1981 - Richard
und schob sie zusammen mit der Zeitschrift zurück in seinen Koffer.
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Die Westland Sea King setzte behäbig neben dem kleinen Hangar auf. Georg schaltete die beiden Rolls-Royce-Gnome-Triebwerke ab. Er sprang aus der Kanzel und begann seinen Kontrollgang um die Maschine. Die Sea King war damals Bestandteil seines Geschäfts mit der Tahiti Nui. Es war seine Idee, einen schweren Transporthubschrauber in der Inselwelt Polynesiens einzusetzen und er hatte sich auch als Pilot angeboten. Als Rettungsflieger war er jahrelang die Sea King geflogen. Er hatte die Maschine in Kalifornien ausfindig gemacht. Die Tahiti Nui hatte den Hubschrauber gekauft und ihn an Georg vermietet. Die Sea King war ideal für eine von Wasser und Inseln bestimmte Welt. Als ehemaliger Marinetransporthubschrauber war sie für den Einsatz über See geeignet. Es waren sogar Notwasserungen möglich, da die Sea King über einen schwimmfähigen Rumpf verfügte. Der entscheidende Vorteil war aber die große Reichweite von über tausendfünfhundert Kilometern, die sich mit Zusatztanks sogar auf fast zweitausend Kilometer steigern ließ. Es gab somit keine Insel in Polynesien, die man mit diesem Hubschrauber nicht erreichen konnte, auch wenn dazu Zwischenstopps notwendig waren. Georg flog heute aber nicht mehr ausschließlich für die Nui, sondern akquirierte sich seine Kunden selbst. Es handelte sich vor allem um Frachtflüge zwischen den bewohnten Inseln der Marquesas. Oft wurde er auch zum Entladen von Frachtern geordert, die ihre Waren in einigen Buchten der Inseln ansonsten nur mit kleinen Booten anlanden konnten. Mit der Sea King flog Georg nicht selten sogar nach Tahiti, Moorea, Bora Bora und für Spezialaufträge auf das Tuamotu-Archipel oder die Australinseln. Solche Chartereinsätze dauerten oft mehrere Tage und waren sehr einträglich. Es war daher auch nicht notwendig, dass die Sea King jeden Tag ausgelastet war, so hatte Georg auch erst wieder in zwei Tagen seinen nächsten Transportauftrag. Nach seinem Rundgang stieg er daher noch einmal in die Kanzel zurück und klappte die Rotoren nach hinten. Dieser Mechanismus erlaubte es ursprünglich, den Hubschrauber auf engen Schiffshangars unterzubringen. Immerhin hatte die Sea King einen Rotordurchmesser von fast zwanzig Metern. Georg stieg wieder aus, ging zum Parkplatz hinter dem Hangar und fuhr seinen Jeep vor den Hubschrauber. Er koppelte eine Stange zwischen den Jeep und die Maschine und schob die Sea King zum Hangar. Er manövrierte vorsichtig durch die großen Schiebetore und stellte den Hubschrauber auf seinem Nachtparkplatz ab. Nach der Unterbringung der Sea King parkte er den Jeep wieder vor der Bürobaracke. Er ging in das Gebäude, an seinen Schreibtisch und erledigte die Abrechung der vergangenen Tage. Er hatte mittlerweile zwei Büros, eines hier am Flugplatz von Hinahaa Papa und eines in der Apotheke im Krankenhaus von Taiohae. Trotz seines eigenen Geschäfts, führte er die Apotheke noch immer mit Florence gemeinsam. Er war hauptsächlich für den kaufmännischen Teil zuständig, hatte aber mit der Zeit auch sehr viel über den Krankenhausbetrieb gelernt. Georg nahm Florence viel von der Büroarbeit ab, so dass sie sich mehr als früher um ihre Aufgaben im Labor der Apotheke und bei der Medikamentenberatung kümmern konnte. Das wichtigste war aber, dass Florence die Apotheke auch nachdem Weggang ihres Bruders weiterführen konnte. Georg hatte in den letzten Jahren großen Anteil daran, es war jetzt auch seine Apotheke, sein kleines Unternehmen, das ihn ein wenig an seine Kanzlei in München erinnerte, an der er immer noch beteiligt war. Dennoch hatte sich an seinem Leben so viel geändert. Er hatte jetzt wieder die Fliegerei zu seinem Berufe gemacht. Florence und er hatten ihr Auskommen, es ging ihnen gut, sehr gut sogar und Georg war schon lange davon überzeugt, dass Richtige getan zu haben, als er damals hierher zu den Marquesas aufgebrochen war. Sein Lebensmittelpunkt waren diese Inseln geworden. Florence und er waren es vorsichtig angegangen und hatten Erfolg. Florence wäre sicherlich immer bereit gewesen, ihm nach Europa zu folgen, wenn es nicht funktioniert hätte, dass wusste er, aber er wusste auch, dass es ihr sehr schwer gefallen wäre. Die Brücken zu seinem früheren Leben bestanden aber weiterhin. Mindestens einmal im Jahr, verbrachten Florence und er zwei oder drei Wochen in Europa , besuchten in Deutschland ihre Freunde, waren in Frankreich unterwegs.
Georg sah auf
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