1981 - Richard
nur sehr schwer ausfindig zu machen. Wir sind auch nur über die Steuerunterlagen darauf gestoßen. Mrs. Jasoline hat von Ende 1951 bis zu ihrem Tod in Liverpool gearbeitet und dort auch Steuern bezahlt. Darum sollte ihr im Jahre 1959 eine kleine Steuerrückerstattung ausgezahlt werden. Über den Arbeitgeber wurde der Behörde das Ableben von Mrs. Jasoline mitgeteilt. Als Erbin für die Ansprüche wurde übrigens eine Thérèse Pallet in den Unterlagen geführt, wohnhaft in Paris, in der 88 Rue Mandar...
Die Ereignisse schienen sich zu überschlagen, so kam es Georg zumindest vor. Er dachte sofort an den kleinen Stammbaum, den er für die Familie Jasoline angelegt hatte. Das fehlende Datum. Julie Jasolines Lebensdaten waren jetzt bekannt. Julie Jasoline , 17. März 1895 bis 29. September 1958. Ihre Schwester Thérèse hatte sie um fast zwanzig Jahre überlebt. Georg sah wieder zur Rezeption hinüber. Florence telefonierte noch immer, sie schien sich angeregt zu unterhalten. Selbst beim Telefonieren wirkte sie elegant, wie sie aufrecht in der Kabine stand und sich nirgends lässig anlehnte. Georg blickte wieder auf den Monitor, auf das Mailprogramm. Er war jetzt voller Hoffnung. Er musste seinem Freund Sean sofort eine neue Aufgabe stellen, er musste ihn jetzt auch auf Julies Sohn Tom ansetzen. Georg begann mit einer kurzen Begrüßung an Sean, dann blickte er wieder hinüber zur Rezeption. Florence verließ gerade die Telefonkabine. Sie sah Georg nicht gleich. Sie blieb stehen, als überlegte sie, was sie verabredet hatten, dann fiel es ihr ein und ihr Blick glitt durch die Lobby, wo sie ihn auch sofort sah. Georg hätte sich auch selbst bemerkbar machen können, aber er liebte es, sie zu beobachten. Florence kam auf ihn zu und setzte sich auf einen Stuhl neben ihn.
»Jane Dearst kann sich nicht erinnern, dass Julie jemals einen Sohn erwähnt hat«, sagte sie leicht außer Atem.
Georg lächelte sie nur an.
»Was ist denn«, fragte sie.
»Ich habe Antwort von Sean.«
Georg öffnete die Mail und Florence rückte näher an ihn heran, um es selbst zu lesen. Sie nickte bei jeder Zeile, die sie überflog.
»J ulie ist dann also auch in Liverpool gestorben«, sagte Florence schließlich. »und zwar 1958. Jane und Alfred haben die Briefe erst 1963 gefunden, natürlich konnten sie sie nicht mehr erreichen. Thérèse hat Julie dann beerbt.« Sie überlegte. »Gerade eben habe ich Jane noch versprochen, mich wieder zu melden, wenn wir wissen, was aus Julie geworden ist. Ich könnte es ihr jetzt schon gleich sagen.«
»Warte damit lieber noch«, meinte Georg.
Florence nickte abwesend.
»Ich werde Sean zurückschreiben und ihn fragen, ob er noch mehr herausfinden kann. Vielleicht leben ja auch Tom oder mögliche Enkel- oder Urenkelkinder noch in Liverpool.«
»Stimmt, dass könnte natürlich sein«, antwortete Florence. »Vielleicht ist das ja auch der Grund, warum Julie nach Liverpool gegangen ist.«
Georg nickte, er öffnete auf dem Computermonitor wieder die Mail, die er vorhin zu schreiben begonnen hatte. Er tippte einige Zeilen in das Formular.
»Tom oder Thomas Jasoline oder gibt es noch eine französische Langform für den Vornamen?«
»Nein, Thomas ist schon richtig, aber du bist immer noch fest davon überzeugt, dass sein Nachname Jasoline war. Vielleicht trug er aber auch den Nachnamen des Vaters, egal ob Julie nun verheiratet war oder nicht.«
»Irgendetwas muss ich schreiben, einfach nur Tom oder Thomas, da braucht Sean gar nicht erst mit der Recherche zu beginnen«, erklärte Georg. »Wenn er eine Datenbankabfrage startet, dann kann er ja auch nach dem Mädchennamen der Mutter suchen. Ich habe ihn darauf hingewiesen, aber ich denke er wird auch selbst wissen.«
Florence überlegte. »Mir fällt da etwas ein«, sagte sie.
Sie erhob sich plötzlich und ging mit schnellen Schritten zur Rezeption zurück. Sie kramte in ihrer Handtasche und gab dem Portier dann einen Zettel. Sie ging schließlich wieder in eine der Telefonkabinen. Georg beobachtete, wie sie den Hörer abnahm. Das Gespräch dauerte länger, fast zehn Minuten. Florence schien zwischendurch zu warten oder sie hörte jemandem zu. Schließlich legte sie auf und verließ die Kabine wieder. Sie bedankte sich beim Portier und kam zu Georg zurück. Sie ließ sich in ihren Stuhl fallen und sah ihn an.
»Ropaati«, sagte sie. »Der Bruder hieß Onoo Ropaati.«
»Welcher Bruder?«, fragte Georg.
»Die Großmutter auf Ua Huka , sie sprach doch
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