1981 - Richard
vorkommen sollten. Er öffnete den Treffer über Claude Monet. Es war ein Leserbrief, aus einer neuseeländischen Tageszeitung, dem Auckland Chronicle. Der Autor behauptete Zeitzeuge gewesen zu sein und das Aufkommen des Impressionismus in Frankreich miterlebt zu haben. Der Leserbrief begann sehr ausschweifend. Erst nach mehreren Absätzen tauchte zum ersten Mal der Name Paul Gauguin auf, in einer Aneinanderreihung weiterer Künstler aus dem Umfeld oder der Zeit Claude Monets. Er las nicht weiter und machte sich noch nicht einmal die Mühe, den Leserbrief nach weiteren Stellen abzusuchen, an denen der Name Gauguin auch noch erwähnt wurde. Es bestand die Möglichkeit, ausgewählte Treffer in einer separaten Liste zu speichern, die später auf CD-ROM mitgenommen werden konnten. Er wusste nicht warum, aber er verschob den Leserbrief aus der neuseeländischen Zeitung ebenfalls in diese Liste, in der er schon gut zehn seiner bisherigen Treffer gesammelt hatte.
Er beendete seinen Ausflug in die Kunststile des neunzehnten Jahrhunderts und nahm sich der polynesischen Sprache an. Er begann den Titel eines Gauguin-Bildes als Suchbegriff einzugeben. Alle Wörter des Bildtitels zusammen ergaben einen einzigen Treffer. Es war der Verweis auf das Werk selbst. Er nahm daraufhin die einzelnen Worte und verknüpfte seine Suche mit dem Namen »Gauguin«. Hierbei erschien ebenfalls nur der Verweis auf das Gauguin-Gemälde. Er probierte es weiter, mit anderen Bildtiteln, ohne Erfolg. Bei seinen letzten Versuchen konzentrierte er sich schließlich auf die Frauennamen. Den Namen »Julie« hatte er bereits ausgeschlossen. Er versuchte es jetzt mit den Namen von Gauguins Geliebten. Immerhin kamen dabei zusammen etwa dreißig Treffer heraus. In den Artikeln, die er als Treffer erhielt, ging es vornehmlich um die Bedeutung dieser Frauen in Gauguins Werk, sein Verhältnis zu Ihnen und wie und wo er sie dargestellt hatte. Dieser letzte Punkt schien noch einmal interessant zu sein. Er öffnete zwei der Artikel, die er sich diesmal sofort ganz durchlas. Das eine war eine fast fünfzigseitige Abhandlung, eine Übersetzung aus dem französischen ins englische. Er brauchte fast eine Stunde und vertiefte sich dabei in die Abgründe von Gauguins Liebesleben. Es war sehr interessant, wie er feststellte, hatte aber nichts mit dem zu tun, wonach er suchte. Es gab in den gesamten Ergebnissen seiner Recherche keinen einzigen Hinweis auf das Bild »Julie des Bois«, es gab auch keinen Anhaltspunkt auf irgendein anderes Bild, mit einem ähnlichen Motiv oder Titel. Heinz Kühler hatte sich vom Victoria and Albert Museum mehr versprochen. Dass er in der Tate Gallerynicht fündig geworden war, hatte ihn nicht weiter gestört, doch wenn das Gemälde von dem kleinen Mädchen mit dem Sonnenhut jemals irgendwo aufgetaucht war, dann hätte er etwas in den Historic Catalogues of the National Art Library finden müssen.
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Sowohl in London, als auch in München war es bereits später Nachmittag, als eine neue Spur auftauchte. Während Heinz Kühler im Victoria and Albert Museum an dem Fall arbeitete, hatte sein Chef mit einem Kurator des Museums Folkwang in Essen gesprochen und sich beraten lassen. Es kam eine Liste mit einem halben dutzend Sammlern heraus, die dem Museum als Besitzer eines Gauguins bekannt waren. Es ließ sich allerdings nicht nachvollziehen, ob die Bilder noch im Besitz der Sammler waren. Simon rief in London an. Er konnte Heinz Kühler zwar nicht direkt erreichen und ihn auch nicht ans Telefon holen lassen, aber er erhielt eine E-Mail-Adresse, mit der er Kontakt zu seinem Mitarbeiter aufnehmen konnte. Heinz Kühler war nicht überrascht, als plötzlich der Eingang einer Nachricht angezeigt wurde. Er las sich durch, was sein Chef für ihn hatte und öffnete dann die Liste mit den Namen der Privatsammler. Er suchte daraufhin nach den Werken, die diese Sammler von Paul Gauguin besaßen. Noch einmal begann er alle Register der Suchmaschine der Historic Catalogues zu ziehen. Die Informationen, die ihm Simon übermittelt hatte, waren so detailliert, dass Heinz Kühler ohne Probleme die Kunstwerke aufspürte, die sich in den Privatsammlungen befanden. Er stieß sogar auf Artikel mit bebilderten Beschreibungen der Gauguin-Gemälde. Es gab allerdings kein einziges Bild mit dem Titel »Julie des Bois« oder gar eines, das dem Motiv des kleinen Mädchens mit dem Sonnenhut nur annähernd glich. Die Recherche blieb auch hier erfolglos.
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Colette ging
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