1982 - Gefangene der Algioten
ebenfalls keine Sekunde verloren und die Tazolen angriffen. Bisher war kein Schuss gefallen, da sie sich nicht versehentlich selbst treffen wollten. Außerdem hatten sie den ausdrücklichen Befehl, die wertvollen Gefangenen am Leben zu lassen.
Der Gang war relativ eng, was die Tazolen zusätzlich behinderte, den ausgebildeten Dagor-Kämpfern Atlan, Hermon und Ragonet jedoch vollauf genügte. Nach den Siima-Ley-Grifftechniken entwaffneten sie in unheimlicher Geschwindigkeit die Wächter unmittelbar neben sich und setzten sich gegen die heranstürmenden anderen nach den Kanth-Yrrh-Regeln zur Wehr, indem sie deren eigene Kräfte gegen sie selbst einsetzten. Dagor, der traditionelle arkonidische All-Kampf, wurde zumeist im waffenlosen Nahkampf eingesetzt und war daher für eine Situation wie diese perfekt geeignet. Atlan war seit langem Großmeister der Dagoristas und hatte das Training nie vernachlässigt, und Anhänger wie Hermon und Ragonet hatten sich ebenfalls in dieser Kunst ausbilden lassen.
An dem wuchtigen Ragonet kam ohnehin so schnell niemand vorbei. Nacheinander streckte er mühelos die körperlich unterlegenen Tazolen in seiner Nähe nieder, während Atlan und Hermon jeweils einen Beidhänder an sich nahmen und entsicherten. „Waffen weg und Schutzschirme abschalten!" befahl Atlan streng; drei Tazolen hatten sich wieder hochgerappelt und Zeit gehabt, ihre Schutzschirmaggregate zu aktivieren, die offensichtlich nicht automatisch hochgefahren wurden. Allerdings würden sie kein Dauerfeuer abhalten können; und inzwischen waren auch Ragonet, Suren und Rhoa bewaffnet und richteten die Strahler zur Unterstreichung von Atlans Befehl auf die bewusstlos herumliegenden Tazolen. Zwei Tazolen legten die Waffen nieder und desaktivierten das Schutzfeld; sie wollten wohl das Leben ihrer Gefährten nicht riskieren. Der dritte riss jedoch seinen Strahler hoch und wurde von den konzentrischen Schüssen aus fünf Waffen in nur einer Sekunde getötet. Danach schlug Ragonet die letzten beiden bewusstlos. „Los, zurück in Dro ga Dremms Quartier!" ordnete Atlan an. Die ganze Aktion hatte nicht länger als zwei, höchstens drei Minuten gedauert. Bis zu den Schüssen hatte es sicher noch keinen Alarm gegeben, also blieb ihnen noch ein wenig Zeit, die Gemächer zu stürmen.
Sie hielten sich nicht lange mit dem Zugangskode auf. Ragonet zerschoss die Schalteinrichtung und schob die Tür dann einfach mit seinen Bärenkräften auf. Wie sie erwartet hatten, befand der oberste Scoctore sich nicht mehr im Konferenzraum - allerdings ebensowenig im angrenzenden, offenen Wohnbereich.
Dro ga Dremm war allein. Es war Zeit für ein rituelles Bad, und in solchen intimen Momenten duldete er niemanden um sich. Nicht einmal ein anderer Scoctore durfte diese Zeremonie mit ihm teilen, obwohl es der tazolischen Sitte entsprach, die gern eingehalten wurde. Aber Dro ga Dremm genoss diese Momente für sich allein, mit seinen Gedanken und Wünschen. So konnte er ungestört Zwiesprache mit den Göttern halten, in einer Vertraulichkeit, die bei den Gebeten im Tempel nicht möglich war. Er hatte die Temperaturregelung des Badebereichs erhöht und in der luxuriösen Wanne ein Elcoxol-Bad vorbereitet. Das Licht war gedimmt, und an die Wände wurden Bilder aus der unberührten Natur von Tazolar projiziert, leise begleitet von traditioneller Musik. Der ganze Raum war mit angenehmen, speziell nur auf ihn abgestimmten Düften durchsetzt, die der Entspannung dienten und Erinnerungen an die Heimat weckten.
Der oberste Scoctore hatte soeben die Kleidung abgelegt und war dabei, ins Bad zu steigen, als er sich plötzlich Atlan gegenübersah, mit der Waffe im Anschlag und seine Freunde hinter sich. „Du wagst es ...", zischte Dro ga Dremm, ein raues Kratzen in der Kehle. Seine Stimme versagte für einen Moment vor Empörung und Zorn. Er hatte sogar sein Spray beiseite gelegt. Was für ein ungeheurer Frevel! Die Ungläubigen wagten es, dieses allerheiligste Ritual zu stören und mit seiner Anwesenheit zu beschmutzen! Und den obersten Scoctoren dieser Galaxis in diese entwürdigende und beschämende Situation zu bringen - das schlimmste aller Verbrechen! „Die Götter werden dich grausam bestrafen, die ewige Verdammnis wird dir zuteil, ohne Hoffnung auf Erlösung!" keuchte er bebend. „Möglich, vielleicht irgendwann", meinte Atlan gleichgültig. „Los, zieh dich an! Dann wirst du uns zu einem Beiboot bringen. Ich will in einer Viertelstunde von hier weg sein."
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