943 gefallen. Er gehörte übrigens zu den tausendzweihundert gefallenen Soldaten, die eingeäschert wurden und deren Urnen Ende der vierziger Jahre wieder nach Australien überführt wurden. Es war so eine Art Versöhnungs- oder Gedenkgeste, so etwas lernt man in England in der Schule, wenn es um den großen Krieg geht, an dem fast der gesamte damalige Commonwealth teilgenommen hat. Wird dir wahrscheinlich nichts sagen, egal, also weiter. Der höchste Dienstgrad von diesem Ropaati war Lieutenant einer Aufklärungseinheit. Er war unverheiratet. Während des Krieges hatte er keinen offiziellen Wohnsitz mehr in Australien, er hat zumindest keine Angaben dazu gemacht. Dafür gab es aber eine Kontaktadresse in Sydney, es ist 46 Hillburne Avenue, Sydney, Australien.
Übrigens, die Urne von diesem Tom wurde an diese Adresse in Sydney geliefert, an deine Mrs. Jasoline, die Dame, die später in Liverpool verstorben ist...
Tom Onoo Ropaati, jetzt wussten sie Bescheid, doch leider führten die Informationen von Sean wieder in eine Sackgasse. Das vermutlich einzige Kind, der einzige Sohn von Julie Jasoline war im Krieg gefallen, unverheiratet und wohl auch kinderlos. Es gab also weiterhin keine Nachkommen. Die Familie hatte aufgehört zu existieren.
»Du hast wenigstens richtig gelegen.« Georg sah Florence an. »Die alte Frau auf Ua Huka , ihr Bruder war tatsächlich Toms Vater.«
»Julie war erst siebzehn, als Tom geboren wurde«, sagte Florence.
»So etwas gibt es heute auch noch, ledige Mütter«, meinte Georg.
»Wenn ich an die Briefe denke, dann wird mir jetzt einiges klarer«, sagte Florence. »Sie hat ihren Sohn alleine großgezogen. Und er ist sogar Lehrer geworden, ein anständiger Beruf und er hatte demnach auch eine höhere Bildung. Sie muss dafür gesorgt haben, sie hat wahrscheinlich alles für ihn getan und dann dieser Krieg.« Florence zeigte auf den Monitor. »Kannst du mir die Mail schicken?«
Georg nahm die Computermaus und klickte auf die Funktion Weiterleiten. Ein neues Mailfenster öffnete sich, an das die Nachricht von Sean automatisch angehängt wurde. Georg hatte Florence E-Mail-Adresse im Kopf. Er tippte sie in das dafür bestimmte Feld.
»Ich werde es Simon auch gleich schicken«, sagte er, während er die Adresse eingab.
Er ließ die Betreffzeile unverändert, da sich die Mail von alleine erklärte. Mit dem Mauszeiger ging er auf die Schaltfläche Senden. Nach dem die imaginäre Sanduhr den Versendevorgang angezeigt hatte, sprang das Programm wieder in die Mailliste.
»Und jetzt?«, fragte Florence.
»Also in Auckland werden wir niemanden mehr finden«, antwortete Georg, »der Sohn ist tot und hat keine Familie hinterlassen. Wir könnten natürlich in diesem Hatfields Beach nach Freunden und Nachbarn suchen, die Julie und Victor gekannt haben, aber wenn Julie spätestens 1941 nach Sydney gegangen ist, dann wird es nach fast sechzig Jahren schwer sein, noch jemanden zu finden.«
»Wo wir ja auch keine Namen haben«, bestätigte Florence.
Georg nickte. »Auckland können wir uns sparen und dann bleibt nur noch Liverpool, dort wo Julie gestorben ist. Es sind aber vierzig Jahre her seit ihrem Tod, was sollte dann noch in Liverpool zu finden sein?«
Florence überlegte. »Thérèse hat doch den Nachlass ihrer Schwester Julie entgegengenommen. Wenn es noch weitere Briefe gab, das heißt Briefe wie die, die wir gefunden haben, dann muss sie sie eigentlich auch mit nach Paris genommen haben, in die Rue Mandar.«
Georg schüttelte den Kopf. »Da war zwar ein Brief, aber den hatte Thérèse von irgendeiner Freundin bekommen. Nein, eigentlich habe ich gar keine Spur von Julie in der Rue Mandar gefunden.«
»Der Kreis hat sich wieder geschlossen«, meinte
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