1981 - Richard
die Uhr. Er rollte mit dem Schreibtischstuhl zurück. Der Tag war zu schön, um hier Überstunden zu machen. Er musste ohnehin vom Nordteil der Insel noch mit dem Jeep nach Taiohae fahren. Er schloss das Büro ab, das aus zwei Räumen und einer kleinen Küche bestand, und fuhr mit dem Jeep die Küstenstraße entlang. Früher, in Deutschland mochte er eigentlich keine Geländewagen, heute war es für ihn undenkbar ein anderes Fahrzeug zu nehmen, was nicht allein an der Landschaft oder den Straßenverhältnissen auf Nuku Hiva lag. Er brauchte immer gut dreißig Minuten bis nach Hause. Es war schon nach fünf als er ankam. Florence saß bereits auf der Veranda vor der Haustür und las in einem Buch. Wenn Georg später kam, saß sie oft hier und wartete auf ihn. Georg ließ den Wagen an der Straße stehen und ging über das Grundstück zum Haus. Auf der Veranda gab er Florence einen Kuss, zog sich einen der Korbsessel heran und ließ sich in den Sessel fallen. Auf dem Tisch vor ihm stand ein Glas mit Orangensaft. Georg nahm einen Schluck und lehnte sich zurück.
Florence holte einen Umschlag hervor. »Der Mann von Dassault Aviation hat geschrieben, wegen JoJo.« Sie nahm den Brief aus dem Umschlag und gab ihn Georg.
»Sie fragen wegen der Sea King«, erklärte Florence, während Georg sich den Brief ansah. »Sie überlegen, das Flugzeug mit dem Hubschrauber anzuheben und hinüber zum Flugplatz zu bringen. Sie fragen auch an wegen der Kosten. Noch ist die ganze Sache nicht finanziert und daher wissen sie nicht, ob sie JoJos Restaurierung schon dieses Jahr beginnen können.«
Georg nickte. »Ich werde ihnen zurückschreiben. Ich spende den Transport natürlich, wenn es überhaupt geht, wenn die Maschine sich überhaupt anheben lässt und nicht auseinander bricht. Auf jeden Fall hätten wir dann auch unseren Beitrag geleistet, nicht wahr, Schatz.«
Florence lächelte ihn an und streichelte ihm über den Arm. Georg nahm den Umschlag, steckte den Brief hinein und legte ihn zurück auf den Verandatisch.
Von der Straße her blitze kurz das Chrom einer Autostoßstange herüber. Es war jemand auf den Parkplatz vor dem Grundstück gefahren. Georg blickte hinüber. Es war ein dunkelroter Wagen und er erkannte das weiße Taxischild. Der Wagen hielt. Es dauerte eine Minute bis jemand ausstieg. Florence und Georg sahen einfach nur hinüber und versuchten zu erkennen, wer es war und ob die Leute zu Ihnen wollten. Tatsächlich gingen zwei ältere Herren durch das Gartentor auf dem Kiesweg dem Haus entgegen.
*
Es war für Konrad nicht schwer sie zu finden. Sébastian und er ließen sich erst zum Krankenhaus fahren. Konrad wusste, dass Madame Uzar dort in der Apotheke arbeitete. Sie trafen auf Betty Fallon und erfuhren, dass Florence schon vor einer Stunde nach Hause gefahren war. Natürlich war Betty Konrads Akzent aufgefallen und sie fragte ihn, ob er aus Deutschland käme und ob er vielleicht ein Bekannter von Georg sei. Konrad war überrascht. Er sah Sébastian an. Jetzt wussten sie, wo der Rechtsanwalt aus München abgeblieben war. Betty versuchte noch bei Florence anzurufen, aber es nahm niemand ab. Florence und Georg hatten zwar einen Anrufbeantworter, aber Betty wollte nicht darauf sprechen. Nach kurzem Zögern gab sie den beiden alten Herren die Adresse. Das Taxi stand noch auf dem Krankenhausparkplatz und sie stiegen wieder ein. Der Fahrer kannte den Weg. Sie brauchten ihm nur Florence Namen zu nennen und er fuhr los. Jetzt hatten sie das Grundstück betreten. Der Taxifahrer hatte Ihnen noch gesagt, welches der beiden Häuser es sei. Der Kies knirschte unter ihren Schuhen. Sie gingen auf eine Veranda zu, auf der ein Mann und eine Frau nach Ihnen Ausschau hielten. Der Mann auf der Veranda erhob sich aus seinem Korbsessel und trat an das Geländer.
»Hallo, wollen sie zu uns?«
Florence hatte erst geglaubt, dass es vielleicht Freunde ihrer Eltern sein könnten, die das Haus verwechselt hatten.
»Bitte entschuldigen sie«, rief Konrad, »wir möchten Madame Florence Uzar besuchen.«
Florence stand ebenfalls auf und trat an Georgs Seite. »Ja, da sind sie hier richtig, das bin ich, ich bin Florence Uzar und das ist mein Mann Georg Staffa.«
»Oh, das freut mich«, sagte Konrad und lächelte. »Ich habe Ihnen etwas aus Deutschland mitgebracht. Aber entschuldigen sie, mein Freund und ich haben uns noch gar nicht vorgestellt.«
»Bitte«, sagte Georg, »kommen sie doch erst einmal herauf.«
Konrad ging voran. Sébastian
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