1982 - Gefangene der Algioten
Die Völker Algions hatten sie jeweils ihren persönlichen Bedürfnissen angepasst und ausgestattet. Wenn Rinaher nur wüsste, was mit den anderen war!
Zuletzt hatte sie nur Hermon lebend gesehen, und es bestand die reelle Chance, dass auch er sich an Bord befand. Aber wie viele hatten noch überlebt, und was war mit ihnen geschehen? Vor allem - mit Atlan? „Alles, nur das nicht", flüsterte Rinaher. „Er muss es überlebt haben, er muss! Er darf nicht gestorben sein. Vor allem ist ohne ihn unsere Mission in Chearth mehr als gefährdet."
Atlan war für viele Arkoniden nach wie vor die große Leitfigur, eine Persönlichkeit, wie es keine zweite gab. Rinaher stand ihren Eltern in seiner Verehrung in nichts nach, und Junkeron hatte ebenso empfunden. Wie stolz waren sie beide gewesen, als sie die ANUBIS betreten hatten! „Du wirst schon einen Weg hier raus finden, Kadettin!" rief Rinaher sich energisch zur Ordnung. Als erstes musste sie etwas essen, um bei Kräften zu bleiben, auch wenn sie keinen Appetit hatte. Sie nahm einen der Konzentratwürfel in die Hand: eindeutig ein terranisches Produkt. Vielleicht stammten sie sogar von der ANUBIS?
Die Voranesen wollten also nicht riskieren, dass sie vorzeitig an unverträglicher Nahrung starb. Ein kleiner, nur sehr schwacher Trost. Andererseits konnte sie jetzt auch nicht die Rolle einer Schwerkranken spielen, um so auf eine möglicherweise weniger bewachte Krankenstation zu gelangen.
Also musste sie eine andere Fluchtmöglichkeit finden. Denk nach, Kadettin! Denk nach!
3.
Am Sonnentresor
„Atlan ist kurz nach euch mit der ANUBIS aufgebrochen", erhielten Myles Kantor und Ronald Tekener von dem wissenschaftlichen Koordinator Hanzuk Karuf Auskunft, der für diese Konferenz den Vorsitz übernommen hatte. „Mhogena ist bereits kurz nach eurem Abflug von Trokan zurückgekehrt und hat berichtet, dass alle Haluter mit dem Großraumer SHE'HUAN und insgesamt achthundert Kugelschiffen Richtung Chearth aufgebrochen sind."
„Alle?" Tekener pfiff durch die Zähne. „Das dürften an die hunderttausend sein!" sagte er. „Wirklich alle?"
„Das gesamte Volk, inklusive Icho Tolot", nickte Karuf. Er war ein großer, stämmiger, durchtrainierter Mann, stets nach dem neuesten Trend perfekt durchgestylt. Man hätte annehmen können, dass er als Nachrichtensprecher für einen Mediensender oder zumindest in der Öffentlichkeitsarbeit tätig wäre, anstatt sich auf die von außen gesehen eher unspektakuläre Logistik und Koordination zu konzentrieren. „Atlan wollte in Chearth unter anderem Vorbereitungen für den Empfang der Haluter treffen und den Widerstand gegen die Algioten organisieren", berichtete er. „Nachdem unsere Schiffe hier ständig beschäftigt werden, griff er sicherheitshalber nur auf die ANUBIS zurück."
„Habt ihr schon Nachricht erhalten?" wollte Tek wissen. „Bisher leider nicht, da der Funkverkehr ständig gestört ist. Wir warten aber jeden Moment darauf." Hanzuk Karuf lächelte gewinnend. „Wir sind schon erleichtert, dass ihr wieder wohlbehalten zurück seid." Myles Kantor nickte. „Beinahe hätten wir es nicht geschafft."
Der Wissenschaftler berichtete nun in einer Zusammenfassung von dem Flug und den Vorkommnissen. Dabei kam er auch auf die drohende Schrumpfung des Pulsars Wlaschos und den ständig wachsenden Dimensionsriss der Sonne Yponiko zu sprechen. Den Riss konnte man von Thagarum und den Modulen der GILGAMESCH aus ebenfalls orten - Myles Kantor lieferte jetzt aber genauere Daten. Der Aktivatorträger berichtete auch von den Gefangenen. Die siebzehn Tazolen waren auf einem Sicherheitsdeck, in einer durch Fesselfelder abgeriegelten Zelle, untergebracht, dort wurden sie medizinisch untersucht und versorgt. „Immerhin konnten wir Vincent Garron retten", berichtete er weiter. „Sein Geist hat sich in einem Avatara-Androiden manifestiert, und sein Zustand hat sich erheblich gebessert."
„Das gibt wieder eine Menge Forschungsarbeit für mich", meinte Dr. Julio Mangana fast erfreut. Dr. Darla Markus, die neben ihm saß, hob die blau gefärbten Augenbrauen. Die junge Medikerin verkniff sich jedoch eine Bemerkung. „Was ist mit Tuyula Azyk?" fragte sie stattdessen. „Das Bluesmädchen ist wohlauf. Beide sind bereits zur Medo-Station unterwegs."Der massige Chefmediker rutschte nervös auf seinem Sessel herum. Am liebsten wäre er sofort losgestürzt; andererseits wollte er die Konferenz nicht gerade mittendrin verlassen. „Nun komme
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