1982 - Gefangene der Algioten
ich leider zur schlimmsten Nachricht", fuhr Myles Kantor seinen Bericht fort. „Sie ist in ihren Konsequenzen wahrscheinlich schlimmer als die Vernichtung einer Space-Jet und der Tod der Besatzungsmitglieder."
„Was? Das war noch nicht alles?" entfuhr es jemandem. „Ganz und gar nicht. Deswegen habe ich zuerst alles zusammengefasst, bevor ich euch die Einzelheiten anhand des Datenmaterials erläutere." Myles blies eine blonde Haarsträhne aus der Stirn. „Ihr habt von hier aus sicher beobachtet, dass einige Sonnenwürmer ihre Umlaufbahn um Skoghal in den letzten Wochen verlassen haben. Drei von ihnen ist der Ausbruch aus dem Sonnentresor gelungen. Wir haben noch keine Ahnung, was das für uns an Auswirkungen haben wird. Aber wir können natürlich sicher sein, dass sie sich mit Heißhunger auf eine der Sonnen in der Nähe des Sonnentresors stürzen werden." Unruhiges Gemurmel erhob sich. Immer mehr Probleme schienen sich aufzutürmen, und ein Ende war einfach noch nicht abzusehen.
Die Durchsetzung seiner Forderungen musste Myles Kantor sich nicht so hart erkämpfen, wie er es befürchtet hatte. Er verlangte, dass man ihm genügend Sonden, Space-Jets und Kreuzer zur Verfügung stellte, um sämtliche Sonnen im Umkreis von 300 Lichtjahren des Sonnentresors ständig beobachten zu können. Jede noch so kleinste Veränderung musste sensibel registriert werden; aufgrund der Einflüsse der andauernden Hyperstürme war dies nur jeweils vor Ort möglich. Die kleine Flotte an Jets und Kreuzern sollte auf diese Weise ein feinmaschiges Netz aus Ortungsimpul sen bilden; immerhin konnte das Schicksal einer ganzen Galaxis davon abhängen.
Natürlich hatten die Kommandanten der Module zunächst Bedenken, wie der Schutz dieser vielen Beobachter gewährleistet werden konnte, angesichts der Armada von 15.000 Schiffen auf der Gegenseite. Andererseits konnte davon ausgegangen werden, dass die Algioten diesen kleinen Schiffen nicht allzu viel Beachtung schenken würden; sie legten zudem keinen Wert auf viele Gefangene. Eventuell konnte man Schiffe der Wlatschiden als Geleitschutz gewinnen, sobald man wieder Kontakt mit Ganzetta hatte. Myles Kantors Wunsch wurde entsprochen, und die entsprechenden Vorbereitungen begannen.
Hanzuk Karuf versprach, sich um den reibungslosen Ablauf zu kümmern. Myles Kantor beauftragte einen seiner engeren Mitarbeiter, den Hyperphysiker Gerrick Villström, mit der Leitung des Unternehmens. Einen Teil der Leute, die eingesetzt werden sollten, benannte er selbst, um den Rest sollte sich Villström in Zusammenarbeit mit Karuf kümmern. Die Befragung der gefangenen Tazolen wurde für den Moment verschoben; die ausgebrochenen Guan a Var waren wichtiger. Man einigte sich, bis zu Atlans oder Mhogenas Rückkehr zu warten.
Inzwischen bat Dr. Liddy Ansund, die Sektionsleiterin der Para-Wissenschaftsstation der MERLIN, um Myles Kantors Besuch. „Es wird dich sicher interessieren, wie weit unsere Forschungen inzwischen gediehen sind", begrüßte sie den Unsterblichen in ihrem Labor. „Wir hatten inzwischen ausführlich Gelegenheit, uns mit den algiotischen Psi-Netzen zu beschäftigen, und ich glaube, dass wir dem Durchbruch nahe sind." Diese Psi-Netze waren keine Eigenerfindung der Tazolen, sondern entstammten einer weitaus höheren Technik. Bis zum jetzigen Zeitpunkt war es den Wissenschaftlern der MERLIN nicht gelungen, dieser Technik auf die Spur zu kommen. Man wusste lediglich, dass die Tazolen sie von Shabazza erhalten hatten immer wieder Shabazza... .„Ihr kennt inzwischen die Konstruktionsweise?" erkundigte sich Myles interessiert. Dr. Ansund sah ihn verwundert an. Sie war Terranerin, eine kompetente Frau von 78 Jahren, etwas über 1,70 Meter groß, mit einem leichten Hang zum Übergewicht. Sie besaß ein großflächiges, freundliches Gesicht, lustige blaue Augen und widerspenstige blonde, sehr kurz geschnittene Haare. „Natürlich nicht", antwortete sie. „Aber das hindert uns nicht daran, an einem Neutralisator zu arbeiten - nach der Methode Try and Error." Sie geleitete Myles zu einem Schaltpult, auf dem eine Versuchsanordnung aufgebaut war, mit dem Psi-Netz im Mittelpunkt. „Zuerst mussten wir herausfinden, ob dieses Netz lediglich eine Abwehrfunktion hat oder ob es einen direkten Einfluss auf die Hirnströme des Trägers ausübt", fuhr die Para-Wissenschaftlerin fort. „Und leider mussten wir feststellen, dass in gewissem Sinne wohl beides zutrifft wir haben eine Veränderung der Hirnströme
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