1981 - Richard
schließlich nach Rio de Janeiro . Nach zahlreichen weiteren Stationen unternahmen sie mit dem Schiff dann ihre erste Umrundung des Kap Horns . Der Pazifische Ozean war erreicht und das Kreuzfahrtschiff nahm Kurs auf die Osterinseln . Von dort ging es weiter zu den vier Pitcairninseln . Auf Pitcairn-Island hatten die Meuterer der Bounty Zuflucht gefunden. Den Ausflug nach Adamstown machten Konrad und Sébastian allerdings nicht mit. Es reichte Ihnen mit dem Schiff in der Nähe der Bounty-Bay geankert zu haben. Schon nach einem halben Tag Aufenthalt ging es weiter, Richtung Gambier-Inseln . Gut zwei Wochen nach ihrer Kap-Umrundung erreichten sie schließlich Tahiti . Ihr Schiff sollte nur wenige Tage in Französisch-Polynesien bleiben und dann weiter Richtung Neuseeland fahren. Sébastian und Konrad stiegen aber aus und blieben auf Tahiti . Sébastian hatte seit Beginn der Reise den Plan gehabt, nach Hiva Oa zu kommen und dort das Grab von Paul Gauguin zu besuchen. Auf Tahiti ließen sie nichts aus. Sie besuchten dreimal das Gauguin-Museum, obwohl es weit weniger zu bieten hatte als d'Orsay oder das Folkwang. Sébastian wollte diese Luft einatmen, wie er sagte. Konrad konnte ihn nicht immer verstehen, zumal das Gauguin-Museum auf Tahiti lange nach Gauguins Tod eröffnet wurde und rein touristische Zwecke erfüllte. Anders war es da schon in dem kleinen Ort an der Nordküste Tahitis . Auf einem kleinen Flecken Land standen die Überreste von Hütten, in denen Gauguin gelebt haben soll. Die ganze Umgebung entsprach dem Flair, den sich Konrad unter der Zurückgezogenheit vorstellte, die Gauguin in der Südsee gesucht hatte. Auf jeden Fall war Tahiti ein Erlebnis für die beiden Männer. Konrad hatte sich schon nach einer Flugverbindung zu den Marquesas erkundigt, doch Sébastian bestand darauf, das Schiff nach Hiva Oa zu nehmen. Er hatte schon auf dem Kreuzfahrer die Gelegenheit genutzt, zu malen. Konrad hatte sich wegen des Ölfarbengeruchs stets einige Meter entfernt in einen Liegestuhl gesetzt und gelesen. Er stand aber immer wieder auf, um zu sehen, was sein Freund malte. Es waren natürlich keine Reproduktionen. Es sollten diesmal echte »Lumars« werden. Eines seiner Motive hatte Sébastian in New York in sich aufgesogen, wie er selbst sagte. Sie waren mehrere Male im Central Park spazieren gegangen und Sébastian hatte sich Skizzen in einem Block gemacht. Wieder an Bord begann er aus den Skizzen eine Idee zu formen. Sein Malstil war eindeutig geprägt von Monet und van Gogh. Ein Bild im Stile Gauguins begann er erst auf der Reise von Tahiti nach Hiva Oa . Sein Motiv hatte er natürlich auf Tahiti gefunden und es wieder in seinen Skizzenblock aufgenommen. Auf der dreitägigen Überfahrt wurde er nicht ganz fertig. Im Park ihres Hotels auf Hiva Oa malte er dann weiter. Selbst auf dem Friedhof von Atuona hatte er sich ein Plätzchen in der Nähe von Gauguins Grab gesucht und malte. Konrad sah zur Staffelei hinüber. Sébastian stand noch immer am Grab.
Zwei Tage später entschied sich Sébastian wieder, den größten Teil des Tages in Atuona zu verbringen und zu malen. Konrad ließ ihn diesmal alleine. Er fühlte sich ein wenig frischer, als die Tage zuvor und fuhr mit einer Gruppe hinaus zum Hochseefischen. Obwohl er selbst nicht angelte, interessierte er sich für das, was auf dem Boot vor sich ging und er half auch beim Heranholen der Fänge. Sie lebten sich regelrecht auf Hiva Oa ein. Sie hatten keinen festgelegten Zeitplan. Sie wussten nur, dass ihr nächstes Ziel irgendwann einmal Neuseeland und Australien sein sollte. In der zweiten Woche auf Hiva Oa hatten sie sich sogar an das Wetter gewöhnt. Das Klima war zwar ähnlich wie auf Tahiti und sie hatten sich mittlerweile mit den Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit arrangiert, ansonsten waren die Marquesas aber eine ganz andere Welt.
Nach fast drei Wochen brachen sie ihre Zelte auf Hiva Oa ab. Eine Fähre brachte sie nach Nuku Hiva . Seit Beginn ihrer Weltreise hatte Konrad vorgehabt genau hierher zu fahren, auch wenn seine Sehnsucht dorthin nicht so groß war, wie Sébastians Sehnsucht nach Atuona . Er beabsichtigte, jemanden ganz bestimmtes zu besuchen. Von dem, was er vorhatte, wusste nicht einmal Sébastian. Als sie schließlich in ihrem Hotelzimmer auf Nuku Hiva waren, zeigte er ihm aber etwas, dass er aus Europa mitgenommen hatte. Er hatte es die ganze Zeit in einem seiner Koffer, in einer Seitentasche verwahrt. Ohne etwas zu sagen stellte er es auf
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