1981 - Richard
schade«, sagte er ohne wirkliches Bedauern in seiner Stimme. »Du sagtest, dass du ein wenig Detektiv gespielt hast.«
»Ja richtig. In dem Artikel werden doch auch die Marquesas erwähnt, von der die alten Fotografien stammen.«
Konrad schlug eine Seite in der Zeitschrift um. Es waren drei Schwarzweißaufnahmen. Zwei zeigten die kleine Julie Jasoline, einmal sogar ohne ihren Sonnenhut. Das dritte war die Aufnahme der jungen Frau, zu der Julie geworden war.
»Hier steht es. Hier steht sogar, dass diese beiden Aufnahmen aus Hiva Oa stammen. Es werden aber sonst keine Namen erwähnt, darum bin ich zu Blammer gegangen. Nicht sofort, erst einige Monate später. Ich habe mit einem Kohler oder Kühler gesprochen. Er hat mir die Geschichte erzählt. Die Fotografien stammten eigentlich aus Nuku Hiva , aus einer Fotoausstellung und sie wurden durch Zufall entdeckt, als gerade über den vermeintlichen Gauguin recherchiert wurde. So wie ich verstanden habe, hat sich Blammer ganz schön ins Zeug gelegt. Dein Ölgemälde war wirklich perfekt.«
Sébastian nickte. »Du musst mich nicht immer daran erinnern. Ich habe sogar schon einmal mit dem Gedanken gespielt, es ein zweites Mal zu erschaffen.«
»Das wirst du nicht, auf keinen Fall«, sagte Konrad empört.
Sébastian schüttelte den Kopf. »Nein, nein, es ist schon gut. Ich werde es lassen, aber was hast du nun als Detektiv gemacht?«
»Zunächst habe ich nach den Autoren des Artikel geforscht, F. Uzar und G. E. Staffa«, erklärte Konrad. »Wer F. Uzar ist, habe ich zunächst nicht herausgefunden. Der Name taucht in keinem Münchner Telefonbuch auf, nicht einmal in den elektronischen Verzeichnissen, die man sich für den Computer kaufen kann. Es gibt aber in München eine Anwaltskanzlei, an der ein Georg Staffa beteiligt ist, er arbeitet dort aber nicht mehr und man wollte mir auch nicht sagen, wo ich ihn finde.«
»Vielleicht ist er ja in Pension gegangen oder verstorben«, meinte Sébastian.
»Nein, nein das glaube ich nicht, gestorben auf keinen Fall, sonst würde er ja nicht mehr an der Kanzlei beteiligt sein. Er muss noch leben.«
»Und wo hast du das schon wieder herausgefunden, wenn die von der Kanzlei nicht reden und die von Blammer auch nicht?«, fragte Sébastian.
»R echtsanwaltskammer München , die müssen über so etwas Auskunft geben«, sagte Konrad. »Ansonsten bin ich in der Kanzlei aber nicht weitergekommen, darum bin ich wieder zu Blammer. Dieser Kohler oder Kühler hat erst auch keine Namen genannt. Er sprach einmal von einer Florence. Er nannte nur den Vornamen, um es irgendwie zu verschlüsseln, aber er hat mir auch gesagt, dass die Dame etwas mit einem Krankenhaus auf Nuku Hiva zu tun hat. In der Uni-Bibliothek der Maximilian bin ich dann fündig geworden. Es gibt dort aktuelle Behördentelefonbücher aus allen Herren Länder. Französisch-Polynesien ist in einem extra Band verzeichnet. Der Rest war leicht. Auf Nuku Hiva gibt es nur eine Dame mit dem Vornamen Florence, zumindest nur eine, die etwas mit dem Krankenhaus dort zu tun hat. Und jetzt rate mal, wie sie mit Nachnamen heißt.«
Sébastian zuckte mit den Schultern.
»Uzar, Florence Uzar. Sie hat diesem Herrn Staffa geholfen, sie hat ihm bei der Suche nach dem Herkunftsnachweis geholfen. Na ja, ich dachte mir, es passt eben alles zusammen. Ich wollte die Zeichnung nicht an ein Museum geben. Die ganze Geschichte soll ja nicht publik werden, sie darf gar nicht publik werden. Ich wollte mir die Dame einmal ansehen und dann entscheiden, ob ich ihr die Zeichnung geben kann. Ich könnte mir vorstellen, dass das Bild dort im Krankenhaus aufgehängt wird, immer unter der Voraussetzung, dass niemand je erfährt, dass es ein echter Gauguin ist.«
»Willst du ihr denn die Wahrheit sagen, nicht dass sie am Ende mit diesem Edmund Linz in Verbindung steht und er alles erfährt?«
»Das wäre allerdings der Knackpunkt an der Sache. Wir müssen vorsichtig sein. Edmund Linz sollte es natürlich nicht erfahren.«
»Was willst du dieser Florence Uzar denn eigentlich sagen?«
»Das habe ich mir auch schon überlegt«, antwortete Konrad überschwänglich. »Wir bringen ihr die Zeichnung. Dann behaupten wir, dass du das Ölgemälde nachgemalt hast, als Zeichnung und dass wir ihr dieses Bild gerne schenken möchten.«
»Warum sollte ich es ihr schenken?«, fragte Sébastian.
»Dazu wird mir noch etwas einfallen«, antwortet Konrad kurz.
Sie schwiegen für einige Minuten. Dann nahm Konrad die Zeichnung
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