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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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die Fotografen?«
    Die Angestellte überlegte. »Wir haben eine Art Kurzbiografie über unsere Fotografen. Ich kann sie ihnen schicken.«
    »Ja, so etwas meine ich«, sagte Florence, »danke. Mich würde jetzt zunächst einmal nur dieser Victor Jasoline interessieren und ob es noch weitere Fotografien von ihm gibt, die nicht an die Ausstellung nach Nuka Hiva geliefert wurden.«
    »Wir haben natürlich jede Menge weiterer Bilder und sicherlich auch von Victor Jasoline«, antwortete die Angestellte, »aber diese Fotografien können sie sich nur hier bei uns im Laden ansehen oder sie kaufen Abzüge davon. Die Preise betragen allerdings zweihundertfünfzig Francs pro Stück, tut mir leid.«
    Florence zögerte. Sie würde in den nächsten Wochen bestimmt einmal wieder auf Tahiti sein. »Ich verstehe, dann schicken sie mir bitte zunächst einmal nur die Information über Monsieur Jasoline. Wegen der Bilder komme ich besser persönlich bei Ihnen im Geschäft vorbei. Das erscheint mir auch sinnvoller, wo ich ja gar nicht weiß, was die Aufnahmen zeigen.«
    »Kein Problem, Madame, ich würde mich auf ihren Besuch freuen. Ich kann Ihnen gleich sofort eine Mail schicken. Ich muss die Biografie nur eben heraussuchen.«
    Florence bedankte sich. Sie beendeten das Gespräch. Es dauerte eine halbe Stunde bis die Mail eintraf. Florence hatte sich zwar in der Zwischenzeit mit der Buchhaltung beschäftigt, legte die Sachen aber bei Seite und öffnete die Nachricht sofort.
    Victor Jasoline war kein professioneller Fotograf, er war Offizier, ein Angehöriger des französischen Militärs im Südpazifik. Seine Stationen waren in Europa noch Paris und Nantes gewesen, dann aber entschloss er sich wohl in die Ferne zu ziehen oder er wurde dienstlich dazu verpflichtet. Sein Ziel für mehr als zehn Jahre war Französisch Polynesien . Von 1895 bis 1898, von 1900 bis 1901 und schließlich von 1902 bis 1906 war es Tahiti. Dann gab es aber auch Zeiträume, in denen er auf den Marquesas stationiert war. In dem kleinen Bericht wurde es als Aufenthalt in den Militärstützpunkten von Hiva Oa und Nuku Hiva beschrieben. Victor Jasoline hielt sich 1897 in Taoihae und von 1898 bis 1902 mehrmals in Atuona auf. Im Juni 1906 wurde Victor Jasoline aus dem Militärdienst entlassen oder er wurde wieder nach Frankreich geschickt. Was Victor Jasoline nach 1906 gemacht hatte, wurde nicht mehr beschrieben.
    Florence war zufrieden. Ihre kleine Recherche hatte etwas hervorgebracht. Sie wusste natürlich nicht, ob all diese Fakten nicht schon längst bekannt waren. Sicherlich wussten die Eigentümer des Ölgemäldes oder gar die Kunstwelt um seine Herkunft. Florence entschloss sich aber trotzdem, Colette zurückzuschreiben und ihr die alten Fotografien zusammen mit dem Lebenslauf von Victor Jasoline zu schicken.
    *
    Bevor Heinz Kühler am nächsten Tag zum Victoria and Albert Museum ging, besuchte er noch einmal die zu Tates gehörende National Gallery. Er hatte am Vortag eine Katalogbeschreibung über das Bild »Faa Iheihe« gelesen. Es stammte von 1898 und gehörte zu Gauguins Südseebildern. In der Ausstellung brauchte er nicht lange zu suchen, er fand das Bild sofort. Es hing in einem Raum, der sich mit insgesamt vier Bildern thematisch mit dem Maler Paul Gauguin beschäftigte, wobei nur das Bild »Faa Iheihe« aus der Südsee stammte. Es hatte ein etwas ungewöhnliches Format. Es war knapp fünfzig Zentimeter hoch und fast zwei Meter breit. Es war ein richtiges Ölgemälde, kein auf Leinwand gemaltes Aquarell. Er stand fast eine halbe Stunde davor, nur vor diesem einen Bild. Es waren mehrere Frauen abgebildet, ein Hund, der als Motiv immer wieder in Gauguins Werken auftauchte, und ein Reiter. Auch wenn alles zusammenzugehören schien, fehlte die richtige Einheit. Es schien als wenn die Personen eher symbolhaft zusammen standen. Heinz Kühler überlegte, ob er das Gemälde deshalb so verstand, weil er in den vergangenen Tagen zu viele Interpretationen über stilistische Eigenschaften von Kunstwerken gelesen hatte, oder ob er selbst auch so empfand. Er wusste es nicht genau. Er glaubte aber, dieses symbolhafte auch in dem Bildnis der kleinen Julie wieder zu finden. Dann fiel ihm noch ein, dass Gauguin selbst nicht gewollt hatte, dass man seine Werke zu interpretieren versuchte, so hatte es Heinz Kühler zumindest irgendwo gelesen.
    Die Gauguins waren das einzige, was er sich in der National Gallery ansah. Er hatte wenig Zeit. Er wollte seine Recherche noch heute im

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