1982 - Gefangene der Algioten
Dro ga Dremms dunkle Augen traten aus ihren Höhlen hervor, sie glühten vor Hass. Aber angesichts der vielen auf ihn gerichteten Waffen gehorchte er notgedrungen. Er hatte keinerlei Verlangen, sich zu opfern, das würde die Sache nur gefährden, wenn andere, schwächere, wie der Weichling Vil an Desch, wieder an die Macht kamen. Er würde schon einen Weg finden, diese Ketzer zu bestrafen - und zwar höchstpersönlich.
Atlan ließ den obersten Scoctoren keine Sekunde aus den Augen. Nachdem er angezogen war, hielt der Arkonide ihm die Waffe an den Hals und drehte ihm einen Arm auf den Rücken. „Nur zur ständigen Erinnerung, damit du keinen Unsinn machst", knurrte er. Rinaher hatte sich bereits am Terminal .im Wohnbereich zu schaffen gemacht und studierte die Wege, um am schnellsten und ungefährdetsten zum Beiboot-Hangar zu gelangen.
Ragonet und Hermon sicherten derweil den offenen Zugang über den Konferenzraum; die anderen Türen waren alle gesichert. „Die HEDO RU GIOR ist in Alarmbereitschaft, und bald wimmelt es hier von Soldaten", berichtete sie den Kameraden. Atlan stieß den obersten Scoctoren zum Terminal. „Gib Befehl, dass sich alle sofort zurückziehen!" ordnete er an. „Wenn ich auch nur einen einzigen Tazolen in der Nähe sehe, bist du tot!" Dro ga Dremm zuckte zusammen. Er nahm diese Drohung ernst. Über den Bordfunk gab er den Befehl, sich zurückzuziehen und ihnen freies Geleit zu geben, andernfalls sei dies sein Tod. Als sie schließlich hinausgingen, war der Gang still und verlassen, wie Atlan es gefordert hatte. „Es gibt mehrere Möglichkeiten, uns eine Falle zu stellen", sagte er zu seinem Gefangenen. „Ich will nicht hoffen, dass deine Leute so dumm sind, etwas Krummes zu versuchen."
„Was habt ihr vor? Wollt ihr den Untergang der Sonne beschleunigen und die Holterer dafür opfern, nur um uns zu kriegen?" zischte Dro ga Dremm. „Wenn du nur endlich von deinem hohen Ross runterkämst!" schimpfte Rinaher. „Und wir sind noch so anständig, euch zu warnen, anstatt einfach eurem Untergang hier im System zuzuschauen!"
„Nicht einmal jetzt hört ihr auf zu lügen. Ihr seid noch verwerflicher, als ich es je für möglich gehalten hätte!" maulte Dro ga Dremm. Sie hasteten die Gänge entlang, Atlan mit Dro ga Dremm voraus, die anderen sicherten immer wieder in alle Bereiche. Jeden Moment konnte ein Tazole aus einer Ecke heraus feuern.
Rinaher merkte, wie ihr der Schweiß ausbrach; sie war in weitaus schlechterer Verfassung, als sie geglaubt hatte. Normalerweise hätte sie dieses Tempo nicht mehr lange durchhalten können, aber die Aussicht auf die Freiheit beflügelte sie hinreichend. Aber auch Dro ga Dremm begann bald zu jammern, und als er mehrmals stolperte, waren sie gezwungen, das Tempo etwas zu verringern. Hoffentlich funktioniert der Turbolift, dachte Rinaher, als sie bei einer Verteilerstelle angekommen waren. „Wir müssen den dritten Lift nehmen, der führt direkt auf die Ebene des Hangardecks", sagte Dro ga Dremm. Rinaher überlegte und rief sich den Plan ins Gedächtnis. „Nein", widersprach sie. Der Drecksack besitzt eine eigene Fähre, die liegt in einem kleinen Hangar zwei Decks unter uns. Ich habe es auf seinem Terminal gesehen." Der Blick, den der Herrscher der Algioten ihr zuwarf, brannte vor Hass. „Welcher Lift?" fragte Atlan. „Nummer fünf, der ganz rechte." Rinaher lief voraus und musterte das Display. „Für dich gibt es bestimmt eine manuelle Schaltung, oder?" Dro ga Dremm fummelte nervös an den Kontrollen, er schlotterte am ganzen Leib. „Wir können rein." Der Turbolift war gerade groß genug für alle. Sobald sich das Schott öffnete, feuerten Ragonet und Hermon beim Verlassen in alle Richtungen. Dann folgte Atlan mit seiner Geisel.
Sie rannten weiter die Gänge entlang, Rinaher gab den Weg vor. Bis sie plötzlich stehen blieb und zögerte. „Was ist los?" fragte Hermon, der neben ihr verhielt. Rinaher drehte lauschend den Kopf. „Irgendwas ist falsch ...", flüsterte sie. „Alles versetzt ... das ist nicht real!"
„Das hat uns noch gefehlt!" fluchte Suren. „Rinaher, komm zu dir, das ist nur eine Folge der Gehirnwäsche! Du bist wach, und wir sind auf der Flucht!"
„Los, weiter!" rief Rhoa ungeduldig. Hermon packte Rinahers Arm. „Komm, ich helfe dir!" Sie starrte ihn aus irrlichternden Augen an, als wäre er ein Geist. Heftig riss sie sich von ihm los. „Lass mich! Ich irre mich nicht!" Plötzlich brachte sie ihren Strahler in Anschlag und
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